Wie kam es zur Entstehung der Reformierten Kirche?
Die Entstehung der Reformierten Kirche setzte etwa fünf Jahre nach Luthers Thesenanschlag ein. Als entscheidendes Datum wird oft das „Zürcher Wurstessen“ benannt: Der Schweizer Reformator Ulrich Zwingli, so die Erzählung, soll sich 1522, bei einem Wurstessen im März, gegen das vorösterliche Fastengebot ausgesprochen haben. Als Teil der Kirchentradition war das Fastengebot nach Zwinglis Auffassung menschlich (und nicht göttlich). Ähnlich wie bei lutherischen Kirchen gilt deshalb auch bei Reformierten das Schriftprinzip: Allein die Bibel sei demnach Grundlage kirchenpolitischen Handelns. Da sich reformierte Christen in verschiedenen theologischen Fragen von Lutheranern unterschieden, kam es allerdings bald zur Spaltung. Reformierte Christen entwickelten sich zu einer eigenen Glaubensgemeinschaft. Unter dem Einfluss des Theologen Johannes Calvin bildete sich nachfolgend außerdem noch eine Genfer Linie, die sich vor allem nach Frankreich verbreitete (Hugenotten). Beide Zweige teilen allerdings weitgehend liturgische wie auch theologische Traditionen. Die bekanntesten reformierten Schriften des 16. Jahrhunderts sind das Zweite Helvetische Bekenntnis und der Heidelberger Katechismus.
Was unterscheidet Reformierte von Lutheranern?
Wie lutherische Christen betonen auch Reformierte die Bedeutung der Bibel als Quelle ihres Glaubens. Auch sie kennen – anders als etwa für römisch-katholische Christen – nur zwei Sakramente: Taufe und Abendmahl. Im Unterschied zu Lutheranern steht die Predigt außerdem deutlich mehr im Vordergrund und nimmt damit auch eine größere Rolle ein als die Eucharistie, die bei Reformierten eher symbolischen Charakter hat: Für Lutheraner ist Christus in Brot und Wein (leiblich) gegenwärtig – Reformierte dagegen betonen eher die geistliche Gegenwart der am Tisch versammelten Gemeinde als ein Ritual, das an Jesus erinnert. Typisch ist auch das Bildverbot: Kirchengebäude sind meist schlicht gestaltet, ohne Gemälde oder Statuen und oft sogar ohne Kreuz. Theologisch unterscheiden sich Reformierte außerdem durch ihre Auffassung, dass die christliche Gemeinde von Gott erwählt sei (Prädestinationslehre). Im Vergleich dazu sprechen Lutheraner, aber auch katholische Christen, dem Menschen deutlich mehr Willens- und Entscheidungsfreiheit zu.
Wie sind reformierte Kirchen organisiert?
Reformierte Gemeinden, Verbände und Kirchen sind weitgehend unabhängig voneinander organisiert. Als Mitglieder der Landeskirchen sind sie allerdings regional vernetzt. Einige arbeiten gemeinsam mit lutherischen Kirchen auch in unierten Landeskirchen zusammen. So sind sie Mitglied der Evangelischen Kirche in Deutschland. Dachverband aller reformierten Kirchen und Gemeinden in Deutschland ist der Reformierte Bund. Die meisten reformierten Kirchen sind außerdem Teil der Weltgemeinschaft Reformierter Kirchen.