Maxi hat seinen Wasserbecher über das Bild von Viktor geschüttet, der daraufhin in Tränen ausbricht. Umgehend erklingt die Stimme von Erzieher Oliver: „Maxi, entschuldige dich!“
Olivers blitzschnelle Reaktion auf Maxis Umstoßen des Wasserbechers und Viktors Tränen (in Form seiner Forderung nach einer Entschuldigung) wird von der Suche nach dem Schuldigen bestimmt – und zeigt erst mal kein Verständnis für die beiden beteiligten Kinder. Schnell ist klar: Maxi hat den Becher umgeworfen und damit Viktors Bild nass gemacht, also ist Maxi schuld und muss sich entschuldigen. Die Kinder kann dieses Beschuldigen sehr beschämen, da sie vielleicht selbst darüber erschrocken sind, dass der Wasserbecher umgefallen ist. Umso wichtiger ist es, in dieser Situation die Bedürfnisse beider Kinder zu sehen, zu artikulieren und zu verstehen.1
Statt eine Entschuldigung zu fordern, könnte Oliver versuchen, das Erleben beider Kinder in Worte zu fassen, ohne es zu bewerten, indem er sagt: „Maxi, ich sehe, dass du gegen den Wasserbecher gestoßen bist und das Wasser über Viktors Bild gelaufen ist. Da hast du dich bestimmt erschrocken.“ Zu Viktor könnte er sagen: „Viktor, ich sehe, dass das Wasser über dein Bild gelaufen ist. Du bist jetzt bestimmt traurig oder verärgert.“ Im nächsten Schritt könnte es dann darum gehen, gemeinsam eine Lösung zu finden: „Habt ihr eine Idee, wie wir das Bild retten können?“ Das vermittelt Kindern: „Ich will dich verstehen und dir helfen.“ Und als Vorbild zeigen wir Kindern durch unsere Reaktion, wie sie selbst in diesen Momenten reagieren können.