Vertiefter Einblick in Statistik nach KirchenmitgliedschaftsuntersuchungKirchenatlas für Dateninteressierte

Stadtplan München
© Unsplash

Menschen mit Freude an Zahlen und Daten kommen beim Ende Januar veröffentlichten Ökumenischen Kirchenatlas auf ihre Kosten. Anhand einer Karte der Bundesrepublik lässt sich bis auf die Ebene von Stadt- und Landkreisen detailliert nachvollziehen, wie es vor Ort um die Kirchenmitgliedschaft und die Nutzung kirchlicher Angebote wie Taufe, Trauungen und Bestattungen bestellt ist. Bei Eheschließungen wird unter anderem auch in den Blick genommen, wo sie über Konfessionsgrenzen hinweg erfolgen. Die interaktive Homepage lässt sich unter www.oekumenischer-kirchenatlas.de aufrufen. Sie speist sich aus soziodemografischen und kirchenamtlichen Daten, basierend auf dem Stand vom 31. Dezember 2022, und umfasst dabei die Themen Alter und Geschlecht, Staatsangehörigkeit, Zuzug, Haushalte mit Kindern sowie kirchliche Amtshandlungen. Der Kirchenatlas vervollständigt damit den zeitgleich veröffentlichten Auswertungsband zur sechsten Kirchenmitgliedschaftsuntersuchung (vgl. HK, dieses Heft, 30–32; Dezember 2023, 13–16), wie die Deutsche Bischofskonferenz mitteilte.

Neben der Unterteilung anhand der politischen Grenzen bietet der Kirchenatlas etwa auch die Möglichkeit, landeskirchliche oder diözesane Hintergrundkarten einzublenden und die Daten nach Konfessionen zu filtern. So können die vorliegenden Zahlen auch regional miteinander verglichen werden. Die Generalsekretärin der Deutschen Bischofskonferenz, Beate Gilles, unterstrich, die vorliegenden Zahlen würden helfen, „die Wirklichkeit differenzierter wahrzunehmen“, und sie verdeutlichten die abnehmende Relevanz der Kirchen in der Gesellschaft.

Tobias Kläden von der Katholischen Arbeitsstelle für missionarische Pastoral sieht aufgrund der Daten, die in dem Auswertungsband zur Kirchenmitgliedschaftsuntersuchung veröffentlicht wurden, die Tendenz hin zu einer kirchlichen „Milieuverengung“ bestätigt: „Moderne Wertorientierungen und Lebensstile haben einen deutlich negativen Effekt auf Religiosität allgemein.“ Über diese Verengung des Milieus hinaus stelle sich kirchlicherseits die soziale Frage. „Kirchliches Leben wird vornehmlich durch höher Gebildete geprägt, Menschen mit geringerer formaler Bildung kommen nur noch wenig vor“, so Kläden weiter. Die Kirche verenge sich bildungsbürgerlich und orientiere sich eher an gesellschaftlichen Eliten.

Anzeige: Geschichte der Päpste seit 1800. Von Jörg Ernesti

Die Herder Korrespondenz im Abo

Die Herder Korrespondenz berichtet über aktuelle Themen aus Kirche, Theologie und Religion sowie ihrem jeweiligen gesellschaftlichen und kulturellen Umfeld. 

Zum Kennenlernen: 2 Ausgaben gratis

Jetzt gratis testen