- Bedeutung im Christentum: Der Begriff „Märtyrer“ (griech. „martys“: „Zeuge“) wird bereits im frühesten Christentum gebraucht. Er bezeichnet in der Apostelgeschichte des Neuen Testaments das freiwillige Sterben um des Glaubens an Jesus Christus willen. Damit hebt sich der christliche Märtyrer einerseits von den religiösen Bekennern ab, die zwar Verfolgungen und Strafen ausgesetzt sind, diese aber nicht mit dem Leben bezahlen müssen. Andererseits muss der Märtyrer von allen anderen Formen heroischer Selbstaufopferung unterschieden werden, die etwa mit Blick auf politische Ideen oder ethische Haltungen erlitten werden.
- Heiliger Stephanus: Als ersten Märtyrer verehren Christen den heiligen Stephanus, der für seinen Glauben an Christus gesteinigt wurde.
Märtyrer als Stellvertreter Christi
Der christliche Märtyrer bezieht seine Motivation aus dem Leiden Christi und dessen gewaltsamem Tod für die Menschheit. Diesen Akt der äußersten Liebe erwidert der Märtyrer, indem er für Gott seine eigene Existenz hingibt. Letztlich bedeutet das Martyrium somit einen Extremfall des Glaubens, der sich durch den eigenen Tod in Form einer adäquaten Antwort auf Gottes Liebe erfüllt.
Der Märtyrer ahmt durch seinen Tod den Tod Christi nach. Diese Funktion erklärt auch den hohen Stellenwert des Märtyrers in Theologie und Kirche, weshalb Märtyrer in der Regel eher seliggesprochen werden. Viele Stimmen warnen allerdings auch vor einer nivellierenden Gleichsetzung von Märtyrertod und dem Sterben Christi am Kreuz.
Ausweitung des Begriffs
Theologen diskutieren immer wieder eine Ausdehnung des Begriffs „Märtyrer“ auf Menschen, die wegen ihrer Barmherzigkeit und Gerechtigkeit einen gewaltsamen Tod erlitten, zumal sich die religiösen Glaubensüberzeugungen oftmals mit ethischen und humanitären Grundsätzen verbinden. Ebenso stehen die Handlungen des Märtyrers zumeist in einem historischen und politischen Kontext.
Aus diesen Gründen konstatiert etwa der Moraltheologe Eberhard Schockenhoff (HK, April 2015, 176): „Ein Martyriumsbegriff, der nur auf die Inhalte des christlichen Glaubens oder das Zeugnis für Christus abstellt, erweist sich als zu eng, um den aufgrund des Glaubens geleisteten politischen Widerstand angemessen zu erfassen.“ Schockenhoff argumentiert deshalb für eine vorsichtige Ausweitung und Abwägung des Begriffs, um den Märtyrertod von religiösem Fanatismus und Intoleranz scharf zu trennen – wie etwa im Fall von Selbstmordattentätern.
In der Herder Korrespondenz stehen sowohl die theologische Auseinandersetzung mit dem Begriff „Märtyrer“ als auch konkrete Fälle modernen Märtyrertums im Fokus. So wird etwa über die Mönche von Tibhirine oder den im Nationalsozialismus ermordeten Publizisten Fritz Gerlich berichtet. Eine Untersuchung zum Märtyrer im Islam erweitert den Begriff interreligiös.