Wie hat sich die Vorstellung vom Primat entwickelt?
Die Vorstellung des Papstes als Nachfolger Petrus‘ war bereits im 4. Jahrhundert nach Christus und in frühkirchlichem Kontext stark verbreitet. Schon in der Spätantike hatte das römische Patriarchat außerdem eine Vorrangstellung gegenüber anderen Patriarchen, Papst Leo der Große (440 bis 461) vertrat den Alleinvertretungsanspruch des römischen Patriarchats. Im Mittelalter betonte das zweite Konzil von Trient die besondere Bedeutung der Heiligen Römischen Kirche, mit dem „höchsten und vollen Primat“. Häufig amtierten mehrere Päpste gleichzeitig. Mit dem I. Vatikanischen Konzil wurde das Papstprimat 1870 schließlich als katholische Dogma formell definiert.
Wie begründet die katholische Kirche das Papstprimat?
Das Papstprimat wird vor allem mit Mt 16,18 begründet: „Du bist Petrus, und auf diesen Felsen werde ich meine Kirche bauen […].“ Der Apostel Petrus wird, darauf gründend, nicht nur als Nachfolger Christi verstanden, ihm wird auch eine kirchliche Leitungsfunktion zugeschrieben. Der Papst als Nachfolger Petrus übernimmt nach römisch-katholischer Vorstellung damit die Rolle eines Fundaments der christlichen Kirchen weltweit.
Welche Konsequenzen hatte das Papstprimat?
Mit dem Papstprimat folgte, dass der Papst ex cathedra sprechen und damit unmittelbar verbindliche Entscheidungen für sämtliche Katholiken weltweit treffen kann. Das Zweite Vatikanische Konzil bekräftigte den Primat des römischen Bischofs 1964 noch einmal. Der Entscheidung zugunsten der päpstlichen Unfehlbarkeit stieß allerdings auch innerhalb der katholischen Kirche auf Kritik. So kam es nach 1870 zur Abspaltung der Altkatholischen Kirche, die bis heute die Unfehlbarkeit des Papstes ablehnt. Bislang hat nur ein Papst von dem Dogma Gebrauch gemacht: Pius XII., als er die leibliche Aufnahme Mariens in den Himmel verkündete.