Wort-Gottes-Feier in der Osternacht

Vorbemerkungen: Während des österlichen Triduums (Gründonnerstag, Karfreitag und Ostersonntag) sollte grundsätzlich nur die offizielle Liturgie in den Gemeinden gefeiert werden. Jedoch ist es in vielen Gemeinden zum Brauch geworden, zumindest die Feier der Osternacht als Wort-Gottes-Feier auszurichten, wenn kein Priester vor Ort ist. Diesem Bedarf tragen wir mit der folgenden Vorlage Rechnung. Es sollte aber in jedem Fall eine ganz bewusste Verbindung zur offiziellen Auferstehungsfeier hergestellt werden. Ein schönes Ritual hierfür ist das Bringen der noch brennenden Osterkerze, die in der offiziellen Liturgie geweiht wurde.

Ist das aus zeitlichen Gründen nicht möglich, kann ein einfacher Lichtritus am Beginn der Feier stehen, der jedoch deutlich machen muss, dass es sich nicht um das Licht der Osterkerze handelt. Die folgende Feier geht davon aus, dass eine in der offiziellen Liturgie geweihte Osterkerze bereits vor Ort ist. Es kann ein Osterfeuer entzündet werden. Es sollte aber auf jeden Fall die geweihte Osterkerze im Mittelpunkt stehen und zu Beginn der Feier bereits brennen (idealerweise sogar noch mit der ursprünglichen Flamme).

Zur Gestaltung: Die Osternacht ist der feierlichste und symbolträchtigste Gottesdienst im ganzen Kirchenjahr, daher sollte auch eine Wort-Gottes-Feier nach Möglichkeit besonders schön gestaltet werden. Idealerweise wird die Feier von einer Schola / dem Chor begleitet, da die Orgel bis zum Gloria schweigt. Hier werden einige Taizé-Lieder vorgeschlagen. Sie finden sich in: Die Gesänge aus Taizé, Neuausgabe 2020 (Ateliers et Presses de Taizé / Verlag Herder).

1 Alle Lied am Osterfeuer: Christus, dein Licht (Jésu le Christ)

Gesänge aus Taizé Nr.9, falls möglich mehrstimmig von einer Schola begleitet

2 Gl Begrüßung

Liebe Brüder und Schwestern, wir feiern in dieser heiligen Nacht das große Mysterium unseres Glaubens. Jesus Christus ist vom Tode auferstanden und zum Leben hinübergegangen. In diese Auferstehung hat er die ganze Menschheit mit hineingenommen. Darum gehen wir heute Nacht im Hören der Lesungen den ganzen Weg der Heilsgeschichte noch einmal nach: beginnend mit der Schöpfung, an der Seite des jüdischen Volkes, mit dem Gott seinen ersten Bund geschlossen hat, bis hin zu der großartigen Botschaft des neuen Bundes: Der Tod ist überwunden. Die Osterkerze zeigt uns den Weg in dieser dunklen Nacht, den Weg vom Dunkel ins Licht.

Gl nimmt die Osterkerze vom Ständer und spricht:

Christus ist glorreich auferstanden vom Tod. Sein Licht vertreibe das Dunkel der Herzen.

3 Alle Prozession

Gl Gl erhebt die Osterkerze und singt: »Lumen Christi« oder »Christus, das Licht, die Gemeinde antwortet »Deo gratias« oder »Dank sei Gott« (GL312,1).

Alle ziehen in die Kirche ein. Gl mit der Osterkerze geht voran.

Am Eingang der Kirche bleibt Gl stehen, hebt die Osterkerze empor und singt ein zweites Mal das »Lumen Christi«. Die Mitfeiernden zünden ihre Kerzen an der Osterkerze an und ziehen weiter bzw. setzen sich bereits in die hinteren Bankreihen.

Vor dem Altar wendet sich Gl der Gemeinde zu und singt zum dritten Mal das »Lumen Christi«. Es werden alle Kerzen im Altarbereich angezündet. Der Ambo sollte über eine gute Leselampe verfügen.

4 Kan Osterlob

Das Osterlob (Exsultet) sollte von einem geübten Sänger / einer geübten Sängerin bzw. dem Diakon entsprechend der Vorgaben im Messbuch vorgetragen werden. Die Gemeinde steht, alle halten ihre brennenden Kerzen in Händen.

