Wäre dies ein TV-Film, man würde am liebsten zur Fernbedienung greifen und das Programm zu einer leichten Komödie hin wechseln. So fühlt es sich an, wenn man Anne Applebaums „Die Achse der Autokraten“ liest. Die US-amerikanische Historikerin, im vergangenen Jahr mit dem Friedenspreis des Deutschen Buchhandels geehrt, zeichnet in ihrer jüngsten Veröffentlichung nach, wie sich totalitäre Regime weltweit gegenseitig stützen, um an der Macht zu bleiben oder diese auszubauen. Sind die ideologischen Stoßrichtungen dabei durchaus verschieden, eint sie doch die fundamentale Ablehnung des Westens. Applebaums Blick richtet sich dabei längst nicht nur auf Länder wie Russland und China, deren Agieren auch hierzulande von einer breiten Öffentlichkeit verfolgt wird, sondern etwa auch auf Syrien, Nordkorea, den Iran, Belarus – und auf Veränderungsprozesse, die die Europäische Union und die USA derzeit durchlaufen.
Besonders erschreckend: Der Einsatz neuer Technologien und Medien, um Desinformationskampagnen zu schüren und auch bislang stabile Demokratien nach und nach zu unterlaufen. Das ist nichts, was man nicht schon einmal gehört hat. Doch Applebaum führt in ihrer Analyse kenntnisreich verschiedene globale Stränge zusammen – etwa ideologische Überzeugungen, den medialen Einfluss, den Fluss von Geld und Waffen – und zeigt dadurch auf, wie die vernetzten Autokratien die Demokratien mehr und mehr unterwandern und wie machtlos Zusammenschlüsse wie die Vereinten Nationen angesichts der Auflösung bislang geltender internationaler Regeln sind. Eine der größten Gefahren für freiheitliche politische Systeme sieht Applebaum darin, dass Autokraten schon längst Künstliche Intelligenz für ihre Kampagnen einsetzen. Gelänge es nicht, dem Einsatz von KI gesetzliche Zügel anzulegen, „bevor sie die politische Debatte verzerrt, könnte dies in Zukunft katastrophale Konsequenzen haben“.
Applebaum endet mit dem Appell, dass sich Demokraten weltweit vereinigen mögen – und eine ähnliche Allianz bilden, wie die Autokraten es tun. Wer diesen Weckruf gebraucht hat, sollte ihn spätestens nach dieser Lektüre gehört haben.