Hindu-Fest in Indien bricht Rekorde500 Millionen Menschen bei „Maha Kumbh Mela“

Mann in Indien
© Pixabay

Das hinduistische Fest „Maha Kumbh Mela“ in der nordindischen Stadt Prayagraj vom 13. Januar bis 26. Februar brach auch in diesem Jahr alle Rekorde. Bereits zehn Tage vor Ende wurden 500 Millionen Besucher angegeben, die im Zusammenfluss „„Triveni Sangam“ von Ganges und Yamuna sowie dem mystischen Fluss Saraswati im Bundesstaat Uttar Pradesh badeten. Zum Vergleich: 240 Millionen Pilger nahmen an der „halben“ Kumbh Mela 2019 teil, 1,8 Millionen Muslime 2024 an der Pilgerfahrt nach Mekka in Saudi-Arabien, 30 Millionen Besucher werden im laufenden Heiligen Jahr in Rom erwartet. 2025 war die „Maha Kumbh Mela“ von noch größerer Bedeutung als üblich, da die diesjährige Planeten- und Sternenkonstellation nur alle 144 Jahre vorkommt.

Bei einer Massenpanik kamen am 29. Januar, der wegen einer bestimmten Planetenkonstellation zu den heiligsten Tagen des Festes gehört, mindestens 30 Menschen ums Leben, mindestens 60 Menschen wurden verletzt. Erwartet wurden nur an diesem Tag 100 Millionen Pilger. Am 15. Februar verloren mindestens 18 Menschen, die mit dem Zug zum Fest fahren wollten, bei einer Massenpanik am Bahnhof der Hauptstadt Neu-Delhi ihr Leben. Bei großen Versammlungen kommt es immer wieder zu Massenpaniken. Bei der „Maha Kumbh Mela“ 2013 kamen mindestens 36 Menschen ums Leben.

Das Fest fand in diesem Jahr das erste Mal unter der hindu-nationalistischen Regierung von BJP-Premierminister Narendra Modi statt, die in Infrastruktur und Sicherheit so viel Geld investierte wie nie zuvor und massiv um Teilnahme warb. Laut BBC wurden auf einer Fläche von 4000 Hektar 160.000 Zelte aufgebaut. 40.000 Polizei- und Ordnungskräfte waren im Einsatz. Es gab 99 Parkplätze für über eine halbe Million Fahrzeuge, 30 schwimmende Pontonbrücken, 150.000 Toiletten und 85 Rohrbrunnen nur für das religiöse Ereignis. Die indische Bahn investierte enorme Summen in ihre Infrastruktur. Der „Neuen Zürcher Zeitung“ zufolge wurde das Gelände von 2300 Kameras überwacht; erstmals gab es ein Zentrum für Cybersicherheit, um die sozialen Netzwerke zu kontrollieren und einzugreifen, sollten dort beunruhigende Falschinformationen auftauchen.

Der bevölkerungsreichste Bundesstaat Uttar Pradesh, in dem auch das muslimische Mausoleum Taj Mahal steht, wird ebenfalls von Modis BJP regiert. Die BJP nutzte das Fest, um die Bedeutung des Hinduismus für die kulturelle Identität des Landes zu betonen. Modi und der Hardliner Yogi Adityanath, seit 2017 Ministerpräsident des Bundesstaates und Hindu-Mönch, nahmen öffentlichkeitswirksam ein rituelles Bad. „Die Maha Kumbh Mela vereint das gesamte Land“, so Modi in seiner monatlichen Radioansprache. Nichthindus dürften sein Auftreten anders beurteilen: Modi fährt einen harten Kurs gegen rund 200 Millionen Muslime, 30 Millionen Christen und andere Minderheiten in dem Land mit rund 1,4 Milliarden Einwohnern (vgl. HK, September 2024, 48–50). Der Rekordandrang in Prayagraj zeigt somit auch die zunehmende Bedeutung der Religion, mit der die Hindu-Nationalisten ihre Dominanz festigen.

Die Angaben zu den Ursprüngen des Festes gehen auseinander. Populär ist die Erklärung, dass das „Fest des Kruges“ auf dem Schöpfungsmythos vom „Quirlen des Milchozeans“ beruht. Demnach stritten Götter und Dämonen um einen Krug, den der Gott Shiva trug und der einen Unsterblichkeitsnektar enthielt. Im Kampf fielen vier Tropfen dort auf die Erde, wo sich heute die Städte Prayagraj, Haridwar, Ujjain und Nasik befinden. Die ersten Menschen, die das heilige Bad im Wasser der Unsterblichkeit nahmen, waren Naga Sadhus, die als Schüler Shivas gelten und die heute eine prägende Rolle bei dem Fest spielen. Seitdem soll alle zwölf Jahre die „große“ Maha Kumbh Mela stattfinden, dazwischen alle drei Jahre kleinere Festivals. Gläubige gehen davon aus, dass ein Bad von Sünden reinigt, ihre Seele läutert, sie aus dem Kreislauf von Geburt und Tod befreit und dem Nirwana näherbringt. In den Veden und Puranas wird das Fest nicht erwähnt, spätere historische Quellen sind unklar. Historiker verorten die Anfänge der Kumbh Mela in ihrer heutigen Form ins 19. und 20. Jahrhundert. Seit der Unabhängigkeit 1947 ist die Teilnahme für führende Politiker aller Parteien zur Tradition geworden. 2017 nahm die UNESCO das Fest in die Repräsentative Liste des Immateriellen Kulturerbes der Menschheit auf.

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