Anglikanische Kirche

Die Entstehung der Anglikanischen Kirche war zunächst politisch begründet: Der englische König Heinrich VIII. geriet 1529 in Streit mit dem Papst. Da er mit seiner damaligen Frau keinen Thronfolger zeugen konnte, wollte er sich scheiden lassen. Der Papst lehnte ab. Heinrich VIII. ließ sich darauf hin, mit Unterstützung der Bischöfe von England, zum Oberhaupt der englischen Kirche ernennen. Damit wandte sich die englische Kirche von Rom ab. Nachfolgend wurden auch einige reformatorische Ideen in die anglikanische Gemeinschaft übernommen. Englisch löste beispielsweise die lateinische Sprache im Gottesdienst ab. Mit dem Book of Common Prayer erfolgte 1549 eine umfassende Neuregelung in Form einer bischöflichen Kirchenordnung.

Die Frage lässt sich nicht so leicht beantworten. Anglikanische Kirchen sehen sich zunächst einmal in der Tradition der katholischen Kirche. Dazu gehört beispielsweise der hohe Stellenwert der Eucharistie. Zwar hat die anglikanische Kirche ihre Usprünge in der Reformationszeit. Die Motivation zu ihrer Gründung aber war deutlich anders als bei reformatorischen Kirchen gelagert und – zumindest in ihren Anfängen – eher politischer Natur. Allerdings führten theologische Fragen nach der Lossagung von Rom immer wieder zu internen Streitigkeiten zwischen katholischen, puritanischen und reformatorischen Strömungen. Mit dem „Book of Common Prayer“ erfolgte 1661 eine erste und bis heute gültige Glaubensgrundlage. Heute verstehen sich Anglikaner zwar der englischen Reformation verpflichtet. Sie sehen darin aber keinen Bruch mit der vorreformatorischen Kirche sondern eine notwendige Reform der katholischen Kirche. Meistens sprechen Anglikanische Kirchen deshalb von sich als sowohl katholisch als auch reformatorisch.

Anglikanische Kirchen sind episkopal-synodal organisiert. Der Erzbischof von Canterbury ist zwar der oberste geistliche Leiter der Kirche. Er besitzt aber kein Weisungsrecht. Kirchliche Entscheidungsprozesse finden im Rahmen von Sitzungen der Primasse, des Anglikanischen Konsultationsrats oder der Lambeth-Konferenz statt.