Was Transhumanisten glaubenDie Abschaffung des Todes

Transhumanisten hoffen auf die Unsterblichkeit mithilfe von Technik und Medizin. Das klingt nach einer bizarren Ideologie. Doch auch das Christentum kennt das Ideal der Vervollkommnung des Menschen und die Vorstellung vom ewigen Leben.

Technologischer Fortschritt verändert die Gesellschaft und die Art und Weise des Zusammenlebens. Dieser Zusammenhang ist nicht neu, doch die Geschwindigkeit des Fortschritts und damit des gesellschaftlichen Wandels hat in den vergangenen Jahrzehnten enorm zugenommen, denkt man nur daran, welchen Einfluss Smartphones mit mobilem Internet auf das Privat- und Berufsleben haben. Eine neue Entwicklung besteht darin, dass Technologien heute nicht nur als Werkzeug für den Menschen eingesetzt werden, sondern immer mehr auch der Mensch selbst als Objekt der Verbesserung angesehen wird.

Offenbar könnte dieser in vielerlei Hinsicht verbessert werden: Die menschliche Lebensdauer ist begrenzt, er ist anfällig für Krankheiten, arbeitet ineffizient und handelt oft unvernünftig. Anhänger des Transhumanismus möchten sich mit der natürlichen Begrenztheit des Menschen nicht abfinden und streben entsprechende Verbesserungen an. Dazu gehören unter anderem die Optimierung der physischen Fähigkeiten, die Optimierung der intellektuellen Fähigkeiten, die Optimierung der Willenskraft, die Optimierung der Lebensdauer, die Optimierung beziehungsweise Vergrößerung des Glücksempfindens. Diese Optimierungen ließen sich durch eine Kombination von Gentechnik, Medikamenten, medizinischen Eingriffen, technischen Implantaten und künstlichen Körperteilen erreichen.

Der Transhumanismus ist jedoch keine reine Zukunftsutopie, sondern heute in Ansätzen bereits Realität: Sportler mit Prothesen können in manchen Disziplinen schon ähnliche Leistungen erbringen wie Menschen ohne diese Erweiterungen. Cochlea-Implantate ermöglichen Tauben das Hören. Bionische Augen lassen Blinde sehen, theoretisch auch im Infrarot- und UV-Spektrum. Intelligent vernetzte Brillen und bald auch Kontaktlinsen ermöglichen eine noch engere Verknüpfung von digitaler und analoger Welt als Smartphones.

Medikamente sind in der Entwicklung, welche die natürliche Zellregeneration erhalten und damit den Alterungsprozess verzögern. Durch das CRISPR/Cas-Verfahren lassen sich seit kurzem einzelne Gensequenzen an ausgewählten Stellen in die DNA einbauen, was eine viel präzisere Gentechnologie ermöglicht. Im Anschluss an das „Human Genome Project“ arbeiten Bio-Informatiker daran, die komplexen Genstrukturen herauszuarbeiten, welche die Entwicklung hoher Intelligenz fördern. Durch Präimplantations- und Pränataldiagnostik wird schon heute aktiv Eugenik betrieben: Die Zahl geborener behinderter Menschen oder Menschen mit Erbkrankheiten nimmt stetig ab.

Der Trend lässt sich nicht umkehren

Auch wenn man gute Gründe hat, diese Entwicklungen kritisch zu sehen, muss man sich damit auseinandersetzen, denn die technologische Entwicklung lässt sich nicht vermeiden, nur hinauszögern. Selbst wenn einzelne Staaten hier rigorose Verbote erlassen, werden Forscher und Menschen, die diese Technologien in Anspruch nehmen möchten, auf andere Länder ausweichen.

Neben Genetik und Biotechnologie kann auch die Transplantationsmedizin das Leben verlängern: Seit einigen Jahren plant der italienische Chirurg Sergio Canavero, einen Kopf auf einen neuen Körper zu transplantieren; hier muss diejenige Person, die sich regelmäßig einen neuen Spenderkörper leisten kann, also nur noch Demenz oder einen Hirntumor fürchten – oder dass sie selbst irgendwann zum Spenderkörper gemacht wird.

