1 Alle Eingangslied: GL 218 »Macht hoch die Tür«
2 Gl Liturgischer Gruß
Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. – Alle: Amen.
Der Auferstandene, unser Herr Jesus Christus, ist in unserer Mitte und schenkt uns seinen Frieden. – Alle: Amen.
3 Gl Einführung
Und schon ist wieder Advent. Es ist ja mit Weihnachten wie mit dem ersten Glatteis oder Schnee – es kommt jedes Jahr und man weiß es in der Regel vorher. Aber wenn es dann so weit ist, erschrickt man und ist natürlich doch wieder nicht darauf vorbereitet. Die Adventszeit ist so gesehen eine praktische Hilfe, ein Countdown, der uns an das immer näherkommende Ereignis erinnert. Nutzen wir diese Zeit nicht nur, um rechtzeitig alle Geschenke zu besorgen, sondern auch für eine innere Vorbereitung.
4 Gl Kyrie
Herr Jesus Christus, du bist das Wort, das Gott zu uns Menschen spricht. – Herr, erbarme dich.
Du bist der, der wiederkommen wird am letzten Tag. – Christus, erbarme dich.
Du schenkst uns Frieden und Erlösung. – Herr, erbarme dich.
5 Gl Eröffnungsgebet
Herr, unser Gott, alles steht in deiner Macht; du schenkst das Wollen und das Vollbringen. Hilf uns, dass wir auf dem Weg der Gerechtigkeit Christus entgegengehen und uns durch Taten der Liebe auf seine Ankunft vorbereiten, damit wir den Platz zu seiner Rechten erhalten, wenn er wiederkommt in Herrlichkeit. Er, der in der Einheit des Heiligen Geistes mit dir lebt und herrscht in alle Ewigkeit.
6 Lek Erste Lesung: Jer 33, 14–16
7 Kan Psalm: Ps 25 (24), 4–5.8–9.10 u. 14 (Kv: 1)
8 Lek Zweite Lesung: 1Thess 3, 12 – 4, 2
9 Kan Ruf vor dem Evangelium
Halleluja. Halleluja.
Lass uns schauen, Herr, deine Huld
und schenke uns dein Heil.
Halleluja.
10 Gl Evangelium: Lk 21, 25–28.34–36
11 Gl Auslegung
Liebe Gemeinde, wir feiern heute den Ersten Advent. Den ersten Sonntag einer knapp vierwöchigen Zeit der Erwartung. Das erste Türchen vom Adventskalender darf heute geöffnet werden und noch 23 Türchen warten mit einer leckeren oder netten Überraschung auf uns. Die Adventszeit ist eine Zeit der Vorfreude auf das schönste Fest im Jahr und wir machen uns auch diese Vorfreude schon so schön und gemütlich wie möglich. Advents- und Weihnachtsmärkte, Glühwein, Waffeln, Betriebsfeiern, Konzerte … Kaum eine andere Zeit im Jahr ist so erfüllt von Dingen, die uns verwöhnen sollen.
Die Adventszeit ist eine Zeit der Erwartung auf das »große Ereignis« – und passend dazu hören wir heute dieses Evangelium. Doch wie schrecklich anders sind die Bilder, die uns hier begegnen. Das zweite Weihnachten, die Wiederkunft des Gottessohnes, ist in dieser Schilderung ein einziges Schreckens- und Katastrophenszenario. Nichts mit »Stille Nacht, Heilige Nacht«, kein »O du fröhliche« und auch keine singenden Engelschöre. Statt dessen: »Die Menschen werden vor Angst vergehen.« An dieser Stelle könnten wir uns ganz distanziert wissenschaftlich mit den apokalyptischen Vorstellungen in der jüdischen Welt des 1.Jahrhunderts befassen, doch was hätten wir davon? Die Erkenntnis, dass dieser Text nichts mit unserer Wirklichkeit zu tun hat? Die Frage, was wir damit anfangen sollen, dass bis heute kein Ende der Welt eingetreten ist und kein Menschensohn in einer Wolke aufgetaucht ist – obwohl es sich bei Jesus so anhört, als würde das Ereignis kurz bevorstehen? Wenn es damals nicht bald passiert ist, wird es auch heute nicht bald passieren …
Aber genau darum geht es Jesus im Kern: dass wir uns vorstellen, es könnte ganz bald geschehen. Quasi morgen oder übermorgen. Und dass wir dann nicht überrascht sein sollten. Schauen wir genau auf den Text, dann stellen wir fest: Jesus redet gar nicht so sehr von der Zukunft. Er fordert seine Zuhörerinnen und Zuhörer auf, auf ihre eigene Gegenwart zu schauen. »Nehmt euch in Acht, dass Rausch und Trunkenheit und die Sorgen des Alltags euer Herz nicht beschweren und dass jener Tag euch nicht plötzlich überrascht wie eine Falle.« Man könnte auch sagen: »Lebt heute so, dass ihr morgen nichts zu bereuen habt.« Und wir dürfen noch genauer hinhören. Denn Jesus benennt ganz konkret zwei Dinge, die einem vielleicht nicht als Erstes einfallen würden. Doch »Rausch und Trunkenheit« und die »Sorgen des Alltags, die das Herz beschweren«, verbindet eine Gemeinsamkeit: Sie vernebeln unseren Blick. Sie vermindern unsere Wahrnehmungsfähigkeit und auch unser Urteilsvermögen. Während uns die Welt im Rausch unbeschwert und wunderbar erscheint, ist sie in der sorgenschweren Depression dunkel und voller unlösbarer Probleme. Beides ist weder wahr noch hilfreich.
