… und führe uns nicht in Versuchung – Anregungen für einen Bußgottesdienst in der Fastenzeit – Für Gruppen

Hinweis: Der Gottesdienst schließt inhaltlich an das vorhergehende Element (Bibeltag) an.

Lied: GL 638: »Nun ist sie da, die rechte Zeit«

Hinführung und Besinnung

Wir schließen unseren Bibeltag mit einem Gottesdienst ab, der als Bußgottesdienst gestaltet ist. Das Beispiel Jesu, der Versuchungen ausgesetzt war, soll uns helfen, Schwachstellen in unserer Beziehung zu Gott zu finden, anzuschauen und zu verbessern.

Gebet

Lebendiger Gott, du schenkst uns diese Tage als eine Zeit der Besinnung. Sie soll uns zur Vertiefung unseres Glaubens dienen. Gib, dass wir uns neu am Beispiel Jesu, an seinem Glauben und seinem Vertrauen, orientieren und uns bewusst für ein Leben nach deinen Werten entscheiden. Dies lass uns gelingen durch ihn, Christus, unseren Herrn.

Evangelium: Lk 4,1-2

Gedanken zum Evangelium

Warum steht wohl Perikope von der Versuchung Jesu am Beginn der Evangelien der Sonntage?

Jesus wird versucht. Er muss, bevor er- ein Mensch- in der Öffentlichkeit predigt, Farbe bekennen, wie er wirklich zu Gott steht, wie es mit seinem Glauben bestellt ist. Jesus besteht diese Probe zunächst. Das Lukasevangelium enthält die Bemerkung, die leicht übersehen wird: »Nach diesen Versuchungen ließ der Teufel bis zur bestimmten Zeit von ihm ab.« Damit ist eine neuerliche Versuchung gemeint, die Jesus bestehen musste, nämlich die, seinem Leiden und Kreuzestod auszuweichen. Dies geschah in der Ölbergnacht im Garten von Getsemani. (Lk 22,39ff.). Jesus ist nach langem Ringen dieser Versuchung nicht erlegen. Gott lässt Jesus nach seiner Entscheidung nicht alleine. Er schickt ihm einen Engel, der ihn stärkt.

Die Fastenzeit sind jene Wochen des Jahres, die uns den Glauben und das Vertrauen Jesu auf Gott besonders zeigen: daran festhalten, dass der Weg, den erführt, Sinn hat, dass er- trotz alles Gegenwindes- im Guten endet. Glauben heißt nicht nur, stimmungsvolle Gottesdienste feiern, frohe Gemeinschaft erleben, zu jemandem gehören, der »etwas ist«, und hoffen, dass etwas von der Aura, mit der er umgeben ist, auch auf die Nachfolgenden abfällt. So haben auch die Apostel einmal Nachfolge verstanden und Jesus hat sie korrigieren müssen. (Mt20,20-28) Glauben heißt vor allem, Gott den ersten Platz im Leben einzuräumen. Doch was so leicht gesagt ist, hat oft weitreichende Konsequenzen. Die Fastenzeit erinnert uns daran, dass der Weg der Nachfolge Jesu kein einfacher Weg ist. Er selbst hat lange damit gerungen, den einmal eingeschlagenen Weg zu Ende gehen zu müssen. Letztendlich aber siegte in ihm das Vertrauen, dass Gott mit ihm geht. So konnte er- wenn auch schweren Herzes- Ja dazu sagen. Für uns ist die Fastenzeit und das Beispiel Jesu Anlass, nach unserem Verhältnis zu Gott zu fragen. Wir halten uns dazu an die drei Versuchungen, denen Jesus durch den Teufel ausgesetzt ist.

Impulse (Gewissenserforschung)

vorgetragen von mehreren Lektoren

KV GL 71: »Selig, wer Gott fürchtet«

Der Teufel sagte zu Jesus: Wenn du Gottes Sohn bist, so befiehl diesem Stein, zu Brot zu werden. Jesus antwortete ihm: Es steht geschrieben: Der Mensch lebt nicht vom Brot allein (Lk 4,3f.)

Mit anderen Worten: Zeig, wer du bist! Du kannst aus deinen eigenen Kräften leben. Du brauchst Gott nicht! Setz dich selbst an die Stelle Gottes. Jesus ist Gottes geliebter Sohn. Er lebt ganz in der Beziehung mit seinem Vater. Er ist Gottes Wort. Aus ihm spricht Gott. Wer Beziehung aufgibt, wer glaubt, er kann alles allein schaffen, braucht niemanden anderen, kann sich selbst nicht mehr einschätzen. Er wird an seiner Überheblichkeit zerbrechen und letztlich vereinsamen. Wer Beziehung sucht und Beziehung lebt, wird menschlich und geistlich wachsen. Wachsen ein Leben lang.

