1 Alle Eingangslied: GL 267 »O Mensch, bewein dein Sünde groß«
2 Gl Liturgischer Gruß
Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. – Alle: Amen. –
Der Herr ist in unserer Mitte. – Alle: Er ist wirklich unter uns.
3 Gl Einführung
Für uns Christen, auch für die eingefleischten Närrinnen und Narren unter uns, ist am Aschermittwoch nicht alles vorbei, sondern ganz im Gegenteil: Es fängt mit der Fastenzeit etwas Wichtiges an. Alle Religionen der Welt kennen das Fasten als wichtiges Element in der Ausübung des Glaubens. Das Einüben von Verzicht macht uns freier, offener für Gott, zugleich auch standhafter und zufriedener. Lassen wir uns heute mit dem Aschenkreuz daran erinnern, dass unser Fasten kein Mittel zur Selbstverwirklichung ist, sondern uns auf das große Mysterium unseres Glaubens vorbereiten soll.
Öffnen wir uns in einer kurzen Zeit der Stille für das Wort Gottes.
4 Gl Kyrie
Herr Jesus Christus, du bist das Brot des Lebens. – Herr, erbarme dich.
Du bist die Quelle unserer Kraft und Zuversicht. – Christus, erbarme dich.
Du bist das Wasser, das unseren Durst für immer stillt. – Herr, erbarme dich.
5 Gl Eröffnungsgebet
Getreuer Gott, im Vertrauen auf dich beginnen wir die vierzig Tage der Umkehr und Buße. Gib uns die Kraft zu christlicher Zucht, damit wir dem Bösen absagen und mit Entschiedenheit das Gute tun. Darum bitten wir durch Jesus Christus.
6 Lek Erste Lesung: Joºl 2, 12–18
7 Kan Psalm: Ps 51 (50), 3–4.5–6b.12–13.14 u. 17 (Kv: GL 639,1)
8 Lek Zweite Lesung: 2 Kor 5, 20 – 6, 2
9 Kan Ruf vor dem Evangelium:
Herr Jesus, dir sei Ruhm und Ehre! – Kv
Wenn ihr heute seine Stimme hört,
verhärtet nicht euer Herz!
Herr Jesus, dir sei Ruhm und Ehre!
10 Gl Evangelium: Mt 6, 1–6.16–18
11 Gl Auslegung
Liebe Gemeinde, zum Einstieg in die Fastenzeit erinnert uns Jesus an eine wichtige Unterscheidung, die wir uns gar nicht oft genug vor Augen halten können. Es ist die Frage, nach welchem Lohn wir streben: nach dem schnellen, irdischen Lohn in Form von Ruhm, Anerkennung bis hin zu einem bestimmten Rang in der Gesellschaft. Oder wollen wir lieber nach göttlichem Tarif bezahlt werden? Die Vergütung im Reich Gottes besteht in langfristigen Anlagen und Fonds, in die mein Lohn eingezahlt wird, das heißt, ich halte nicht immer gleich einen Gewinn in Händen. Doch dafür gelten die himmlischen Fonds als ausgesprochen wertstabil und laut Jesus können wir nach einiger Zeit mit Renditen im »hundertfachen« Bereich rechnen (so nachzulesen z.B. bei Matthäus 12,29). Die regelmäßigen Ausschüttungen werden unter anderem in »Seelenfrieden«, »innere Gelassenheit«, »Großherzigkeit«, »Liebe«, »unerschütterliche Hoffnung«, »Furchtlosigkeit« oder auch »innere Kraft und Stärke« ausgezahlt.
Wir haben also die Wahl: Direktauszahlung als weltlicher Lohn? Oder Lohnverzicht als Anlagestrategie? Ich hoffe, Sie verzeihen mir diese kapitalistischen Bilder aus der Finanzwelt – aber Jesus selbst hat ja damit angefangen. Dreimal hören wir von ihm: Amen, ich sage euch: Sie haben ihren Lohn bereits erhalten. Jesus sagt nicht: »Wenn ihr fastet, macht kein finsteres Gesicht wie die Heuchler! Sie geben sich ein trübseliges Aussehen, damit die Leute merken, dass sie fasten. Das ist moralisch verwerflich und ich möchte nicht, dass meine Jünger so sind!« – Nein, er sagt: Macht es nicht so, denn dann haltet ihr nur den schnellen, vergänglichen Lohn der Welt in Händen. Ihr aber könnt viel mehr erreichen, für euch und damit für alle Menschen. Denn das Schöne ist ja: Vom Lohn des Himmelreichs profitieren nicht allein wir, sondern alle anderen gleich mit. Sie profitieren davon, dass wir gelassener sind, dass wir großherziger werden und nicht fürchten, irgendetwas zu verlieren. Sie profitieren von unserer wachsenden Fähigkeit, wirklich aus tiefstem Herzen zu lieben.
