Kaum ein anderes Thema bewegt Eltern beim Kita-Einstieg so viel wie die Frage, wie ihr Kind in der Kita schlafen wird, wie das Einschlafen klappt, ob es mit so vielen anderen Kindern in einem Raum schlafen kann und wie es die Situation ohne Mama und Papa in der Nähe meistern wird.
Zu Recht! Einschlafen fällt vielen Kindern nicht leicht und ist zudem ein Vertrauensbeweis. Wer einschläft, sagt: Hier fühle ich mich sicher. Hier bin ich geborgen. Denn Einschlafen bedeutet loszulassen und das ist nur dann möglich, wenn ich mich sicher fühle.
Wichtigste Voraussetzungen für ein problemloses Schlafen in der Kita ist deshalb eine gute, schrittweise Eingewöhnung. Erst wenn ein Kind ohne die Eltern auch zum Essen bleibt und das gut bewältigt, sollte es auch in der Einrichtung schlafen.
Schlafen ist ein individuelles Bedürfnis
Doch bis zu welchem Alter sollen oder müssen Kinder überhaupt tagsüber schlafen? Leider ist es immer noch relativ weit verbreitet, Kinder und ihr Schlafbedürfnis nicht individuell zu betrachten, sondern aus pragmatischen oder Gründen der Unwissenheit beim Schlafen alle Kinder über einen Kamm zu scheren. Dabei zeigen Untersuchungen klar das Gegenteil: Schlaf ist ein individuelles Bedürfnis, auch schon im Kleinkindalter. So brauchen z.B. Kinder im Alter von zwölf Monate durchschnittlich 13 bis knapp 15 Stunden Schlaf pro Tag. Es gibt jedoch auch Extremwerte wie nur gut 11 oder volle 16 Stunden (Kramer 2015, S.6). Auch wie oft und wie lange Kinder tagsüber schlafen, ist bei jedem Kind anders. Schlafprotokolle helfen, das individuelle Schlafverhalten eines Kindes genauer im Blick zu haben.
Ab einem gewissen Alter möchten Eltern, dass ihre Kinder tagsüber nicht mehr schlafen oder geweckt werden, damit sie abends besser einschlafen. Reißen Pädagoginnen die Kinder aber willkürlich aus dem Schlaf oder halten sie vom Schlafen ab, wenn sie müde sind, hat das Kind wenig gewonnen. Ebenso ist es für die Eltern schwierig, wenn ihr Kind bis in die späten Abendstunden wach ist, weil es nachmittags zu lange geschlafen hat. Hier braucht es eine rege Kommunikation zwischen Ihnen und den Eltern, um eine Lösung zu finden, die für alle Beteiligten gut ist.
Schlafraum als Wohlfühlort
Wenn möglich, sollten Sie den Schlafraum nur zum Schlafen nutzen, nicht auch noch zum Spielen oder für andere Aktivitäten. Das ist jedoch nicht immer machbar, gerade wenn der Platz begrenzt ist. Dann bedarf es aber einer guten Vorbereitung, um auch räumlich den Übergang von einem Spielzimmer zu einem Schlafraum zu gestalten. Eventuell ist es die beste Lösung, wenn Sie den Raum bereits vor dem Mittagessen zum Schlafen umbauen, sodass die Kinder, die direkt nach dem Mittagessen schlafen möchten, einen vorbereiteten Raum vorfinden und nicht bereits müde noch warten müssen, bis sie schlafen dürfen.
In der Eingewöhnungszeit können Eltern gemeinsam mit ihrem Kind auch das Bett des Kindes einrichten, z.B. mit einem Baldachin, einem Kuschelkissen, Schnuffeltuch oder Schnuller. Besser als Schnuller und Co immer zwischen Zuhause und der Kita hin- und herzutragen, ist es, wenn die Eltern bereits vor der Eingewöhnung zu Hause ein zweites Set einführen, das dann in der Kita bleiben kann. So findet das Kind immer einen vertrauten Gegenstand vor, wenn es schlafen geht, quasi ein Stück Heimat in der Fremde.
Wichtig ist, dass der Schlafraum nicht zu dunkel ist, eventuell ist eine individuelle Beleuchtungsmöglichkeit oder ein kleines Nachtlicht an jedem Bett sinnvoll.
Einschlafsituationen gestalten
Dass Sie den Übergang vom Essen bzw. Spielen zum Schlafen bewusst gestalten, ist für ein gelingendes Einschlafen der Kinder sehr wichtig. Schlafengehen zählt zu den sogenannten Mikrotransitionen (Übergängen) und wie alle Transitionen im Tagesverlauf sollten Sie auch das Schlafengehen entsprechend vorbereiten und begleiten. Für Kinder stellen Mikrotransitionen besondere Herausforderungen dar. Damit Kinder diese erfolgreich bewältigen können, sind zwei Dinge wesentlich: Zum einen brauchen Pädagoginnen das Bewusstsein, dass diese Situation für das Kind herausfordernd ist, zum anderen das Bewusstsein für die Wichtigkeit von immer gleichen Abläufen bei einem Übergang. Läuft der Übergang vom Essen zum Schlafengehen immer gleich ab, erlebt das Kind Sicherheit, da es die Handlungsabläufe kennt und selbst vorhersagen kann, was als nächstes passiert. „Nach dem Essen spiele ich, dann gehen wir zum Wickeln und dann ins Bett.“ Nutzen Sie die pflegerischen Zeiten, die in der Regel vor dem Schlafengehen stattfinden, um die Beziehung zum Kind zu stärken, ihm Sicherheit zu vermitteln und es zu beruhigen.
Ob Sie für alle Kinder ein gemeinsames Einschlafritual haben oder für jedes Kind ein individuelles, das hängt sehr von den Kindern und der Gesamtsituation ab. Oft klappt das Einschlafen in der Einrichtung unproblematischer als zu Hause. Kinder passen sich stark ihrer Umgebung an und lernen außerdem mit jeder Bezugsperson auch das Einschlafen neu. So kann es durchaus sein, dass ein Kind zu Hause nur einschläft, wenn Mama oder Papa es tragen, es aber bei Ihnen in der Einrichtung genügt, wenn Sie am Fußende des Bettes sitzen, bis das Kind eingeschlafen ist.
Ruhen statt Schlafen
Kinder, die tagsüber nicht mehr schlafen, sollten trotzdem Ruhepausen einlegen, z.B. in der Kuschelecke oder an einem anderen Ort. Eventuell kann es auch eine Zeit des Vorlesens sein. Selbst wenn Kinder nicht schlafen, können sie sich in dieser Zeit erholen.
Literatur:
Online-Kurs zum Thema
Die QiK Online-Akademie bietet einen Kurs für pädagogische Fachkräfte in Kitas zum Thema "Schlafenszeit in der Kita: Top oder Flop?" an. Auf Basis von Grundlagenwissen zum kindlichen Schlafbedürfnis erhalten ErzieherInnen konkrete Anregungen zur gelingenden Gestaltung der Mittagsruhe.
Hier finden Sie alle Informationen zum Online-Seminar: https://bit.ly/334mNRB