Bedeutung: Der Begriff „Antisemitismus“ bezeichnet eine Form der Fremdenfeindlichkeit, die sich ausschließlich auf das Judentum bezieht – „Semitismus“ bezieht sich dabei auf die Semiten, eine vorderasiatische und nordafrikanische Völkergruppe, zu der die Juden gehörten.
Geschichte und Formen des Antisemitismus
Judenfeindlichkeit wird schon seit der Antike belegt; das Alte Testament selbst gibt bereits Zeugnis von der Verfolgung an Juden durch die Ägypter. Erst seit dem 19. Jahrhundert aber spricht man von Antisemitismus. Fremdenfeindlichkeit gegen Juden in den Jahrhunderten davor wird als Antijudaismus bezeichnet. Bei beiden Bezeichnungen sind die Motivationen dieser Form von Fremdenfeindlichkeit zu beachten. So kann zwischen religiös motiviertem, ökonomisch und rassistisch begründetem Judenhass unterschieden werden.
- Der Antijudaismus bis zum 14. Jahrhundert war vor allem religiös motiviert. Juden wurden von Christen als Verantwortliche für den Tod Jesu stigmatisiert. Im Mittelalter wurde Juden die Schuld für Katastrophen wie Hungersnöte und Epidemien zugeschoben.
- Seit dem Mittelalter wurden Juden beruflich eingeschränkt, deshalb waren sie besonders im Handel und im Finanzwesen aktiv. Vorurteile, dass die Juden „geldgierige Wucherer“ seien und die Weltherrschaft an sich reißen wollen, brachten einen ökonomisch motivierten Antisemitismus hervor.
- In Mitteleuropa entwickelte sich die Judenfeindlichkeit weiter: Flugschriften mit antisemitischen Parolen als auch antisemitische Verbände prägten unter anderem das Kaiserreich Deutschland. Seit dem Ersten Weltkrieg radikalisierte sich die Judenfeindlichkeit. Die Zeit vor und während des Zweiten Weltkriegs bedeutet den schrecklichen Höhepunkt des Antisemitismus. Sechs Millionen Juden verloren ihr Leben in der sogenannten Shoa.
- In der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg hat die katholische Kirche deshalb ihr Verhältnis zum Judentum neu bestimmt.
Antisemitismus heute
Bis heute gibt es weltweit antijüdische Feindbilder und Antisemitismus. Der Antisemitismus ist deshalb nicht einfach ein historischer Begriff, sondern auch eine aktuelle Herausforderung. Die Herder Korrespondenz widmet diesem Phänomen deshalb regelmäßig Beiträge.