Evangelikale Bewegung

Der Begriff „evangelikal“ verweist – ähnlich wie „evangelisch“ – auf das Evangelium und damit auf den hohen Stellenwert der Bibel für evangelikale Christen. Die Begriffsgeschichte unterscheidet sich allerdings, die Bedeutung hat sich im Laufe der Zeit außerdem stark gewandelt. Ursprünglich kommt das Wort „evangelikal“ aus England. In den Anfängen war es in etwa gleichbedeutend mit „protestantisch“. Später diente der Begriff dagegen mehr der Abgrenzung, besonders von liberalen Strömungen des Protestantismus. Im deutschen Sprachraum wird das Wort „evangelikal“ erst seit den 1960er Jahren verwendet.

Evangelikale Christen haben ihre Wurzeln im 18. Jahrhundert. Erste Ansätze finden sich in England, in der religiösen Erweckungsbewegung unter der Führung der Wesley-Brüder. Im Verlaufe des 19. Jahrhunderts entwickelten sich Evangelikale immer mehr zu einer Protestbewegung gegen Liberalismus. Auch deutsche Evangelikale verstanden sich in ihren Anfängen in den 1960er Jahren in erster Linie als Gegenbewegung, mit dem Wunsch die Bibel stärker in den Fokus zu rücken. Teilweise werden Evangelikale deshalb in enger Verbindung mit christlichem Fundamentalismus gesehen. Andere argumentieren, Evangelikale würden im Vergleich zu Fundamentalisten pluralistischer auftreten. Inzwischen findet auf Plattformen wie der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK) vermehrt ökumenischer Austausch statt.

Die Bibel gilt unter Evangelikalen Christen als absolute Autorität. Bibelkritik wird abgelehnt. Auch gegenüber der universitären Theologie ist evangelikale Theologie weitgehend kritisch eingestellt. Gebet, Bibelstudium und Gemeinschaft gelten als Basis für das Christentum. Auch Mission und Diakonie spielen bei Evangelikalen Christen eine tragende Rolle. Gemeinsame Glaubensgrundlage ist die sogenannte Evangelische Allianz von 1846.

Evangelikale Christen haben als gemeinsame Plattform die Weltweite Evangelische Allianz. Sie sind aber nicht als eigene Kirche organisiert, sondern sehen sich als verbunden unabhängig von ihrer Konfession. Evangelikale lassen sich deshalb nur schwer als Einheit fassen, da sie in verschiedenen Bewegungen vertreten sind: so etwa Allianz-Evangelikale, Bekenntnis-Evangelikale, Pfingst-Evangelikale – mit unterschiedlichen theologischen Ausprägungen.