5 Lek Erste Lesung: Gen 1,1–2,2

Am Anfang war Finsternis und Chaos. Die Geschichte allen Seins beginnt damit, dass Gott ein Licht in der Finsternis entzündet hat.

6 Alle Lied: »Im Dunkel unserer Nacht« (»Dans nos obscurités«), Gesänge aus Taizé Nr.1

7 Gl Gebet

Allmächtiger Gott, du bist wunderbar in allem, was du tust. Lass deine Erlösten erkennen, dass deine Schöpfung groß ist, doch größer noch das Werk der Erlösung, die du uns in der Fülle der Zeit geschenkt hast durch den Tod des Osterlammes, unseres Herrn Jesus Christus, der mit dir lebt und herrscht in alle Ewigkeit.

8 Lek Zweite Lesung: Gen 22,1–18

Gott stellt Abraham auf eine unzumutbare Probe. Sein Liebstes und Wertvollstes soll er geben. Abraham wagt das absolute Vertrauen– und gewinnt am Ende doppelt. Auch das ist ein Geheimnis des Glaubens. Diesen Weg mutet Gott keinem von uns zu– seinen Sohn zu opfern, das mutet Gott einzig und allein sich selbst zu.

9 Alle Lied: »In manus tuas«, Gesänge aus Taizé Nr.30

10 Gl Gebet

Gott, du Vater aller Gläubigen, durch deine Gnade mehrst du auf dem ganzen Erdenrund die Kinder deiner Verheißung. Durch das österliche Sakrament der Taufe erfüllst du den Eid, den du Abraham geschworen hast, und machst ihn zum Vater aller Völker. Gib allen, die du zu deinem Volk berufen hast, die Gnade, diesem Ruf zu folgen. Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.

11 Lek Dritte Lesung: Ex 14,15– 15,1

Der Auszug aus Ägypten ist die große Erzählung des Judentums. Sie gab und gibt diesem auserwählten Volk– und uns allen– bis heute die Hoffnung und Zuversicht, dass es im Vertrauen auf Gott auch aus der größten Not einen Ausweg gibt, und sei er noch so unwahrscheinlich. Hören wir diese Lesung im Gedenken an all die Juden in der Geschichte unseres Landes, die in größter Not keinen Ausweg mehr fanden, denen nur noch der Weg durch den Tod zu Gott blieb.

12 Alle Lied: »Aber du weißt den Weg für mich«, Gesänge aus Taizé Nr.139

13 Gl Gebet

Gott, deine uralten Wunder leuchten noch in unseren Tagen. Was einst dein mächtiger Arm an einem Volk getan hat, das tust du jetzt an allen Völkern:

Einst hast du Israel aus der Knechtschaft des Pharao befreit und durch die Fluten des Roten Meeres geführt; nun aber führst du alle Völker durch das Wasser der Taufe zur Freiheit. Gib, dass alle Menschen Kinder Abrahams werden und zur Würde des auserwählten Volkes gelangen. Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.

14 Lek Vierte Lesung: Jes 54,5–14

In der Lesung aus dem Propheten Jesaia hören wir einen Gott, der zu Israel spricht wie ein reuiger Ehemann zu seiner Frau, die er vorübergehend verlassen hat, weil er wütend über ihr Verhalten war. Zwei Botschaften hat diese Lesung für uns. Die erste: Unser Handeln hat Konsequenzen, auch gegenüber Gott. Und die zweite: Am Ende sind die Liebe und Barmherzigkeit Gottes das, was bleibt, wenn wir uns auf ihn einlassen.

15 Alle Lied: »Nothing can ever«, Gesänge aus Taizé Nr.119

16 Gl Gebet

Allmächtiger, ewiger Gott, verherrliche deinen Namen. Gewähre, was du den Vätern um ihres Glaubens willen versprochen hast, und mehre durch die Taufe die Zahl deiner Kinder. Lass deine Kirche erfahren, dass sich erfüllt, was die Heiligen des Alten Bundes gläubig erhofft haben. Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.

