"Wahrnehmung (oder Sinneswahrnehmung) ist der Prozess der Aufnahme und Verarbeitung von Sinneseindrücken, die durch Einwirkungen seitens der Umwelt (Umweltreize) oder aus dem Körperinnern, wie z. B. Gefühle (Körperreize), entstehen. Die Folge von Wahrnehmungen sind Reaktionen von Motorik und Verhalten, die wiederum die Wahrnehmung beeinflussen können. Wahrnehmung bildet die Voraussetzung für die seelische und soziale Entwicklung und hat die Aufgabe, dem Menschen Orientierung in seiner dinglichen und sozialen Umwelt zu geben, damit er sich in der Welt zurechtfinden kann. Die Wahrnehmungsfähigkeiten stehen in engem Zusammenhang mit der kognitiven Entwicklung.
Im Unterschied zur Wahrnehmung ist die Sinnesempfindung ein grundlegender Prozess, bei dem Reize aufgenommen und registriert, nicht aber weiter interpretiert werden. Während man früher davon ausging, dass Säuglinge ihre Umgebung fast nicht oder gar nicht wahrnehmen, ist heute bewiesen, dass die Kinder schon nach der Geburt wahrnehmen. Im Bereich des Riechens, Schmeckens und der Hautsinne (der niederen Sinne) kommen die Kinder mit einer Grundausstattung auf die Welt. Sehen können Neugeborene nur unscharf. Innerhalb der ersten sechs Monate können die Säuglinge dann immer schärfer und mit ca. einem Jahr dann fast so gut wie Erwachsene sehen. Entgegen früheren Meinungen sind Säuglinge in der Lage, Formen und Objekte wahrzunehmen. Ein 3 Monate alter Säugling erkennt zwei entfernt voneinander stehende Gegenstände. Wenn diese sich berühren, erkennt das Kind nur noch einen Gegenstand, auch wenn die beiden Objekte verschiedene Farben haben. Die Kinder erkennen nicht nur die einzelnen Eigenschaften eines Objekts, sondern sie erkennen das Objekt in seiner Ganzheit, als einen Gegenstand. Das Wahrnehmungssystem schafft es, die verschiedenen aufgenommenen Reize zu einem Ganzen zu verarbeiten. Diese Fähigkeiten helfen dem Kind auch, seine Auge-Hand-Koordination zu entwickeln."