Da aber auch diese Mittel beschränkt sind, spekulieren Transhumanisten häufig auf langfristige Entwicklungen, welche die menschliche Existenz von biologischen Beschränkungen vollständig unabhängig machen sollen. Filme wie „Transcendence“ aus dem Jahr 2014 malen aus, welchen Weg die angebrochene Entwicklung nehmen kann: Das menschliche Bewusstsein wird auf einen Quantencomputer übertragen, wodurch dessen Existenz so lange verlängert werden kann, wie Energie vorhanden ist, das Gerät am Laufen zu halten. Die britische Science-Fiction-Serie „Black Mirror“ entwirft in einer Folge aus dem Jahr 2016 ein Szenario, in der viele Senioren freiwillig aktive Sterbehilfe in Anspruch nehmen, um möglichst früh den Gebrechen des Alters zu entfliehen, um in der virtuellen Realität des Menschen-Archivs für immer glücklich zu leben.

Allerdings muss man aus naturwissenschaftlicher Perspektive einwenden, dass eine angestrebte innerweltliche Unsterblichkeit auf physikalische Grenzen stößt: Nach dem zweiten thermodynamischen Hauptsatz entwickelt sich das Universum langfristig zu einem Stadium der absoluten Homogenität hin, was heißt, dass jede Art von dynamischer und komplexer Struktur, ob biologisch oder technologisch, endlich existiert. Man könnte sagen, das Universum hat ein eingebautes Verfallsdatum. Nach dem aktuellen Stand unseres Verständnisses der Naturgesetze ist innerweltliche Unsterblichkeit physikalisch unmöglich.

Ein Angebot der „Unsterblichkeit“ weckt daher Hoffnungen, die nicht einzulösen sind. Stattdessen sollte die Frage diskutiert werden, ob die enorme Verlängerung des Lebens überhaupt erstrebenswert ist.

Viele Transhumanisten vertreten ein materialistisches Weltbild und sind moralische Nihilisten; hier kann man natürlich keine Diskussion darüber führen, ob die transhumanistische Agenda moralisch verantwortlich ist oder nicht. Andererseits sind in der Argumentation der Befürworter auch häufig Elemente einer utilitaristischen Ethik zu erkennen: Lebensverlängernde und lebensqualitätssteigernde Maßnahmen seien zu befürworten, weil sie das langfristige Glück für eine große Zahl von Individuen vergrößere; einem Menschen die Quasi-Unsterblichkeit zu verwehren, würde bedeuten, ihm die Zukunftsoption mit dem größten Glücksgewinn zu verweigern. Auch intellektuelle Freuden und die Möglichkeit zur Selbstverwirklichung sollen in einer Welt aus langlebigen Cyborgs oder in einer virtuellen Realität in höherem Maße möglich sein.

Charakterbildung statt Glücksmaximierung

Man könnte nun auf rein utilitaristischer Ebene über die Verantwortbarkeit einer transhumanistischen Agenda streiten. Quasi-Unsterblichkeit bringt auch Gefahren mit sich; so könnten beschränkte Ressourcen bei einer immer größer werdenden Zahl von Menschen zu vergrößerter Armut führen. Enhancement-Angebote auf dem freien Markt in einem kapitalistischen System können dazu führen, dass die Schere zwischen Arm und Reich noch weiter aufgeht, weil sich nur die Reichen die entsprechenden Verbesserungen leisten können. In „Star Trek“ erfährt man rückblickend, dass Mitte des 21. Jahrhunderts der dritte Weltkrieg stattgefunden habe, weil eine gentechnisch veränderte Elite die Weltherrschaft an sich reißen und alle herkömmlichen Menschen versklaven oder eliminieren wollte („eugenische Kriege“); aufgrund dieser Erfahrung hat die technologisch sonst weit fortgeschrittene Menschheit in dieser fiktiven Zukunft jede Art von genetischer Verbesserung von Menschen verboten.

Befürworter des Transhumanismus entgegnen hier, man müsse wie bei jeder neuen Technologie Strukturen schaffen, welche Missbrauch verhindern und garantieren, dass alle Menschen in ähnlicher Weise davon profitieren. Doch was heißt „profitieren“?

