Liebe Leserinnen und Leser,
okay, bei diesem Artikel haben wir dann doch etwas geschmunzelt: „Ist der Joint in der Mittagspause jetzt möglich?“ Wer hätte gedacht, dass Sie sich als Kita-Leitung mit dieser Frage hochgradig seriös beschäftigen müssen? Unsere Rechtsexpertin Anna Müller-Kabisch jedenfalls hat es getan und liefert die Antwort auf Seite 30. An diesem Beispiel wird sichtbar, wie das gesellschaftliche Leben, wie Entscheidungen, wie Gesetze und wie Trends das Arbeiten in der Kita jeden Tag aufs Neue beeinflussen. Im Umgang mit Kolleg:innen, Eltern oder etwa Trägern.
Tja – und wer hat bei den ständigen Veränderungen und trotz wilder Rahmenbedingungen dann noch Zeit, sich um Nachhaltigkeit zu kümmern? (Die Brücke zu unserem Titelthema ist hiermit hergestellt) Nur keine Angst: Wir haben das Ganze dank unserer beiden Autorinnen so aufbereitet, dass Nachhaltigkeit nicht bloß eine Projektbeschreibung ist, sondern ganz selbstverständlich in Ihren Kita-Alltag einfließt. Mit gesunder Ernährung zum Beispiel. Oder radelnd zur Arbeit. Bei uns in der Redaktion ist die Radfahrquote jedenfalls erfreulich hoch. Wobei die zurückgelegten Strecken, das geben wir zu, je nach Person stark variieren. Und wie sieht es in Ihrem Team aus?
Herzliche Grüße aus Freiburg
Thilo Bergmann, Chefredakteur
bergmann@herder.de
Leitung profitiert von Digitalisierung
Die meisten befragten Leitungskräfte sehen die Vorteile der Digitalisierung darin, Arbeitsabläufe in der Verwaltung, Organisation und im Qualitätsmanagement effizient zu gestalten. Das ist eines der Ergebnisse der „Zukunftsstudie Kita-Management 2024“ von Wolters Kluwer Deutschland. Sie soll Potenziale erkennen, mit denen sich Leitungsalltag besser organisieren lässt. Leitungen beurteilen die digitale Unterstützung überwiegend positiv. Sehr gut schneiden die Stammdatenverwaltung, Finanzbuchhaltung und Abrechnung ab. Hingegen wird im Personal- und Bestellmanagement, im Beschaffungswesen und in der Personalentwicklung Optimierungsbedarf gesehen. Die Studie steht unter www.wolterskluwer.de als Download zur Verfügung.
Träger-Qualität entscheidet über Kita-Qualität
Der Deutsche Verein für öffentliche und private Fürsorge e.V. (dv) hat Empfehlungen zur Sicherung und Weiterentwicklung der Qualität von Kita-Trägern herausgegeben. Bisher fokussierte die Qualitätsdebatte vor allem die Kitas sowie die Fach- und Leitungskräfte. Aber Kita-Qualität und Trägerqualität bedingen sich gegenseitig. Deshalb richtet der dv den Blick erstmals explizit auf die Träger. Die Empfehlungen beschreiben Verantwortung und Aufgaben von Trägern für den Betrieb und das Management einer Einrichtung, die Qualitätssicherung und Bedarfsermittlung sowie für ihre Rolle als Arbeitgeber und die Ausbildung zukünftiger Fachkräfte. Zugleich formuliert der dv Voraussetzungen und Rahmenbedingungen, um Träger in ihrer Qualität zu stärken.
Kitas erhalten Tipps für Mahlzeiten
Im Mai hat die Vernetzungsstelle Kitaverpflegung der Verbraucherzentrale Niedersachsen ein neues, kostenfreies Unterstützungsangebot gestartet. Monatlich erhalten Interessierte aus Kitas und Kindertagespflege Anregungen, wie Frühstück und Zwischenmahlzeiten kindgerecht und gesundheitsfördernd gestaltet werden können, damit Kinder auch während der außerfamiliären Betreuungszeit optimal versorgt sind. Vergangenes Jahr hatte eine Umfrage der Vernetzungsstelle gezeigt, dass ein Großteil der Kitas ihre Mahlzeiten regelmäßig selbst zubereitet, knapp ein Drittel sogar täglich, und das überwiegend durch pädagogisches Personal. Die Empfehlungen, Ideen und Rezeptvorschläge werden jeweils zum Monatsbeginn auf die Homepage www.kitavernetzungsstelle-niedersachsen.de gestellt.
GEW mahnt Nachbesserung an
Als Reaktion auf die „Gesamtstrategie Fachkräfte in Kitas und Ganztag“, die Bundesfamilienministerin Lisa Paus Ende Mai vorgelegt hat, fordert die GEW eine große gesellschaftliche Kraftanstrengung, um die Attraktivität aller Arbeitsfelder der Kinder- und Jugendhilfe zu verbessern: „Die Fachkräftestrategie des Bundes ist ein wichtiger Schritt, um dem Fachkräftemangel in Kitas und Ganztag zu begegnen. Dennoch gibt es Nachbesserungsbedarf, insbesondere bei der Finanzierung, den Arbeitsbedingungen und der Anerkennung ausländischer Fachkräfte“, sagte GEW-Vorstandsmitglied Doreen Siebernik.
Neues Netzwerk forscht zu seelischer Gewalt
Die Deutsche Forschungsgemeinschaft fördert ein neues Netzwerk an der Uni Frankfurt mit dem Titel „Dimensionen seelischer Gewalt in pädagogischen Settings. Theoretische Bestimmungen und empirische Analysen“. Bisher fehlten in der Wissenschaft allgemeingültige Bestimmungen dazu. Zwar wurde vereinzelt darüber diskutiert, doch die Ergebnisse wurden nicht systematisch aufeinander bezogen. Das in den Erziehungswissenschaften angesiedelte Netzwerk bezieht Forscher:innen der Sozialen Arbeit, Sozialpsychologie, Rechtswissenschaften, Sozialphilosophie, Sonderpädagogik, Schulpädagogik und der Soziologie ein. Auch externe Expertise soll hinzugezogen werden.