Aufgrund der geplanten Pfarreireform im Erzbistum Köln hat das römische Dikasterium für den Klerus Kardinal Rainer Maria Woelki einen Zeitschriftenaufsatz zum Thema weitergeleitet. Der ehemalige Staatssekretär Günter Winands hatte jüngst in einem Beitrag in den „Nordrhein-Westfälischen Verwaltungsblättern“ (Nr. 10/2024) die vom Erzbistum geplante Reform kritisiert. Unter anderem bemängelte Winands, dass vonseiten des Kölner Kardinals „angesichts grob fehlerhafter und sachwidriger Rechtsfindung die Schwelle zur Willkür“ überschritten werde. Das Dikasterium für den Klerus, das eine Kopie von Winands Beitrag erhalten hatte, teilte nun in einem Schreiben mit, dass es die Kritik des ehemaligen Staatssekretärs teile. Wörtlich heißt es im Schreiben aus dem Vatikan: „Angesichts der Aktualität und Bedeutung Ihrer Ausführungen hat dieses Dikasterium entschieden, eine Kopie des Artikels an den Erzbischof von Köln zu senden und ihn zu bitten, die Ausführungen zu bedenken, um pastorale und rechtliche Schwierigkeiten zu vermeiden.“
Hintergrund ist die geplante Zusammenlegung von bisher 514 Pfarreien des Erzbistums Köln zu weit unter 100 Großpfarreien oder alternativ die Bildung von Kirchengemeindeverbänden. Ein ähnlicher Plan aus dem Bistum Trier, bei dem am Ende 35 „Pfarreien der Zukunft“ stehen sollten, wurde 2020 mit einer Instruktion des Klerusdikasteriums unterbunden. Pfarreifusionen betrachtet Rom mit großer Skepsis. Kritik zum neuerlichen Schreiben über die Vorgänge in Köln äußerte Kirchenrechtler Thomas Schüller. Er sieht in der römischen Position den Versuch, zu verhindern, dass sämtliche Pfarreien in einem Bistum nach einem „Masterplan“ zusammengelegt und gleichbehandelt werden. Es sei „wirklichkeitsfremd“, wenn Pfarreien nicht aufgrund eines Mangels an Gläubigen, Priestern oder Finanzen zusammengelegt werden dürfen.