Die Autobiografie des PapstesFranziskus, ein Pilger der Hoffnung

m Heiligen Jahr, das unter dem Motto „Pilger der Hoffnung“ steht, hat Papst Franziskus seine Autobiografie mit dem Titel „Hoffe“ veröffentlicht. In über 80 Ländern ist das Buch zeitgleich erschienen und gilt gemeinhin als Sensation: Denn Franziskus ist der erste Papst, der seine Memoiren bereits zu Lebzeiten veröffentlicht. Als Co-Autor des Werkes fungierte der italienische Verlagsleiter Carlo Musso.

Wer auf die großen Sensationen und spektakulären Enthüllungen hoffte, wird mit der Biografie des Papstes enttäuscht. Auf den knapp 400 Seiten finden sich keine aufsehenerregenden Informationen. Vielmehr liest sich das Buch wie eine spirituelle Schrift, die von den ersten Ereignissen im Leben von Jorge Mario Bergoglio an verdeutlicht: Die Hoffnung sollte niemals aufgegeben werden. Denn sie hilft, auch schwere Schicksalsschläge zu überstehen, wie die eindrücklichen Erfahrungen, die Bergoglio als junger Chemielaborant erlebte.

Natürlich kommt auch der März 2013 zur Sprache: Franziskus erzählt, wie er mit dem Rückflugticket nach Argentinien zum Konklave nach Rom reiste und wie er bei der Auszählung der Stimmen in der Sixtina lieber den Rosenkranz betete. „Ich hätte mir niemals vorstellen können, dass dieses Konklaves mich persönlich betreffen würde“, schreibt der Papst.

Während er von sich selbst das Bild des Guten Hirten zeichnet, der sich vor allem um die Menschen an den Rändern sorgt, werden andere scharf abgekanzelt. Dazu zählen zum Beispiel die Traditionalisten, die an alten und überkommenen Riten festhalten: „Sie ist schon kurios, diese Faszination am Unverständlichen (…). Und diese rigide Einstellung geht meist einher mit kostbaren, kostspieligen Gewändern, mit Stickereien, Spitzen und Stolen. Das ist keine Freude an der Tradition, sondern blanke Zurschaustellung von Klerikalismus“, kritisiert Franziskus.

Eine Autobiografie zeichnet das eigene Leben so, wie man es gerne hätte. Sie legt eine Hermeneutik dar, mit der andere auf das eigene Leben schauen sollen. So ist das auch bei Franziskus. Kritik am eigenen Leben und Handeln bleibt aus. Spannender als die Lebensabschnitte, die der Papst schildert, sind deshalb die Dinge, die er in seiner Autobiografie ausblendet.

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