Aber wie genau funktioniert das denn nun? Warum ist mein Fasten nicht mehr gewinnbringend, wenn es andere mitbekommen? Warum ist mein Beten falsch, wenn andere es sehen? Und warum in aller Welt soll ich es verbergen, wenn ich den Armen helfe? Schließlich braucht es doch auch Vorbilder und ich könnte damit viele andere ermutigen, es mir nachzutun. So oder so: Schließlich geht es doch darum, dass den Armen geholfen wird, oder? Alles richtig. Daher ist Jesus an dieser Stelle auch so nüchtern: Wenn ihr gute und anerkennenswerte Dinge tut, dann bekommt ihr auch Anerkennung. Das ist durchaus gerechtfertigt. Es ist eben nur die Frage, wessen Anerkennung euch wichtiger ist. Und hier scheiden sich tatsächlich die Geister, im wahren Wortsinn. Denn wenn ich mir mein Fasten durch das lobhudelnde Zurschaustellen versüßen möchte, weil ich damit angeben kann, was für ein guter Christ ich bin, dann schule ich meinen Geist nicht im Einüben von Verzicht, sondern ich schule ihn im Suchen nach Anerkennung. Ein solcher Geist aber wird immer unfreier, immer abhängiger. Er muss ständig leisten und er muss ständig schauen, was denn gerade so angesagt ist, womit er sich Anerkennung verdienen kann. Und wir ahnen schon, wohin das auf Dauer führen kann.
Der Aschermittwoch läutet die Fastenzeit ein, eine Zeit, in der wir eingeladen sind, in die Schule des Verzichts zu gehen. Das freiwillige Einüben von Verzicht – auch Fasten genannt – ist in allen Weltreligionen und spirituellen Richtungen eine gängige Praxis und das nicht von ungefähr. Tatsächlich gibt es nichts Effektiveres auf dem Weg zu innerer Freiheit und damit der Offenheit für die Begegnung mit dem Göttlichen als mich möglichst unabhängig von Bedürfnissen zu machen. Denn jedes Bedürfnis bindet mich an eine bestimmte Erfüllung. Im Einüben von Verzicht teste ich meine Grenzen des Erträglichen aus und versuche sie immer ein kleines Stück weiter zu stecken. Das Christentum ist diesbezüglich in der Botschaft Jesu ja noch regelrecht harmlos, Jesus fordert kein stundenlanges Stillsitzen und Nicht-Denken, um einen freien Geist zu erreichen, er fordert keinen Kopfstand oder andere Verrenkungen, um durch äußere Beweglichkeit auch innerlich frei und beweglich zu werden, er fordert auch keine Bußgürtel, um die Grenzen der Schmerztoleranz zu verschieben. Ganz im Gegenteil, Jesus sagt einfach nur: »Was auch immer ihr tut, tut es bitte nur aus einem einzigen Grund: um euch der Liebe Gottes zu öffnen und diese Liebe durch euch hindurch wirken zu lassen.«
Man könnte die Worte des heutigen Evangeliums daher noch etwas ausweiten: Betet ohne Unterlass, aber betreibt Beten nicht als Extremsport, in dem es immer höhere Ziele zu erreichen gilt. Fastet, damit ihr verzichten lernt, aber vergesst nicht, mit dem Fasten nach sieben Wochen wieder aufzuhören, denn auch das Fasten ist kein Selbstzweck, und wer nicht mehr damit aufhören will oder kann, ist auf dem falschen Weg gelandet! Und wenn ihr den Armen helfen wollt, dann ist die größte Hilfe die, die weitere Hilfe entbehrlich macht. Helft ihnen so, dass ihr ihnen nicht immer wieder von Neuem helfen müsst. – Oder mit anderen Worten: Verliert nie aus den Augen, worum es euch wirklich geht. Und bleibt darin auch ehrlich! In diesem Sinn wollen wir uns nun vorbereiten auf die Zeit der Buße und des gesunden Verzichts. Amen.
