Sei ohne Furcht, glaube nur! – Impuls – Für alle

»Gott hat den Tod nicht gemacht
und hat keine Freude am Untergang der Lebenden« (vgl Weish 1,13) 

Das klingt ganz anders als so mancher Spruch auf Todesanzeigen,

wo es heißt: »Der Herr hat's gegeben, der Herr hat's genommen…«

Er schenkt das Leben und nimmt es nur zurück, um es zu verwandeln,

ganz und gar heil zu machen, die Behinderungen und Gebrechen wegzuküssen.

Jaïrus bittet um Leben für sein Kind, wie jeder Vater jede Mutter es tun würde,

wenn die Prognose schlecht ist und der Puls nur noch schwach zu spüren.

Auch die Mutter des leukämiekranken Jungen in unserer Nachbarschaft hat gebetet, gefleht und Gelübde abgelegt, einen Handel angeboten, einen Tausch.

Ihr Sohn ist dennoch gestorben, langsam und leidvoll für ihn selbst und seine Lieben.

Wieso hat das Beten nicht geholfen, war Jesus nicht zur rechten Zeit am rechten Ort?

Gott hat den Menschen zur Unvergänglichkeit erschaffen
und ihn zum Bild seines eigenen Wesens gemacht. (vgl Weish 1,23

Jesus, hilf uns zu erkennen, dass du auch bei diesem Kind und seiner Familie warst.

Nicht immer erfüllen sich unsere Bitten, aber du bist immer da –

immer da, wo die Not groß ist, wo gerungen, gelitten und gestorben wird,

wo Verzweiflung und Trauer sich ausbreiten wie ein schwarzes Tuch.

Du hast selbst darum gebetet, der Kelch möge an dir vorübergehen

und musstest erfahren, dass Gottes Wege nicht unseren Wünschen entsprechen.

Wenn du nicht standhaft geblieben wärst, dich davongeschlichen hättest

oder den Schergen nach dem Mund geredet, die Wahrheit geleugnet hättest –

dann hätten wir keine Hoffnung über den Tod hinaus, würden noch immer

in die eine Richtung starren, von der Wiege zur Bahre und nicht umgekehrt schauen.

Das Reich des Todes hat keine Macht auf der Erde;
denn die Gerechtigkeit ist unsterblich. (vgl Weish 1,14–15)
 

Du hast nicht nur mit großer Geste geheilt und erweckt,

Du hast gelitten, bist gestorben, wurdest begraben,

warst im Reich des Todes wie wir alle, wie jedes vergängliche Leben,

hast uns einen Weg da heraus gebahnt und gezeigt –

dass unser Leben nicht linear verläuft wie eine Einbahnstraße,

sich nicht erschöpft in einer möglichst großen Anzahl gesunder Tage,

dass es auf anderes ankommt als auf unser begrenztes menschliches Ermessen.

Trotzdem wollen wir leben und festhalten was wir lieben.

Deshalb bitten wir für die Tochter des Jaïrus, den Bruder von Marta und Maria,

und um die Rettung aus unseren selbstgeschaufelten Gräbern der Gottferne.

Amen.

Regina Groot Bramel

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