Warum die Fürbitten ihren festen Platz in jedem Gottesdienst haben sollen
Das Wichtigste, das bei Fürbitten zu beachten ist, steckt bereits im Wort: Es sind Bitten FÜR andere. Es hat einen tiefen und wunderbaren Sinn, dass die Fürbitten Bestandteil jedes Gottesdienstes sind. Bei dem Wort „Bitte“ denken wir in der Regel daran, dass wir etwas für uns wünschen und erbitten. Und tatsächlich ist der Gottesdienst als ein Ort der Begegnung mit Gott auch der Ort, an dem wir für uns selbst bitten. Gleich an mehreren Stellen in der Liturgie werden Gebete mit der Formel: „Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn“ abgeschlossen. Die Bitte ist neben dem Hören auf das Wort, dem Dank und dem Lobpreis, neben dem Gedächtnis und dem Bekenntnis ein fester und wichtiger Bestandteil der Liturgie. Und zwar ausdrücklich in ihrer umfassenden Form: Als Bitte für uns selbst und als Bitte für andere. Gerade in den Fürbitten machen wir das wahr, was wir in der Eucharistie feiern, bekennen und erinnern: dass Christentum nie etwas ist, was nur mich und mein Leben betrifft. Als Christin / als Christ ist mir die Nächstenliebe, der Blick über den Tellerrand, das Denken an die Sorgen und Nöte anderer eine Herzensangelegenheit. Aber ab und zu darf man auch an solche theoretischen Herzensangelegenheiten erinnert werden. Das ist der Ort der Fürbitten.
Fürbitten sind Bitten an Gott– und keine versteckten Botschaften an unsere Mitmenschen
Das Erste also, was zu beachten ist: Eine Fürbitte bittet für andere. Das heißt im Umkehrschluss, Bitten in der Art „Guter Gott, lass uns …“ sind keine Fürbitten. Fürbitten dürfen durchaus ganz schlicht formuliert werden: „Guter Gott, wir bitten für alle Armen.“ Es muss gar nicht mehr sein. Damit lassen wir Gott einen gewissen Spielraum, wie er helfen mag.
Damit ist der zweite wichtige Punkt erwähnt. Fürbitten geraten schnell zu einer versteckten Moralpredigt. Dann klingt es in etwa so: „Guter Gott, wir bitten für die Armen. Lass uns nicht mehr achtlos an ihnen vorübergehen, sondern ihre Not erkennen.“ „Fürbitten“ dieser Art kommen tatsächlich sehr häufig zu Gehör – vor allem in Jugendgottesdiensten, in denen die Jugendlichen selbst formulieren dürfen. Die Jugendlichen sind kritisch, sie beginnen gerade ihre politische Verantwortung zu entdecken, sie wollen für etwas kämpfen, sie wollen gut sein. Sie wollen Finger in Wunden legen. Das dürfen und sollen sie. Aber es wird ihnen eine große Wachstumshilfe sein, wenn man in der Vorbereitung von Gottesdiensten mit Jugendlichen zusammen, den wahren Sinn von Fürbitten erklärt und genau an dieser Stelle eine Grenze setzt. Es ist eine heilsame Grenze, denn sie lehrt die jungen Menschen etwas, das sie früher oder später auch das Leben lehren wird: Demut schafft manchmal mehr Veränderung als Kampf.
Ermutigen Sie die jungen Menschen, Fürbitten so zu formulieren, dass zwei Dinge deutlich werden:
- Wir denken an „euch“, die Armen, die Verlorenen, die Verzweifelten, die Kranken – an alle, denen es gerade nicht gut geht und die so weit weg sind, dass wir nicht hier und jetzt selbst helfen können. An die Menschen, denen wir, selbst wenn sie gerade nicht weit weg wären, vielleicht auch aus eigener Kraft gar nicht helfen könnten.
- Wir legen eure Not in die Hand Gottes. Das heißt nicht, dass wir nicht auch selbst das Menschenmögliche Tun, um für euch da zu sein. Aber das Menschenmögliche reicht manchmal nicht, die Armut ist zu groß, als dass wir Einzelne sie besiegen könnten. Aber wir bitten Gott, dass er euch hilft. Und wir vertrauen, dass Gott einen Weg findet zu helfen. Einen, der uns vielleicht nie einfallen würde.
Das ist der tiefe Sinn von Fürbitten. Und damit sind Fürbitten viel mehr als eine nette Geste im Gottesdienst. Sie sind ein Akt der Nächstenliebe und der Demut, durch den auch wir immer wieder an unseren Platz im Leben erinnert werden.