17 Lek Fünfte Lesung: Jes 55,1–11

Und wieder hören wir durch den Propheten Jesaia die Stimme Gottes. Diesmal mit einer wunderschönen Botschaft der Erlösung, die wir heute aus diesem Gottesdienst mit in unsere Welt nehmen sollten. Auf, alle Durstigen, kommt zum Wasser!

18 Alle Lied: »Let all who are thirsty come«, Gesänge aus Taizé Nr.67

19 Gl Gebet

Allmächtiger, ewiger Gott, du einzige Hoffnung der Welt, durch die Propheten hast du die Heilsereignisse angekündigt, die sich in unseren Tagen erfüllen. Erwecke du selbst in uns das Verlangen, dir immer treuer zu dienen; denn niemand macht Fortschritte im Guten, wenn ihn nicht deine Gnade führt. Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.

20 Lek Sechste Lesung: Bar 3,9–15.32– 4,4

Die Lesung aus dem Buch Baruch spricht zu uns von der Weisheit, die Kraft und Klugheit in sich vereint. Die Weisheit ist in der christlichen Tradition mit Jesus Christus in eine Person gebracht worden, sie ist sozusagen seine weibliche Erscheinung. Anklänge daran finden wir in den Hymnen der heiligen Hildegard von Bingen, aber auch in einer ganz bemerkenswerten Stelle der Musikgeschichte: In seinem Oratorium »Paulus« lässt Mendelssohn Jesus, der den erblindeten Saul anspricht, von einem Frauenchor singen. Hören wir in dieser Lesung auf die weibliche Stimme der Weisheit Gottes.

21 Alle Lied: »Du bist der Quell des Lebens« (»Tu sei sorgente viva«), Gesänge aus Taizé Nr.39

22 Gl Gebet

Gott, unser Vater, du mehrst die Zahl deiner Kinder und rufst aus allen Völkern Menschen in deine Kirche. Beschütze gütig die Täuflinge, damit sie den Quell der Weisheit niemals verlassen und auf deinen Wegen gehen. Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.

23 Lek Siebte Lesung: Ez 36,16–17a.18–28

In der siebten und letzten Lesung aus dem Alten Testament hören wir die Zusage des Propheten Ezechiel: »Ich gebe euch ein neues Herz und einen neuen Geist. Ich beseitige das Herz von Stein aus eurem Fleisch…« Öffnen wir unsere Herzen für das Mysterium der Auferstehung und des Neubeginns.

24 Kan Antwortpsalm: GL 639.2 (ab Vers 11) / GL 301 (Kv)

25 Gl Gebet

Herr, unser Gott, durch die Schriften des Alten und des Neuen Bundes führst du uns ein in das Geheimnis dieser heiligen Nacht. Öffne unsere Augen für das Werk deines Erbarmens und schenk uns durch die Gnade dieser Osternacht die feste Zuversicht, dass auch unser Leben in deiner Herrlichkeit vollendet wird. Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.

26 Alle Gloria: GL 170 »Allein Gott in der Höh sei Ehr«

Zum Gloria wird die komplette Beleuchtung in der Kirche eingeschaltet und die Glocken läuten.

27 Gl Tagesgebet

Gott, du hast diese Nacht hell gemacht durch den Glanz der Auferstehung unseres Herrn. Erwecke in deiner Kirche den Geist der Kindschaft, den du uns durch die Taufe geschenkt hast, damit wir neu werden an Leib und Seele und dir mit aufrichtigem Herzen dienen. Darum bitten wir durch Jesus Christus.

28 Lek Epistel: Röm 6,3–11

29 Kan Antwortpsalm und Osterhalleluja: Ps 118,1–2.16–17.22–23, KV: GL 312,9

Kv: Halleluja, Halleluja, Halleluja.– Kv

Danket dem Herrn, denn er ist gut,*

denn seine Huld währt ewig!

So soll Israel sagen:*

Denn seine Huld währt ewig.– (Kv)

Die Rechte des Herrn, sie erhöht, *

die Rechte des Herrn, Taten der Macht vollbringt sie.

Ich werde nicht sterben, sondern leben, *

um die Taten des Herrn zu verkünden.– (Kv)

Ein Stein, den die Bauleute verwarfen, *

er ist zum Eckstein geworden.