Es gibt durchaus Ähnlichkeiten zwischen dem Transhumanismus und einem christlichen Welt- und Menschenbild: Auch Christen kennen das Ideal der Vervollkommnung des Menschen. Glaube ist nicht nur ein äußeres Fürwahrhalten von Lehrsätzen, sondern zielt auf die Transformation der eigenen Existenz hin.

Hier zeigt sich aber schon der große Unterschied: Sinn und Zweck der menschlichen Existenz ist aus christlicher Perspektive nicht allein die Verbesserung bestimmter Fähigkeiten und Glücksmaximierung, sondern eine Entwicklung hin zu einer Gleichförmigkeit mit Gott beziehungsweise Christus. Die Pastoralkonstitution „Gaudium et Spes“ des Zweiten Vatikanischen Konzils betont, der Mensch sei zur Gemeinschaft mit Gott berufen (Nr. 19); im Vorwort heißt es, der Mensch sei von Gott geschaffen, „damit dieser an seinem glückseligen Leben teilhabe“.

Wichtigstes Ziel der irdischen Existenz sei es, sich auf diese Gemeinschaft mit Gott vorzubereiten. Diese Argumentation wird häufig kritisiert, weil sie in der Vergangenheit oft missbraucht wurde, um Menschen von ungefährlichen weltlichen Freuden abzuhalten oder gar um ungerechte Systeme und Strukturen aufrechtzuerhalten. Das blinde Einhalten von Regeln und sinnloser Verzicht mögen nur durch Jenseitsvertröstung aufrechterhalten werden können; eine christlich geforderte Charakterbildung sollte aus freiem Willen, aus Einsicht und als Antwort auf die erfahrene Liebe Gottes geschehen.

In der Tradition einer aristotelischen Tugendethik wird christliche Charakterbildung meist als Einübung von Tugenden und das Überwinden von Lastern angesehen. Da solche Laster mit der Gemeinschaft mit Gott unvereinbar sind, müssen diese überwunden werden, auch wenn – wie es die christliche Tradition immer wieder betont hat – dies vollständig nicht aus eigener Kraft und in der Regel nicht während der irdischen Existenz möglich ist. Dazu kommt, dass nach jesuanischer Lehre Gottesliebe eng mit Nächstenliebe verknüpft ist. Wer Gott lieben lernt, der liebt auch dessen Geschöpfe und handelt mit vollem Einsatz, um menschliches und tierisches Leid zu vermindern und um anderen Menschen einen Zugang zum Glauben zu ermöglichen.

Moralische Enhancements

Ist diese christliche Pflicht zur Charakterbildung also mit der Utopie einer Quasi-Unsterblichkeit auf Erden vereinbar? Zunächst scheint es, dass eine bloße Verlängerung des Lebens uns mehr Zeit gibt, uns für die Gemeinschaft mit Gott bereit zu machen.

Die katholische Tradition kennt die Vorstellung, dass die unabgeschlossene Charakterformung nach dem Tod in einem komplizierten Prozess fortgeführt wird. Im Katechismus der katholischen Kirche (KKK) heißt es: „Wer in der Gnade und Freundschaft Gottes stirbt, aber noch nicht vollkommen geläutert ist, ist zwar seines ewigen Heiles sicher, macht aber nach dem Tod eine Läuterung durch, um die Heiligkeit zu erlangen, die notwendig ist, in die Freude des Himmels eingehen zu können“ (KKK 1030). Vor dem Hintergrund des Fegefeuers scheint es sogar moralisch geboten zu sein, jedem Menschen die Chance zu geben, sich diesen Ort ersparen zu können.

