Schon Augustinus – und das macht seine Modernität aus – schrieb in den Confessiones: „Ich war mir selbst eine große Frage geworden.“ Holger Zaborowski weiß darum, dass der Mensch ein nach Lebenssinn suchendes Wesen ist. Darum lädt der Philosoph seine Leser in zwölf konzentrierten Essays dazu ein, sich denkend und die eigene Existenz befragend mit ihm auf den Weg zu machen. Dabei werde das oftmals „Selbstverständliche“ in den Blick genommen: „das Spielen oder Gärtnern, das Essen oder Hoffen, die Leiblichkeit, die Wirklichkeit, das Heilige oder die Würde des Menschen in seiner Verletzlichkeit und in seiner Beziehung zum anderen Menschen. Das, was selbstverständlich und alltäglich erscheint, so zeigt sich, kann tiefere Dimensionen eröffnen. In ihm kann sich ein Sinn zeigen, der auch in unsicheren Zeiten zu tragen vermag.“
Der klarsichtige Beobachter verfügt über die Gabe, längst vertraute Phänomene auf neue Weise anzuschauen. Das wird exemplarisch sichtbar, wenn Zaborowski zum Beispiel über das „Spielen“ nachdenkt: „Ich spiele weiter mit den Gedanken. Oder spielen diese mit mir, ohne dass ich genau wüsste, wie mir geschieht? Worauf setzte ich gerade mein Glück? Wer treibt hier eigentlich sein Spiel? Was ist mein Einsatz in diesem Spiel des Denkens?“ Im Spielen eröffne sich eine dreifache Gegenwart, „im zeitlichen Sinn eine Präsenz, die Erinnerung und Erwartung verblassen und im Moment leben lässt, im örtlichen Sinne eine Anwesenheit an einem Ort, der zur Heimat werden und Geborgenheit schenken kann, und im menschlichen Sinne Nähe zu anderen, die Vertrauen erlaubt“.
Der hellhörige Zeitgenosse konstatiert aber auch, dass selbst zu Zeiten, in denen „Gottes Tod“ überall verkündet werde, die Bewahrung der Schöpfung zum Codewort einer „zutiefst verunsicherten Moderne“ geworden sei. Vielleicht zeige sich „in diesem säkularen Schöpfungsglauben“ eben doch eine oftmals verzweifelte Sehnsucht nach einem wunderbaren Schöpfer.
Mit seinen Erkundungen gelingt es dem Philosophen, Glaubenden wie Nichtglaubenden Mut zum Selberdenken zu machen und sich den Möglichkeiten des Menschseins zu öffnen.