Litauen

Die Kirche in Litauen erreicht seit zehn Jahren in allen demoskopischen Umfragen einen außerordentlich hohen Sympathiewert. Das hat viele Gründe. Das Christentum ist die Religion der Vorfahren. In der Zeit der sowjetischen Okkupation hat insbesondere die Kirche die nationale und kulturelle Identität Litauens bewahrt. So fühlen sich die meisten Litauer in einer ziemlich diffusen Weise als Katholiken: Ich bin Litauer, getauft, esse am Heiligabend Hering und die anderen traditionellen Gerichte, bemale zu Ostern Ostereier. Ich halte mich an die katholischen Gebräuche – also bin ich Katholik. Offenbar gibt es insbesondere unter sich intellektuell gebärdenden Litauern viele solcher „Katholiken“. Diese falsche Identifikation von Kirche und Nation hat bewirkt, dass viele Litauer ihre vermeintlich christlichen Wurzeln und ihr Christsein überschätzen. Andererseits hat das aber auch dazu geführt, dass nicht wenige Priester und Kirchenfürsten sowohl die Anhänglichkeit der Litauer an die Kirche als auch die wirkliche Größe ihrer Herde beträchtlich überschätzen.

(Stand: März 2003)

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