Vom Herrn her ist dies gewirkt, *

ein Wunder in unseren Augen.– Kv

30 Gl Evangelium: Mt 28,1–10

31 Gl Auslegung

Liebe Gemeinde, dieser Gottesdienst ist voller Osterjubel und so wird es in den nächsten Wochen auch noch bleiben. Feierliche Lieder und immer wieder die Botschaft: Er ist wahrhaft auferstanden! Am Ende der 50-tägigen Osterzeit steht dann das schöne Pfingstfest mit seinen Hymnen und dem feurigen Jubel. Bis dahin erleben wir auch außerhalb der Gottesdienste die Auferstehung des Lebens in der Natur. Bis Pfingsten wird sich selbst aus den Bergen der Winter zurückziehen, in den Tälern blüht die Welt in den schönsten Farben. Jahr für Jahr erleben wir, dass das Leben der Schöpfung Gottes weitergeht, dass der Tod immer schon nur ein Teil des großen Wandels war, der das Leben am Leben hält.

Ohne das Ostererlebnis gäbe es vermutlich kein Christentum. Denn die Menschen machten immer schon, oder zumindest schon sehr lange, einen eigenartigen Unterschied zwischen sich selbst und dem Rest der Schöpfung. Sie feiern schon seit Urzeiten die ewige Wiedergeburt der Natur in ihren Frühlingsfesten. Doch je mehr sich der Mensch seiner eigenen Persönlichkeit als Individuum bewusst wurde, um so größer wurde die Angst vor dem Tod, der plötzlich als individuelles Ende wahrgenommen wurde. Ja, das Rad des Lebens dreht sich weiter– aber das einzelne Individuum verschwindet. Der Tod, der– betrachtet man die gesamte Schöpfung als einen einzigen Organismus– lebensnotwendig ist, dieser Tod wurde für die Menschen plötzlich zur Bedrohung, zum Feind. Das macht Ostern zu einer solchen Erlösung, denn in Jesus werden die Dinge wieder an den rechten Ort gerückt. Die Botschaft von Ostern ist: Die Ordnung, die für die ganze Schöpfung gilt, sie ist auch in jedem einzelnen Leben wahr. Der Tod ist auch für das Individuum, für unsere Seele nicht das Ende,– für das in uns, das sich als »Ich« empfindet und das im anderen ein »Du« sieht. Für das in uns, das als einzigartiges Wesen seinem Schöpfer gegenübertritt und auch diesen Gott mit einem »Du« ansprechen kann.

All das wissen die Frauen auf dem Weg zum Grab noch nicht. Sie sind traurig, weil sie genau das fürchten, was wir auch vermuten: Die wunderbare Botschaft Jesu allein würde nicht reichen, um wirklich etwas zu ändern in der Welt. Sie hatten an der Seite Jesu erlebt, dass die Dinge plötzlich wieder in Ordnung kamen. Sie hatten erlebt, dass die Liebe siegen kann gegen die Engstirnigkeit, gegen den Hass, gegen die Ordnungsfanatiker, gegen die Enttäuschten … Sie lebten in einer Gemeinschaft von Menschen, die einander gut waren, die das Gute in die Welt bringen wollten. Sie lebten den Menschen vor, dass Frieden möglich ist, dass die Schöpfung allein uns alles zur Verfügung stellt, was wir zum Leben brauchten. Jesus und seine Freundinnen und Freunde lebten auf ihre Art revolutionär. Sie missachteten gesellschaftliche Grenzen, die allein der Ausgrenzung der Schwachen dienten. Sie klagten die Heuchelei der Frommen an und zeigten der Welt, dass es anders geht: dass die Ersten die Letzten sein können, dass Ausgestoßene aufgenommen werden können, dass Kranke geheilt werden können. Sie haben erlebt, wie gut und richtig sich das Leben in der Nähe Jesu anfühlte, wo das Gesetz der Liebe über allen anderen Gesetzen stand. All das schien ihnen nun verloren…