Wie stehe ich dazu? Liegt mir daran, Beziehung zu pflegen? Welchen Stellenwert hat für mich die Beziehung zu Gott und wie drückt sie sich aus? Inwiefern könnte ich noch wachsen?

KV GL 71: »Selig, wer Gott fürchtet«

Der Teufel sagte zu Jesus: »Wenn du dich vor mir niederwirfst und mich anbetest, wird dir alles gehören. Jesus antwortete ihm: Es steht geschrieben: Vor dem

Herrn, deinem Gott, sollst du dich niederwerfen und ihm allein dienen. (Lk 4,7f.)

Die Beziehung zu Gott zu pflegen ist nicht einfach. Es gibt immer etwas, das sich in den Vordergrund drängt, das von sich behauptet, unentbehrlich zu sein, das einem vorgaukelt, er würde nur durch den Besitz eines Statussymbols ernst genommen. Jesu bezieht seinen Wert, seinen Status, nicht von irgendwo her, sondern aus seiner Verbindung zu Gott dem Schöpfer; im und am Dienst Gottes wird er wachsen. Wachsen zu dem, der er im Plan werden soll.

Was ist mir für mein Leben wichtig? Welche irdische- alltägliche und nicht alltägliche- Werte und Güter lassen mich im Sinne Gottes wachsen? Welche hindern dieses Wachstum? Wo müsste ich Präferenzen setzen?

KV GL 71: »Selig, wer Gott fürchtet«

Der Teufel sagte zu Jesus: »Wenn du Gottes Sohn bist, so stürz dich von hier herab, denn es steht geschrieben: Seinen Engeln befiehlt er deinetwegen, dich zu behüten … Da antwortete ihm Jesus: Es ist gesagt: Du sollst den Herrn, deinen Gott, nicht auf die Probe stellen. (Lk 4,9f.)

Noch einmal und diesmal ganz radikal stellt der Teufel hier die Beziehung Jesu zu Gott infrage: Kannst du Gott wirklich trauen? Er verlangt, dass Jesus von Gott einen Liebesbeweis einfordert. Doch Liebe lässt sich nicht beweisen, Liebe kann man nur spüren. Sie zeigt sich gerade auch im Vertrauen, das Menschen einander entgegenbringen. Der Teufel sät Misstrauen, Verunsicherung, Zwiespalt und stellt dadurch die Beziehung zu Gott, aber auch jede andere Beziehung infrage.

Misstrauen, Eifersucht, Zwietracht führen zur Entfremdung und letztlich zur Feindschaft. Dies gilt für jede Beziehung. Feindschaft aber zerstört bisher Gewachsenes und verhindert jegliches Wachstum. Letztlich stehen alle vor einem Scherbenhaufen, den niemand gewollt hat. Wo könnten wir drohende Scherbenhaufen verhindern und wann beginnen wir damit?

KV GL 71: »Selig, wer Gott fürchtet«

Schuldbekenntnis und Vergebungsbitte

Herr, unser Gott, wir haben Gutes unterlassen und Böses getan, so sind wir vor dir und voreinander schuldig geworden. Erbarme dich unserer Schwachheit und vergib uns unsere Schuld. Schenk uns den Geist des Neubeginns, der uns hilft, trotz aller Enttäuschungen, Schwächen, vergeblichen Mühen und Fehlschlägen nicht aufzugeben, der uns hilft, an das Gute zu glauben und daran festzuhalten, dass du alles, was du mit uns begonnen hast, zum Ziel führst. Lass uns wachsen im Glauben und im Vertrauen, in der Hoffnung und in der Liebe.

Vaterunser und Friedensgruß

So beten wir einander wie uns Jesus gelehrt hat:

Vater unser…

und bitten mit den Worten der Jakobus-Liturgie:

Ja, Herr, unser Gott, führe uns nicht in eine Versuchung, die wir nicht zu ertragen vermögen, sondern gib mit der Versuchung auch den Ausweg, dass wir bestehen können, und erlöse uns von dem Bösen.

Wir vergeben, was wir einander schuldig geblieben sind, und wünschen den Frieden: Der Friede des Herrn sei mit dir!

GL 272: »Zeige uns, Herr, deine Allmacht und Güte«

Segensbitte

Lebendiger Gott:

Segne unsere Füße, dass sie den Weg gehen, den du uns zeigst.

Segne unsere Ohren, dass sie hören, was du uns sagst.

Segne unsere Augen, dass aus ihnen leuchtet, was du ihnen zeigst.

Segne unseren Mund, dass er Worte spricht, die die Menschen brauchen.

Segne unsere Herzen, dass sie bewahren, was du ihnen anvertraust.

Segne unsere Hände, dass auch sie segnen können.

In deinem Namen, dem Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.

Bleibt in diesem Segen und geht mit diesem Segen hin in Frieden.

Lied: GL 409: »Singt dem Herrn ein neues Lied«

Hanns Sauter

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