Warum ich Priesterin werden möchteEine Herzenssache

Seitdem ich Ministrantin war, verspüre ich die Berufung, Priesterin zu werden. Doch die Kirche verweigert mir diesen Weg, weil ich eine Frau bin.

Ministrantinnen
© KNA-Bild

Der wesentliche Wert der Frau liegt in ihrer Gebärfähigkeit und in ihrem hauswirtschaftlichen Nutzen.“ Dieser Satz des Thomas von Aquin ist mittlerweile etwas aus der Mode geraten, denn Frauen haben heute vielfältige Möglichkeiten, sich beruflich zu orientieren und ihr Leben zu gestalten. Frauen bestimmen und prägen Politik, Wirtschaft und Gesellschaft zusammen mit den Männern.

Als junge Frau habe ich heute sämtliche Möglichkeiten, mich zu verwirklichen und einen Beruf zu wählen, der meinen Intentionen entspricht. Mir stehen in (fast) allen Bereichen die Türen offen. Ich kann eigentlich alles werden und machen, was ich möchte. Nur nicht das, wozu ich mich berufen fühle. Denn seit meiner Jugend spüre ich einen Ruf zur Priesterin in der römisch-katholischen Kirche. Mein Herz sehnt sich danach, als Priesterin die heilige Eucharistie zu feiern und in persona Christi zu wirken. Wie es sich auch der Konzilspapst Johannes XXIII. als junger Priester ersehnte, wünsche ich mir, als arme Landpfarrerin Gott und den Menschen in Demut dienen zu dürfen.

Mein Glaubensweg begann mit 15 Jahren, als ich mit einer Freundin ein christliches Jugendcamp besuchte. Der Wunsch, Priesterin zu werden, ist in den vergangenen Jahren immer größer geworden. Heute glaube ich, dass Gott mich dazu berufen hat, auch wenn die Möglichkeit hierfür in der römisch-katholischen Kirche noch nicht gegeben ist. Erst mit 17 Jahren beschloss ich, Ministrantin zu werden. Durch den Dienst am Altar wurde meine Liebe zur Kirche und auch mein Sehnen immer stärker, eines Tages Priesterin zu sein. Immer wieder flammte der Wunsch in mir auf, das machen zu dürfen, was der Dorfpfarrer machte: predigen, Sakramente feiern und als Seelsorgerin wirken.

Eine Berufung zur Priesterin ist nicht nur ein bloßes Gefühl oder ein einmaliger Wunsch. Es handelt sich dabei vielmehr um einen langsamen, kontinuierlichen Prozess, bei dem immer wieder der Gedanke aufkommt, berufen zu sein. Bei mir ist er verbunden mit einer großen Sehnsucht nach der Liturgie, den Sakramenten und dem Dienst für Gott und die Menschen. Eine Berufung ist auch stets ein persönlicher Moment mit Gott, der sich durch Beständigkeit auszeichnet. Es ist etwas Intimes zwischen mir und Gott, eine Herzenssache. Und weil ich diesen Ruf, dieses Brennen in meinem Herzen verspüre, setze ich mich dafür ein, meine Berufung leben zu können.

Doch bis heute steht im geltenden Kirchenrecht, dass die heilige Weihe gültig nur ein getaufter Mann empfangen kann (can. 1024 CIC 1983). Unzweifelhaft handelt es sich um ein diskriminierendes kirchliches Gesetz, da ich allein wegen meines Frauseins nicht ordiniert werden kann. Die katholische Kirche erachtet es nicht als ihre Pflicht, meine Berufung zu prüfen. So liegt ein Verstoß gegen die fundamentale Gleichheit aller Gläubigen aufgrund der Taufe vor, wie sie in den Konstitutionen des Zweiten Vatikanischen Konzils verankert ist.

Es ist tragisch, dass 50 Jahre nach dem Konzil das Geschlecht nach wie vor höher bewertet wird als die Taufe. Durch diese Fehlgewichtung wird die Taufe in ihrer sakramentalen Wirkkraft kaum ernst genommen. Daher ist es ein Erfordernis der Zeit, der Taufe das Gewicht zu verleihen, welches ihr gebührt. So darf nicht das Geschlecht von Bedeutung sein, sondern allein die Bereitschaft, sich in den Dienst Jesu Christi und seiner Kirche zu stellen. Die Kirche würde viel an Glaubwürdigkeit gewinnen, wenn sie nicht nur nach außen für die Rechte der Frau und die Verwirklichung der Menschenrechte einträte, sondern für die rechtliche Gleichstellung der Frau auch in ihrem eigenen Raum sorgte und so die Diskriminierung, aufgrund des Geschlechts nicht zur Weihe zugelassen zu werden, überwände.

Auch wenn ich heute noch nicht als Priesterin die Eucharistie feiern, das Evangelium verkünden und dieses mit der Predigt auslegen darf, schenkt mir meine Berufung zur Priesterin dennoch die nötige Kraft, mich in Geduld zu üben. Ich sehe meine Berufung zur Priesterin als ein Geschenk Gottes an, das ich nicht missen möchte. Ich werde warten, hoffen und beten, dass der Heilige Geist auch heute in die Kirche hineinweht und sie die Zeichen der Zeit erkennt.

Es ist der Heilige Geist, der auch in den weiblichen Herzen seine Wirkung entfaltet. Doch in der Kirche muss der Geist Gottes noch viel kräftiger wehen, bis ich meine Berufung als Priesterin leben kann. Wenn ich und viele andere Frauen als Priesterinnen in der katholischen Kirche wirken könnten, wäre das kein Bruch mit der Tradition, sondern vielmehr das Hören auf den Heiligen Geist (Röm 10,17). Denn bereits der Apostel Paulus sagte: Es gibt nicht mehr Juden und Griechen, nicht Sklaven und Freie, nicht Mann und Frau; denn wir alle sind „einer“ in Christus Jesus (Gal 3,28).

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