Doch dann kommt die große Wende, das Unfassbare– die Geschichte geht doch weiter. Nichts ist verloren. »Fürchtet euch nicht!« Zweimal hören wir diese Worte, erst aus dem Mund des Engels, dann spricht der Auferstandene selbst sie aus. Und wir wundern uns nicht darüber, denn die Geschehnisse haben ja durchaus etwas Furchteinflößendes.– Doch warum eigentlich? Warum macht es uns Angst, wenn der Tod plötzlich nicht mehr das letzte Wort hat? Fürchtet euch nicht…

Wir werden an den nächsten Sonntagen hören, wie Jesus immer wieder zu verschiedenen Anlässen seinen Jüngern erscheint. Bis die Geschichte an Himmelfahrt dann wirklich von ihm abgeschlossen wird, hat er noch viel Überzeugungsarbeit zu leisten. Und dabei beginnt er immer wieder mit diesen drei Worten: Fürchtet euch nicht! Es braucht an Pfingsten noch mal einen sehr überzeugenden Antrieb, bis die Jünger ihre Angst überwinden und sich tatsächlich trauen, die Türen zu öffnen. Doch schließlich tun sie es– und tragen eine Botschaft in die Welt hinaus, die die Macht hat, alles zum Guten zu ändern. Eine Botschaft, die allerdings auch die Macht hat, ganze Reiche zu stürzen. Oder um es mit den Worten Marias zu sagen: Die Mächtigen stürzt er vom Thron, die Reichen werden leer ausgehen. Es ist die Botschaft vom Reich Gottes. Die Botschaft der Bergpredigt. Die Botschaft von einer Welt, in der allein das Gesetz der Liebe und des Lebens gilt. Daran wird Jesus sie immer wieder erinnern. Und er wird sie auch daran erinnern, dass diese Geschichte genau so verlaufen musste. Jesus wusste, dass der Tod zu dieser Geschichte ganz notwendigerweise dazugehören musste. Dass sie dann erst vollkommen wäre– denn das Gesetz der Liebe wird nur von Menschen anerkannt, die keine Angst vor dem Tod haben. Nur wer weiß, dass die Liebe tatsächlich das größere und mächtigere Prinzip ist als der Tod, nur ein solcher Mensch kann die Botschaft Jesu tatsächlich auch leben.

Die Botschaft von Ostern ist: Wenn der Tod keine Macht über das Leben hat, dann gibt es für uns keinen einzigen Grund mehr, Angst zu haben. Das ist revolutionär. Denn jedes Herrschaftssystem funktioniert einzig und allein, weil die Menschen Angst haben. Die Menschen, die 1989 in der DDR auf die Straßen gingen, haben genau auf diese Weise ganz friedlich eine Diktatur gestürzt: Sie haben beschlossen, ihre Angst zu überwinden. Sie hatten Angst, große Angst, ganz gewiss … doch sie waren fest entschlossen, diese Angst nicht mehr über sie herrschen zu lassen. Ihren Ausgang hatte diese Gegen-die-Angst-Bewegung vielerorts in den Kirchen. Das ist Ostern! Das ist Christentum. Da hat sich die Wahrheit von Ostern tatsächlich ihre Bahn gebrochen. Fürchtet euch nicht. Mehr braucht es gar nicht…

Und das ist die Botschaft, mit der wir aus diesen Gottesdiensten in der Osterzeit gehen sollten. Doch dazu muss sie erst in unseren Herzen ankommen. Denn wir alle haben uns längst in unseren Angstsystemen eingerichtet. Wir planen den größten Teil unseres Lebens aus einer Grundhaltung der Angst heraus. Widersprechen Sie nicht. Stellen Sie sich stattdessen einfach ein paar Fragen: Würden Sie Ihren Job kündigen, ohne eine Alternative zu haben und ohne auf Ersparnisse zurückgreifen zu können? Würden Sie all Ihr Eigentum verschenken? Wir Menschen haben Angst. Angst, kein Geld zu haben, Angst vor Hunger und Durst, Angst vor Schmerzen und Krankheit. Hinter all diesen verständlichen Ängsten steckt letztlich die Angst vor dem Tod. Aber wir haben auch Angst, nicht anerkannt zu werden, Angst anders zu sein, Angst etwas zu verpassen, Angst vor Veränderung, Angst etwas von unserem Reichtum zu verlieren, Angst vor dem Alleinsein … Angst bestimmt große Teile unseres Lebens. Unsere Angst hat sogar eine solche Macht, dass wir bereit sind, unsere Schöpfung– unsere Lebensgrundlage!!– zu zerstören, nur damit sich in unserem Leben möglichst wenig an Annehmlichkeiten ändert.

