Wann finden die sensiblen Phasen in der Entwicklung von Kindern statt?
Sensible Phasen, in denen Kinder besonders empfänglich für das Erlernen neuer Fähigkeiten sind, laufen nicht bei jedem Kind generell gleich ab. Man erkennt sie jedoch in der Regel daran, dass bestimmte Handlungen oder Fertigkeiten mit großer Ausdauer und Begeisterung wiederholt werden. In der Montessori-Pädagogik werden drei große Zeitspannen von je sechs Jahren als sensible Phasen identifiziert:
- 0-6 Jahre
Die erste Unterphase von 0-3 Jahren ist laut Maria Montessori von einem „absorbierenden Geist“ des Kindes gekennzeichnet. Das Lernen findet meist ohne Anleitung statt, da das Gehirn Eindrücke wie ein Schwamm aufsaugen und sich aneignen kann. Eine besondere Sensibilität besteht in dieser Phase für Bewegung, Ordnung und Sprache.
Zwischen 3 und 6 Jahren nimmt die Reflexionsfähigkeit zu und löst den absorbierenden Geist langsam ab. In dieser Phase lässt sich eine besondere Sensibilität für soziale Strukturen und Gemeinschaft mit anderen (Kindern) beobachten.
- 6-12 Jahre
In der zweiten Phase der Kindheit geht es vor allem darum, die Grenzen auszudehnen, selbstständig zu werden und den Aktionsradius zu erweitern. In dieser Zeit wird eine besondere Sensibilität für die Entwicklung der Vorstellungskraft, des Abstraktionsvermögens und der moralischen Haltung verortet.
- 12-18 Jahre
Jugendliche sind besonders sensibel für die Suche nach der eigenen Identität und ihrer Weiterentwicklung. Dabei haben sie zwar noch ein großes Bedürfnis nach Sicherheit und Geborgenheit, grenzen sich aber zunehmend von der Herkunftsfamilie ab und suchen Halt und Anerkennung in Peer Groups.
Literatur: Klein-Landeck, M./Pütz, T.: Montessori-Pädagogik. Einführung in Theorie und Praxis. Überarbeitete Neuauflage (4. Gesamtauflage), Freiburg: Herder, 2019.