Früher war Sterben und Tod ein ureigener Bereich der Religion. In der Moderne hat nichts den menschlichen Umgang mit dem Lebensende so verändert und bestimmt wie die Medizin. Die Intensivmedizin ist dabei Segen und Fluch zugleich. Wird der Tod zur menschlichen Verfügungsmasse? Was bedeutet es, dass sich die Bestattungsformen in jüngster Zeit stark verändern? Und sind die Antworten des Christentums auf die Frage nach dem Jenseits heute noch plausibel?
Im Oktober 2017 hat die Herder Korrespondenz eine Umfrage zum Thema „Wie wollen wir sterben?“ gestartet. Bis Ende November haben zahlreiche Interessierte daran teilgenommen. Hier präsentieren wir Ihnen die Ergebnissen der Befragung anhand einer Querschnittsauswertung von 1.000 Fragebögen.
Im Tatort wird fast jeden Sonntag jemand erschossen. Über den eigenen Tod reden aber die wenigsten Menschen gern. Eine große Mehrheit der Befragten unserer Umfrage ist der Meinung, der Tod werde in der Gesellschaft zu stark tabuisiert (81,9 Prozent). Dementsprechend sind 93,8 Prozent der Auffassung, man müsse mit Kindern offen über den Tod reden.
Gleichzeitig, so zeigen Untersuchungen, wird der Jenseitsglaube immer diffuser. Führt das dazu, dass die Menschen heute eher Angst vor dem Sterben haben, etwa durch lange Krankheit und unter Schmerzen, als vor dem Tod? 80 Prozent der Befragten sind dieser Meinung. Vorstellungen von Wiedergeburt sind heute sogar bei Christen verbreitet. Eine knappe Mehrheit der Teilnehmer (52,1 Prozent) findet aber nicht, dass die kirchliche Verkündigung in dieser Sache versagt hat. 36,3 Prozent von ihnen sind jedoch immerhin dieser Auffassung. Generell hält die große Mehrheit (72,9 Prozent) den christlichen Auferstehungsglauben aber für vereinbar mit dem modernen, naturwissenschaftlich geprägten Weltbild.
Vielleicht auch aus Angst vor einem langen, schmerzhaften Sterben entscheiden sich in anderen Ländern immer mehr Menschen dafür, aktive Sterbehilfe in Anspruch zu nehmen. In Deutschland und Österreich ist diese Praxis jedoch verboten. 61,4 Prozent der Teilnehmer sind der Meinung, dass die Gesetzgebung hier nicht gelockert werden sollte, während 34,4 Prozent für eine Liberalisierung sind.
Manchmal wird argumentiert, dass Ärzte am Lebensende zu sinnlosen und teuren Maßnahmen greifen. 57,9 Prozent der Teilnehmer der Umfrage meinen, dass medizinische Leistungen am Lebensende nicht rationiert werden sollten. 70,3 Prozent sind jedoch der Auffassung, dass die Intensivmedizin in den letzten Abschnitten des Lebens mehr Fluch als Segen sei.