Die Botschaft von Ostern lautet: Fürchtet euch nicht. Klingt erst mal schön. In Wirklichkeit ist diese Botschaft gefährlich revolutionär. Sie würde unser ganzes Leben auf den Kopf stellen. Darum wurde es auch gefährlich für die Jünger. Darum wurden die Christen jahrhundertelang verfolgt. Darum wurde das Christentum erst dann groß und mächtig, als es den Römern gelang, es in ihr Herrschaftssystem zu integrieren. Der Osterjubel wurde zum Ritual mit schönen Gesängen und erhebenden Gefühlen. Doch seinen Stachel hatte man ihm gezogen, die eigentliche Botschaft: Nicht nur für Jesus ist der Tod keine Bedrohung mehr. Er ist für keinen von uns eine Bedrohung. Franz von Assisi, der große Heilige des Mittelalters, ist bis zum Kern dieser Botschaft vorgedrungen. Darum konnte er aus ganzem Herzen den Tod als Bruder oder Schwester in sein Lob der Schöpfung einschließen. Darum konnte er so leben wie er lebte. Aus einer Haltung der Liebe und Demut. In völliger Armut. In absolutem Vertrauen. In völligem Einklang mit der Natur. Er hatte einfach keine Angst mehr.– Ganz so weit kommen die wenigsten von uns. Aber ich will Ihnen diese Gedanken eindringlich ans Herz legen. Lassen Sie diese Osterbotschaft an Ihr Herz, lassen Sie sie einsickern in Ihr Leben, lassen Sie sich davon wenigstens ein wenig verwandeln. Geben Sie der Angst in Ihrem Leben immer weniger Raum. Lassen Sie stattdessen die Liebe herrschen– und halten Sie sich mit aller Kraft fest an Ihrem Glauben, an dem Glauben an den Auferstandenen. Denn ganz ehrlich: Unsere Welt, die Schöpfung, ist sehr dringend darauf angewiesen, dass wir anders leben. Und zwar allerspätestens ab heute. Amen.

32 Alle Lied: GL 329 »Das ist der Tag, den Gott gemacht«

33 Gl Allerheiligenlitanei: GL 556

34 Gl Taufgedächtnis

Steht ein Diakon der Feier vor, kann die Taufwasserweihe und das Taufgedächtnis wie im Messbuch beschrieben durchgeführt werden. Falls die offizielle Liturgie zeitlich weit genug vor diesem Gottesdienst liegt, ist es ein schönes Zeichen der Verbindung, das geweihte Wasser aus der Auferstehungsfeier zu verwenden.

Liebe Brüder und Schwestern! Das Wasser erinnert uns daran: Wir alle sind in der Taufe von Gott erwählt, sein heiliges Volk zu sein, und sind berufen, seine großen Taten zu verkünden.

Gl geht zum Taufbrunnen bzw. nimmt ein geeignetes Gefäß mit Wasser bzw. dem bereits geweihten Taufwasser.

Lasset uns beten: Gott, du Quell des Lebens.

Du hast das Wasser in Dienst genommen für das Werk deines Erbarmens: Im Roten Meer hast du dein Volk durch das Wasser aus der Knechtschaft Ägyptens befreit, in der Wüste mit Wasser aus dem Felsen seinen Durst gestillt.

Die Propheten sahen im Bild des lebendigen Wassers den Neuen Bund, den du mit uns Menschen schließen wolltest. Durch das Wasser, das Christus im Jordan geheiligt hat, reinigst du im Bad der Taufe den sündigen Menschen und schenkst ihm das neue Leben deiner Kinder.

Darum sei dieses Wasser eine Erinnerung an unsere Taufe, es vereinige uns in österlicher Freude mit unseren Brüdern und Schwestern, die in dieser heiligen Nacht getauft werden, und mit allen, die aus dem Wasser und dem Heiligen Geist wiedergeboren sind zum ewigen Leben. Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.– Alle: Amen.

