Was umgangssprachlich als verhaltensauffällig beschrieben wird, ist nach psychologischem Standard nicht immer eine Verhaltensstörung. Deswegen ist wichtig zu unterscheiden, ob ein Kind eine schwierige Phase hat und deswegen z.B. besonders aggressive Züge zeigt oder ob sich das Verhalten über den Zeitraum von mehreren Monaten zeigt (mindestens ein halbes Jahr). Zudem ist ausschlaggebend, ob das Verhalten nur an einem Ort (z.B. im Kindergarten), nicht aber an allen anderen Orten (z.B. Zuhause, bei den Großeltern, im Turnverein) auftritt. Ist es nicht überall gleich, liegt vermutlich keine Verhaltensstörung vor. Wenn eine Störung diagnostiziert wurde, kann sie sehr unterschiedlich ausgeprägt sein, von leicht bis schwer.
Was bedeutet verhaltensauffällig?
In der Psychotherapie unterscheidet man verschiedene Kategorien von Verhaltensauffälligkeiten:
- Hyperkinetische Störung: typische Kennzeichen sind z.B., hohes Maß an Unaufmerksamkeit, Hyperaktivität und Impulsivität
- Störung des Sozialverhaltens, typische Kennzeichen sind z.B. sehr starke und wiederkehrende Wutausbrüche, Aggressivität, Zerstören von Gegenständen, Lügen, Stehlen
- Emotionale Störung, meistens Angststörungen, z.B. extreme Trennungsangst, soziale Phobien
- Kombinierte Störung des Sozialverhaltens und Emotionsempfindens
Ursachen
Ursachen für Verhaltensauffälligkeiten gibt es viele. In der Regel trifft eine Vielzahl an Faktoren aufeinander.
- Genetische Ursachen
- Nicht erkannte Behinderung
- Überforderung, z.B. bei Schuleintritt, Geburt eines Geschwisterkindes
- Krankheiten, die nicht ausreichend geheilt sind
- Traumatische Erfahrungen
- Komplikationen in der Schwangerschaft oder bei der Geburt
- Einsamkeit und fehlende Beziehungen
- Häufig wechselnde Bezugspersonen, keine sichere Bindung
Wenn Hilfe notwendig ist
Was tun, wenn in der Gruppe ein Kind ist, bei dem der Verdacht auf Verhaltensauffälligkeit besteht? Wichtig ist: Die Diagnose kann und darf nur ein Psychotherapeut, Psychologe oder Psychiater stellen – und zwar nach ausführlicher Untersuchung. Das aufmerksame Beobachten der pädagogischen Fachkräfte kann jedoch wichtig Hinweise liefern.
Eine Verhaltensauffälligkeit ist keine Krankheit und kann deswegen auch nicht mit Medikamenten therapiert werden. In der Regel ist eine genaue Ursachenanalyse und Therapie in Form einer Psycho- oder Verhaltenstherapie der Weg, um dem Kind und seinem Umfeld zu helfen. Hier braucht es eine enge Zusammenarbeit zwischen Eltern, Fachkräften und Therapeuten.
Literatur: https://www.dr-gumpert.de/html/verhaltensauffaelligkeiten_kind.html