Schöpfungslehre in der Theologie bespricht folgende Themenkreise:
- Das mögliche und aktuelle Verhältnis Gottes zum Nichtgöttlichen (warum ist überhaupt etwas und nicht vielmehr nichts?),
- die Erschaffung alles dessen, was nicht Gott ist, aus dem Nichts und die Kontingenz alles Geschaffenen,
- die Kreatürlichkeit des Menschen,
- das Verhalten Gottes gegenüber dem konkreten Geschaffenen (Erhaltung der Welt, Vorsehung).
In der traditionellen Theologie steht die Schöpfungslehre als dogmatischer Traktat nach der theologischen Gotteslehre über den einen und dreieinen Gott. Die erneuerte Theologie sieht die Schöpfungslehre in enger Zusammengehörigkeit mit der theologischen Anthropologie: Die Kreatürlichkeit des Nichtgöttlichen kommt im Menschen zu sich selber und führt zur Einsicht in eine dialektische Haltung der Kreatur Mensch gegenüber ihrem Schöpfer: Auf der einen Seite die Kontingenzerfahrung einer restlosen Abhängigkeit von Gott, auf der anderen Seite die vor Gott verantwortliche Selbständigkeit (Autonomie) der Kreatur. Die Schöpfungslehre macht die Offenbarung Gottes und die Glaubenstradition der Kirche zum Gegenstand ihrer Reflexion; sie geht daher vom wirksamen Willen Gottes zu seiner Selbstmitteilung an die Kreatur aus, setzt also mit dem Thema der Gnade an, und befaßt sich nur insofern mit dem »Natürlichen«, als dieses, abstrakt gesehen, dasjenige umfaßt, was der Schöpfer seinem Geschöpf »schuldet«, wenn er es denn überhaupt erschafft (Natur als theologischer Restbegriff). Konkret kommt die Kreatur ohne existentiellen Bezug zu Gott und ohne Anruf der Gnade nicht vor. Eine historisierende Betrachtung: Zustand der Schöpfung vor dem Sündenfall – die Ursünde – die Schöpfung und Menschheit nach dem Fall wird dem apriorisch gnadenhaften Verhältnis Gottes zum Nichtgöttlichen nicht gerecht. In neuester Zeit bezieht die Sch. die Thematik der nichtmenschlichen Kreatur (Verantwortung gegenüber dem Planeten Erde, möglicherweise gegenüber dem Universum, gegenüber der Tier- und Pflanzenwelt: Ökotheologie) vermehrt ein.