Nicht jede Person ist in gleicher Weise dazu fähig, bestimmte Charaktereigenschaften auszubilden: Charakterformung setzt ein gewisses Maß an Willensstärke und Intelligenz voraus und ist stark von externen Faktoren wie Erziehung, Bildung und von Vorbildern abhängig. Während man diese Faktoren auch auf konventionelle Weise verbessern kann, könnten christliche Transhumanisten argumentieren, dass weder diese Methoden noch das Bitten um göttliche Hilfe ausreichten, um allen Menschen den gewünschten Status zu ermöglichen oder zumindest allen Menschen die gleichen Chancen einzuräumen. Tatsächlich haben wenige Menschen die Fähigkeit, im kantischen Verständnis moralisch zu handeln, weil dies die Fähigkeit voraussetzt, abstrakte ethische Prinzipien zu formulieren und sich diesen zu unterwerfen. Nach empirischen Studien von Lawrence Kohlberg erreichen nur etwa zehn Prozent der erwachsenen Bevölkerung die höchste Stufe der moralischen Entwicklung.

Transhumanisten könnten sich daher aus ethischer Motivation dafür einsetzen, nicht nur die Fähigkeit zum moralischen Handeln zu verbessern, sondern sogar Menschen zu programmieren, moralisch zu handeln. Diese Motivation kann man gut nachvollziehen, denkt man an das unfassbare Leid, das weltweit durch unmoralisches Handeln erzeugt wird. Doch gegen einen solchen Plan gibt es neben ethischen (wer programmiert den Ethik-Chip fürs Gehirn?) auch anthropologische Bedenken: Wenn es das Wesen des Menschen ausmacht, zumindest der Anlage nach ein moralisches Subjekt zu sein, dann beeinträchtigt der, der ihn seiner moralischen Fähigkeiten beraubt, sein Wesen. Der Mensch wird nicht verbessert, sondern zerstört. Die theologische Konsequenz: Gottes Schöpfungsziel, eine liebende Beziehung mit freien Geschöpfen herzustellen, würde dadurch massiv beeinträchtigt. Ein solches Dammbruchargument muss in der Diskussion unbedingt berücksichtigt werden: Wenn die transhumanistische Agenda einmal „in Fahrt gerät“, dann werden nicht mehr nur die Fragen der Lebensverlängerung und der Verbesserung der Lebensqualität diskutiert, sondern auch die Veränderung der Psychologie.

Viele Beispiele aus der Geschichte zeigen, dass die wenigen Jahre, die jeder auf Erden hat, ausreichen, um zu einem guten und gottesfürchtigen Menschen zu werden. Die Probleme mangelnder Freiheit, mangelnder Moralität und mangelnder Chancen auf Charakterbildung lassen sich nicht dadurch lösen, dass der Mensch mehr Lebenszeit oder bessere Lebensqualität erhält, sondern indem er die Zeit, die er hat, anders nützt. Dies gilt natürlich nicht für große Teile der Bevölkerung in ärmeren Ländern, wo tatsächlich eine Verbesserung der Lebensqualität eine Voraussetzung für spirituellen Fortschritt darstellt. In der westlichen Welt scheint eher das Gegenteil der Fall zu sein: Die ständige Erhöhung der Produktivität, des Leistungsdrucks und der Konsummöglichkeiten verringert die Freiheit des Individuums.

Viele internalisieren das wirtschaftliche Motto „immer mehr, immer schneller, immer besser“ und richten ihr Leben danach aus. Existentielle Fragen lassen sich durch Konsum betäuben; die für die Charakterbildung wichtige Auseinandersetzung mit der eigenen Vergänglichkeit lässt sich immer weiter nach hinten hinausschieben.

Darin liegt die große Gefahr der transhumanistischen Agenda: Indem sie dem Menschen Unsterblichkeit verspricht und sein Leiden für lange Zeit so gering wie möglich hält, fehlt diesem die Notwendigkeit zur Auseinandersetzung mit dem Tod – ob mit dem eigenen oder mit dem von geliebten Personen.

Hochmut als Gefahr der Unsterblichkeit

Zu dieser Gefahr der spirituellen Stagnation kommt die Gefahr der negativen Charakterbildung, der Entfernung von Gott: Wer brillante Fähigkeiten besitzt und sich kaum mit natürlichen Begrenzungen auseinandersetzen – und sich diesen nicht unterordnen – muss, ist viel stärker der Gefahr ausgesetzt, sich für wertvoller als weniger Begabte zu halten, hochmütig zu werden und sich selbst als Gott anzusehen. Hochmut gilt in der christlichen Tradition als größte aller Sünden. Wer sich selbst an die Stelle Gottes setzt, der tendiert dazu, seine eigene Perspektive zum Maßstab aller Dinge zu machen und hat keine Gründe mehr, sich objektiven Normen zu unterwerfen. Richard Seed, Nobelpreisträger und einer der bekanntesten Transhumanisten, verkündete öffentlich: „We are going to become Gods.“ Außerdem sprach er die Warnung aus, dass jeder, der diesem Projekt im Weg steht, große Probleme („big trouble“) bekomme.

