Priester sind in der säkularen Welt schillernde Figuren. Von ihnen geht noch immer eine Faszination aus. Zugleich stehen sie wie kaum ein anderer Berufsstand unter Verdacht. Hirten, Heiler, Heuchler – mit vielen Zuschreibungen hat dieser Jahrtausende alte Berufsstand zu kämpfen. Rückzug oder Rückkehr: Wozu braucht es Priester?
Im April und Mai 2018 hat die Herder Korrespondenz eine Umfrage zum Thema „Rückkehr der Priester“ unter Kunden des Verlags Herder durchgeführt. Hier präsentieren wir Ihnen die Ergebnisse der Befragung anhand einer Querschnittsauswertung der ersten 1.000 Fragebögen.
Dass von Priestern in der Tat noch immer eine Faszination ausgeht, das glauben 80,3 Prozent der Befragten. Gleichzeitig meinen 59,7 Prozent, dass der Missbrauchsskandal in der katholischen Kirche das Vertrauen in den Berufsstand dauerhaft beschädigt hat. 31,6 Prozent sind nicht dieser Ansicht. Aber sind die Priester denn nicht einer großen Konkurrenz ausgesetzt? Laufen ihnen Gurus, Mediziner und Therapeuten nicht den Rang ab? Die Befragten sind hier unentschieden. 45,5 Prozent meinen, dass dies der Fall ist, 42,7 Prozent denken das nicht. Die allerwenigsten Teilnehmer glauben zudem, dass es für einen aufgeklärten Glauben heute gar keine Priester mehr brauche. Nur 7,1 Prozent sind dieser Ansicht.
Innerkirchlich sind viele Aspekte des Priesterberufs umstritten. Vor allem zwei Themen sind „Dauerbrenner“ der Debatte: Der Zölibat und die Zulassung von Frauen zur Priesterweihe. Einige Beobachter halten es für denkbar, dass unter Papst Franziskus verheiratete „viri probati“ zur Weihe zugelassen werden könnten. Unter den Umfrageteilnehmern halten dies 39,4 Prozent für möglich, während 31,3 Prozent einen solchen Schritt nicht erwarten. Jüngst hat der Vatikan ein „Machtwort“ gesprochen und die Ablehnung der Priesterweihe für Frauen durch Johannes Paul II. bekräftigt. Oft wird als Argument ins Feld geführt, ein solcher Schritt würde zu einer neuen Kirchenspaltung führen. Diese Auffassung vertreten jedoch nur 33 Prozent der Befragten, 54,5 Prozent sind nicht dieser Meinung.
Seit langem wird der Priestermangel in der katholischen Kirche beklagt. Auch heute noch nehmen die Bischöfe das Problem nicht ernst genug, meinen 63,3 Prozent der Umfrageteilnehmer. Um ihnen mehr Zeit für die Seelsorge zu geben, plädiert eine große Mehrheit von 93,5 Prozent für eine Entlastung der Priester von Verwaltungsaufgaben.