12 Alle Segnung der Asche
13 Alle
Die Segnung der Asche sollte durch einen Diakon oder einen vom Bischof beauftragten Laien (Gottesdienstleitung) vollzogen werden. Sollte kein Diakon oder beauftragter Laie den Gottesdienst mitfeiern können, kann die Asche auch vor dem Gottesdienst durch einen Priester oder Diakon gesegnet werden.
Der Aschermittwoch gibt uns beim Empfang des Aschenkreuzes die Möglichkeit zur Umkehr. Sie ist so der erste und unerlässliche Schritt der Nachfolge und verbindet uns mit Jesus.
Nach einer kurzen Stille betet der Diakon oder die Gottesdienstleitung, die Hände gefaltet:
Gott, du willst nicht den Tod des Sünders, du willst, dass er sich bekehrt und lebt. Erhöre gnädig unser Bitten:
Segne + diese Asche,
mit der wir uns bezeichnen lassen, weil wir wissen, dass wir Staub sind und zum Staub zurückkehren. Hilf uns, die vierzig Tage der Buße in rechter Gesinnung zu begehen. Verzeih uns unsere Sünden, erneuere uns nach dem Bild deines Sohnes und schenke uns durch seine Auferstehung das unvergängliche Leben. Darum bitten wir durch ihn, Christus, unseren Herrn. Amen.
Der Diakon oder die Gottesdienstleitung besprengt die Asche mit Weihwasser.
Gl Austeilung der Asche
14 Gl
Der Diakon oder die Gottesdienstleitung legt allen, die vor ihn hintreten, die Asche auf und spricht zu jedem Einzelnen:
Bekehrt euch und glaubt an das Evangelium.
Während der Austeilung der Asche wird gesungen. (z.B. GL 266, 272, 273) Alternativ: Orgelspiel
17 Fürbitten
Gl Beten wir gemeinsam zu Gott, dem barmherzigen Vater:
Lek Für alle, für die mit dem Aschermittwoch nicht alles vorbei ist, weil sie während der Faschingstage Opfer von Übergriffen oder Gewalt wurden.
Für alle, denen in diesem Jahr nicht zum Feiern zumute war, da sie finanziell kaum noch über die Runden kommen.
Für alle, die an einer schweren Krankheit leiden.
Für alle, die als Medienschaffende oder Influencer maßgeblich daran beteiligt sind, an welchen Idealbildern wir uns bewusst oder unbewusst messen.
Für alle, die die Fastenzeit nutzen wollen, um zu einer echten Umkehr in ihrem Leben zu gelangen, und die einen Neuanfang wagen wollen.
Für alle, die schwer an einer Schuld zu tragen haben, die nicht wieder gutzumachen ist.
Für unsere Verstorbenen, die Erlösung finden in dir.
18 Gl Vaterunser
Du bist unser Vater, der all unsere Bitten erhört. Wir beten zu dir, wie Jesus es uns gelehrt hat: Vater unser im Himmel …
19 Alle Danklied: GL 269 »Du Sonne der Gerechtigkeit«
20 Lek Schlussmeditation
Reine Schikane, Erbsenzählerei, Sisyphusarbeit – das scheint der Glaube manchmal zu sein.
Sinnlos, perspektivlos, aussichtslos – weil die Welt schlecht ist und übermächtig.
Aufgeben, wegschauen, abwenden – ist das eine Alternative?
Umkehren, das Unterste nach oben, das Schwächste nach vorn – so hat es Jesus gemeint und getan.
Aufgaben annehmen, Nötiges erledigen, Not-wendiges anleiern und darauf vertrauen, dass die Welt verbesserlich ist.
Fastenzeit, Zeit der Umkehr, Zeit der Ermutigung – das vermeintliche Ende ist nur das Vorletzte.
Regina Groot Bramel
21 Gl Segensbitte
So wollen wir den Herrn um seinen Segen bitten: Der Gott des Lebens, er heilige uns. Er schenke unserem Geist und unserer Seele innere Ruhe und Frieden. – Alle: Amen.
Und der Segen des allmächtigen Gottes, des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes, komme auf uns herab und bleibe bei uns allezeit. – Alle: Amen.
22 Entlassung
Gl Singet Lob und Preis.
Alle Dank sei Gott, dem Herrn.
Martina Jung