Sterblichkeit und Unvollkommenheit fördern Glaube, Demut und Altruismus sowie die Hoffnung auf ein Leben nach dem Tod. Doch warum kann Charakterbildung nicht auf das Jenseits verschoben werden? Wenn die innerweltliche Entwicklung nicht wichtiger, besser, sinnvoller, oder aus irgendeinem anderen Grund von Gott eher gewollt wäre als die eschatologische Alternative, wäre – laut den Anhängern einer soul making theodicy – das von Gott zugelassene Ausmaß an Leid in der Welt nicht zu erklären. Heute hat die Gesellschaft die Möglichkeit, immer mehr Menschen eine innerweltliche Charakterbildung zu ermöglichen. Zunächst sollte dies durch die Verbesserung globaler und regionaler sozialer Gerechtigkeit geschehen. Möglicherweise ist es aber nur durch technische Enhancements machbar, allen Menschen freie Selbstbestimmung und Tugenderwerb zu ermöglichen, etwa indem durch Veränderung des Gehirns die Willensstärke vergrößert wird.

Aus christlicher Perspektive kann man dadurch nur eine Vergrößerung der Lebensqualität oder eine Anhebung der Lebensdauer auf ein durchschnittliches oder leicht erhöhtes Niveau rechtfertigen, nicht aber die Schaffung eines „Übermenschen“. Technische und biologische Enhancements, die eine Erhöhung der Lebensqualität und -dauer mit sich bringen, können in einem moderaten Bereich dem Ziel der Charakterformung dienlich sein, in größerem Ausmaß diesem Ziel aber auch stark entgegenstehen.

Eine Gesellschaft hat das Recht, das Verwenden bestimmter Technologien einzuschränken, selbst wenn sie einem Teil der Bevölkerung Vorteile verschaffen würden. Das Zulassen von Technologien ist wie bei Medikamenten oder Lebensmitteln immer eine Risikoabwägung. Manchmal kann die Schadenshöhe selbst bei minimalem Risiko gegen die Einführung einer Technologie sprechen, selbst wenn ein hoher Nutzen erwartet wird, was bei Diskussionen um Drogenpolitik, Kernenergie, Nuklearwaffen oder Agro-Gentechnik immer wieder in den Vordergrund tritt. Andererseits wird kein Staat etwas dagegen tun können, dass in der Zukunft Technologien entwickelt werden, die die Lebensdauer stark erhöhen und verschiedene Fähigkeiten verbessern. Viele sind bereit, einen hohen Preis zu zahlen, um ihr Leben bei hoher Lebensqualität zu verlängern oder ihren Kindern Vorteile zu verschaffen.

Deswegen ist es wichtig, sich frühzeitig mit dem Thema zu beschäftigen und für den Fall der unausweichlichen Öffnung zu überlegen, welche radikalen Verbesserungsmethoden weiterhin abzulehnen sind und wie die restlichen Technologien in gerechter Weise allen zugänglich gemacht werden, ohne ein Auseinanderdriften der Bevölkerung in zwei Klassen zu riskieren. Während die säkulare Politik hier meist eine utilitaristische Folgenabwägung vornehmen wird, indem sie versucht, den innerweltlichen Nutzen zu maximieren, kann die Theologie argumentieren, dass das Recht auf Religionsfreiheit die Erhaltung der Voraussetzungen für christliche Religiosität und spirituelle Formation einschließt. Transhumanistische Vorschläge, die auf die fundamentale Veränderung der menschlichen Natur zielen und deshalb gegen den christlichen Glauben gerichtet sind, wären in diesem Fall aus guten Gründen abzulehnen.

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