Wunder des Lebens hin oder her: Die Fragen, die sich bereits vor der Geburt des Menschen stellen, gehören zu den umstrittensten. Darf der Mensch bei der Entstehung von Leben eingreifen? Wie sind die neuen Möglichkeiten der Reproduktionsmedizin zu bewerten? Auch die Kirchen haben sich, nicht zuletzt zum Schwangerschaftsabbruch, zur Vielzahl der bioethischen Debatten immer wieder engagiert zu Wort gemeldet. Ist es angesichts der neuen Möglichkeiten heute leichter geworden, Eltern zu werden?
Im Frühjahr 2017 hat die Herder Korrespondenz eine Umfrage über ethische Konflikte am Lebensanfang gestartet. Zahlreiche interessierte Leser und Kunden des Verlags Herder haben daran teilgenommen. Hier präsentieren wir Ihnen die Ergebnissen der Befragung anhand einer Querschnittsauswertung von 1.000 Fragebögen.
Auf der einen Seite stehen die nach wie vor hohen Abtreibungszahlen in Europa. Auf der anderen Seite suchen immer mehr Paare medizinische Hilfe bei einem Kinderwunsch. Sollten diese Paare stärkere finanzielle Unterstützung erhalten? Eine knappe Mehrheit von 49,4 Prozent der Befragten unser Umfrage ist nicht dieser Auffassung, während 40,6 Prozent dafür sind. Ist das Kind dann unterwegs, stellen sich viele Eltern die bange Frage nach einer möglichen Behinderung. Der „PraenaTest“ macht einen einfachen Nachweis möglich – und kann unter Umständen zu einer Abtreibung motivieren. 49,8 Prozent der Teilnehmer an der Umfrage sind dagegen, dass die Krankenkassen die Kosten für diesen Test übernimmt, 44,2 Prozent befürworten das.
55,3 Prozent der Befragten würden es im Übrigen begrüßen, wenn wegen der hohen Abtreibungszahlen die Gesetzgebung überprüft werden würde, 37,6 Prozent halten das nicht für nötig.
In manchen Ländern erfüllen sich Eltern ihren Kinderwunsch mit einer Leihmutter. Doch die große Mehrheit (72,2 Prozent) ist dagegen, in Deutschland die Leihmutterschaft zu erlauben. 87,7 Prozent meinen, dass der Staat Familien stärker fördern sollte.
Fragen von Sexualität und Fortpflanzung sind besonders in der katholischen Kirche heftig umstritten. So glauben 74,4 Prozent, dass das katholische Verbot künstlicher Empfängnisverhütung fallen sollte. Dass die Enzyklika „Humanae Vitae“ Pauls VI., in der dieses Verbot vor fünfzig Jahren ausgesprochen wurde, der moralischen Autorität der Kirche geschadet habe, finden jedoch nur 28,8 Prozent der Teilnehmer. Hingegen meinen 58,5 Prozent, die deutschen Bischöfe sollten die Angebote des Vereins „Donum Vitae“ als katholische Form der Schwangerschaftskonfliktberatungen anerkennen.