Je jünger die Kinder sind, desto höher ist in der Regel ihr Ruhe- bzw. Schlafbedürfnis tagsüber. Während Babys in der Regel tagsüber zwei Mal schlafen, nimmt das Schlafbedürfnis mit steigendem Alter ab. Zwischen dem zweiten und dritten Geburtstag lassen die meisten Kinder dann den Mittagschlaf weg – immer vorausgesetzt, dass ihr Schlafbedürfnis nachts ausreichend gestillt wird. Aber wie in allen Entwicklungsbereichen entwickeln sich Kinder auch hier individuell, das Lang- und Kurzschläferdasein wird ihnen sozusagen in die Wiege gelegt. Deswegen kann es passieren, dass ein Vierjähriger mittags noch regelmäßig schläft, ein zwei Jahre altes Kind aber nicht mehr.
Kitas müssen dieser individuellen Entwicklung Rechnung tragen und Schlafens- und Ruhezeiten in ihren Alltag mit einplanen. Aber selbst wenn Kinder nicht mehr tagsüber schlafen, brauchen sie Ruhe- und Erholungsphasen.
Die gemeinsame Ruhezeit
In vielen Einrichtungen ist es üblich, dass sich die Kinder nach dem Mittagessen ausruhen. Diese Phase ist sehr unterschiedlich gestaltet. In manchen Einrichtungen gibt es kleine Zelte oder Höhlen, in die die Kinder sich hineinliegen. Andere Kitas erlauben ruhiges Spielen in bestimmten Bereichen oder lesen gemeinsam eine Geschichte vor, manchmal ist diese Zeit spielzeugfrei.
Nicht jedes Kind mag solche verordneten Ruhephasen und wehrt sich gegen den Zwang, sich hinlegen zu müssen. Auch wenn es sehr praktisch ist, alle Kinder gleichzeitig ausruhen zu lassen, oft sind individuelle Rückzugsmöglichkeiten sinnvoller. Denn eine kollektive verordnete Mittagspause geht an den Bedürfnissen vieler Kinder vorbei. Wie Erwachsene entspannen Kinder eben auch unterschiedlich: Das eine träumt gerne vor sich hin, das andere spielt leise mit seinem Kuscheltier, ein anderes braucht die Nähe der Bezugserzieherin oder liebt es, beim Vorlesen auszuruhen. Das eine ist schon früher erschöpft, beim nächsten reicht die Energie noch etwas länger.
Individuelle Pausen
Rückzugsmöglichkeiten, die Kinder individuell nutzen können, geben ihnen die Möglichkeit, sich selbstbestimmt den Tag über dann zurückzuziehen, wann sie es möchten. Das hilft ihnen, ihr Körperempfinden bewusst wahrzunehmen und ihm eigenverantwortlich Rechnung zu tragen. Eine wichtige Lektion im achtsamen Umgang mit sich selbst. Viele Einrichtungen haben dafür Kuschelecken, Höhlen oder Sofas in ihren Räumen, die genau dafür vorgesehen sind.
Egal wie, Schlafzwang darf es nicht geben, aber den Wechsel von Anspannung und Entspannung dürfen und müssen Kinder lernen. Dazu gehört es auch, sich in so einer Zeit vielleicht mal kurz zu langweilen und dann in eine ruhige Beschäftigung finden. All das trainiert die Selbstregulation des Kindes und hilft, anschließend wieder neue Anspannungskraft zu haben, neu aufnahmebereit zu sein und wieder lernen zu können.
Möglichkeiten, um Kinder in die Ruhe zu führen und Entspannung möglich zu machen:
- Vorlesezeit: Die Kinder machen es sich gemütlich und die Fachkraft liest allen gemeinsam ein Buch vor.
- Massage und leichte Berührungen: Zu einer kurzen Geschichte kann die Fachkraft ein einzelnes Kind oder Kinder sich gegenseitig leicht den Rücken massieren oder streicheln.
- Atemübungen, z.B. in eine kleine Geschichte eingebaut
- „Höhlenzeit“: Jedes Kind beschäftigt sich alleine und ruhig mit etwas.