Deismus (lat. = Gottesauffassung), jenes Denken über Gott, das an seiner Existenz und Personalität festhält, auch die Welt mit ihren natürlichen Abläufen (»Naturgesetzen«) als seine Schöpfung annimmt, aber jedes weitere Eingreifen Gottes in diese Abläufe (Vorsehung, Wunder) und jede übernatürliche Offenbarung ablehnt (der Sache nach schon im 14. Jh. vertreten: Gott als Uhrmacher der Weltuhr). Ausdrücklich trat der Deismus seit dem Ende des 16. Jh. in den unterschiedlichsten Zusammenhängen hervor und lebt bis zur Gegenwart immer wieder auf. Er verfolgte berechtigte Anliegen: Läuterung der Religion von abergläubischen Vorstellungen und von interessebedingten Manipulationen, Versuch einer Religionsverständigung (Toleranz); mit Recht lehnte er eine Vorstellung von Gott als Alles-Erklärer und Lückenbüßer ab. Da im Deismus implizit oder explizit die Meinung vertreten wurde, Gott sei bei der Schöpfung nicht frei gewesen (Widersprüche im D. selber) und da er die gnädige Zuwendung Gottes zu seiner Kreatur, also Gnade und Offenbarung, ablehnte, wurde er vom I. Vaticanum 1870 verurteilt.