Spinnen wir diesen Gedanken also weiter, so ergibt sich eine durchaus aktuelle und wichtige Botschaft für unser heutiges und ganz persönliches Leben. Jesus fordert uns auf, unsere Welt und uns selbst, unser Leben, mit einem ehrlichen und wachen Blick zu betrachten. Wir sollen uns weder an Utopien berauschen oder alles schönreden, noch sollen wir uns von ständigen Sorgen niederdrücken lassen. Wir sollen das, was um uns herum passiert, als das wahrnehmen, was es ist. Und wenn das tobende Fluten und zerstörerische Unwetter sein sollten, dann sollen auch diese uns an eine göttliche Wahrheit erinnern: Es kann jederzeit zu Ende sein mit uns, denn genau so hat Gott uns erschaffen. Das Ende, der Tod, gehört zu unserem Leben, er ist fester Bestandteil von Gottes Schöpfung. Er hält die Schöpfung ebenso am Leben wie sein Gegenpart, die Geburt, das Immer- wieder-neu-Werden. Jesus fordert uns auf, dieser Wahrheit mit klarem und wissendem Blick zu begegnen. Und mit wissendem Herzen: Jede dieser Katastrophen, die großen, die viele dahinraffen, wie auch die ganz persönliche, die unser Leben beendet, sie werden immer begleitet von jener Wolke, in der uns der Menschensohn entgegenkommt.
Das ist – und war schon immer – die eigentliche Botschaft der Apokalypse: Das Ende kommt sicher, und genau so sicher ist es nicht das Ende, sondern ein Übergang. Oder explizit christlich ausgedrückt: die Erlösung. Doch das gilt es zu erkennen. Vielleicht nicht einmal, weil es tatsächlich am Ende einen Unterschied macht, das weiß keiner von uns. Aber es macht in jedem Fall im Hier und Jetzt einen Unterschied, mit welcher Einstellung wir auf das Leben und sein sicheres Ende blicken. Tun wir es in der klaren Heiterkeit jener, die Jesu Botschaft verstanden haben und an die Erlösung glauben, so nimmt uns das die größte Angst, die Menschen haben können. Und schenkt uns zugleich eine Kraft aus dem Glauben, die uns und anderen in schlimmen Zeiten zu überleben helfen kann. Es ist die Kraft des klaren Blicks und des hoffnungsstarken Herzens. Der klare Blick sieht die Dinge so wie sie sind. Er beschönigt nicht, er klagt nicht und malt nicht schwarz. Er nennt die Dinge beim Namen. Nur so finden sich auch Lösungen. Und das hoffnungsstarke Herz lässt uns am Ball bleiben, auch wenn die Lage noch so aussichtslos erscheint, da es die Rechnung immer mit der bekannten Unbekannten macht, mit dem, der in jeder Katastrophe mitgedacht werden darf: der Menschensohn in der Wolke. Gehen wir mit diesem klaren Blick und dem hoffnungsstarken Herzen in die Adventszeit – und genießen wir all ihre schönen Momente! Amen.
12 Alle Predigtlied: GL 220, 1–3 »Die Nacht ist vorgedrungen«
13 Alle Glaubensbekenntnis: GL 3,4
Gl Wir sprechen gemeinsam das Apostolische Glaubensbekenntnis.
14 Gl Friedenszeichen
Jesus sagt: Meinen Frieden gebe ich euch. Wo wir diesen Frieden annehmen, werden Hass und Feindschaft überwunden. Geben wir einander ein Zeichen dieses Friedens.
15 Gl Kollekte
Frieden ermöglichen heißt auch: Miteinander teilen … (Ansage des Kollektenzwecks).
16 Alle Lobpreis: GL 670 H
17 Fürbitten
Gl Beten wir gemeinsam zu Gott, dem barmherzigen Vater:
Lek Für alle Menschen, die am Ende ihres Lebens stehen. – Herr, erbarme dich.
Für alle Menschen in der Hospizarbeit, die Sterbende auf ihrem letzten Weg begleiten.
Für alle, die an einer schweren Krankheit leiden.
Für alle, die vor einer großen Lebensentscheidung stehen.
Für unsere Kinder, die sich ganz besonders auf Weihnachten freuen.
Für alle Menschen, die mit der Advents- und Weihnachtszeit keine guten Erinnerungen und Gefühle verbinden.
Für unsere Verstorbenen. Nimm sie auf in deine Ewigkeit.
18 Gl Vaterunser
Du bist unser Vater, der all unsere Bitten erhört. Wir beten zu dir, wie Jesus es uns gelehrt hat: Vater unser im Himmel …
19 Alle Danklied: GL 221 »Kündet allen in der Not!
20 Gl Segensbitte
So wollen wir den Herrn um seinen Segen bitten: Der Gott des Lebens, er heilige uns. Er schenke unserem Geist und unserer Seele innere Ruhe und Frieden. – Alle: Amen.
Und der Segen des allmächtigen Gottes, des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes, komme auf uns herab und bleibe bei uns allezeit. – Alle: Amen.
21 Entlassung
Gl Singet Lob und Preis.
Alle Dank sei Gott, dem Herrn.
Martina Jung