Erneuerung des Taufgedächtnisses

Gl Liebe Brüder und Schwestern! Wir alle sind einst durch das österliche Geheimnis der Taufe mit Christus begraben worden, damit wir mit ihm auferstehen zu einem neuen Leben. Nach den vierzig Tagen der Fastenzeit, in denen wir uns auf Ostern vorbereitet haben, wollen wir darum das Taufversprechen erneuern, mit dem wir einst dem Satan abgeschworen und Gott versprochen haben, ihm, unserem Herrn, in der heiligen katholischen Kirche zu dienen.

Deshalb frage ich euch:

Widersagt ihr dem Bösen, um in der Freiheit der Kinder Gottes leben zu können?

Alle: Ich widersage.

Widersagt ihr den Verlockungen des Bösen, damit es nicht Macht über euch gewinnt?

Alle: Ich widersage.

Widersagt ihr dem Satan, dem Urheber des Bösen?

Alle: Ich widersage.

Glaubt ihr an Gott, den Vater, den Allmächtigen, den Schöpfer des Himmels und der Erde?

Alle: Ich glaube.

Glaubt ihr an Jesus Christus, seinen eingeborenen Sohn, unseren Herrn, der geboren ist von der Jungfrau Maria, der gelitten hat und begraben wurde, von den Toten auferstand und zur Rechten des Vaters sitzt?

Alle: Ich glaube.

Glaubt ihr an den Heiligen Geist, die heilige katholische Kirche, die Gemeinschaft der Heiligen, die Vergebung der Sünden, die Auferstehung der Toten und das ewige Leben?

Alle: Ich glaube.

Der allmächtige Gott, der Vater unseres Herrn Jesus Christus, hat uns aus dem Wasser und dem Heiligen Geist neues Leben geschenkt und uns alle Sünden vergeben. Er bewahre uns durch seine Gnade in Christus Jesus, unserem Herrn, zum ewigen Leben.

Alle: Amen.

Nach dem Bekenntnis wird das Wasser ausgeteilt. Je nach Gegebenheit vor Ort kann es ausgesprengt werden oder das Gefäß mit dem Wasser wird den Gläubigen gereicht, die sich damit bekreuzigen– oder die Gläubigen bekreuzigen sich gegenseitig.

35 Gl Friedenszeichen

Als der Auferstandene seinen Jüngern erschien, begrüßte er sie mit den Worten: Friede sei mit euch! Ostern ist das Fest des Neubeginns. Möge es auch in unserer Welt der Kriege und des Hasses immer wieder Neubeginne des Friedens geben. Geben wir einander ein Zeichen dieses Friedens.

36 Gl Kollekte

Frieden ermöglichen heißt auch: Miteinander teilen … (Ansage des Kollektenzwecks).

37 Gl Vaterunser

Beten wir zum Ende dieser Auferstehungsfeier das Gebet, das Jesus uns hinterlassen hat: Vater unser im Himmel…

38 Alle Danklied: GL 380 »Großer Gott, wir loben dich«

39 Lek Schlussmeditation

Was ist im Dunkel der Osternacht versteckt?

Was macht die dunkle Osternacht hell?

Lass dich durch die Osternacht

ins Licht und ins Leben führen.

Lass dich verführen

vom Osterlicht,

in den Ostermorgen führen,

vom Osterlicht.

Halleluja. Jesus lebt auf.

Lebe und lache mit Jesus

dem Ostermorgen entgegen.

Peter Schott

40 Gl Segensbitte

So wollen wir den Herrn um seinen Segen bitten: Der Gott der befreienden Botschaft, der Gott der Auferstehung und des Lebens, er heilige uns. Er bewahre unseren Geist, unsere Seele und unseren Leib unversehrt. Er erfülle unsere Herzen mit Jubel und Freude.– Alle: Amen.

Und der Segen des allmächtigen Gottes, des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes, komme auf uns herab und bleibe bei uns allezeit.–

Alle: Amen.

41 Entlassung

Gl Singet Lob und Preis. Halleluja, Halleluja.

Alle Dank sei Gott, dem Herrn. Halleluja, Halleluja.

Martina Jung

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