1. Entstehungsgeschichte
Die Waldorfpädagogik geht zurück auf Rudolf Steiner (1861-1925), der gemeinsam mit Emil Molt 1918 für Arbeiterkinder in Stuttgart die erste Waldorfschule gründete. Benannt wurde sie nach dem Gebäude, in dem sie untergebracht war, der Waldorf Astoria Zigarettenfabrik. Ziel dieser Schule war es, unabhängig von sozialem, kulturellem und gesellschaftlichem Hintergrund Kindern Zugang zu Bildung zu ermöglichen. Grundlage der Waldorfpädagogik ist die von Steiner entwickelte sogenannte Anthroposophie. In ihr spielt neben der Pädagogik der religiöse Aspekt eine große Rolle.
2. Ziel
Ziel der Waldorfpädagogik ist es, dem Kind die freie Entfaltung seiner Persönlichkeit zu ermöglichen. Jedes Kind braucht in seiner Individualität deshalb auch eine individuelle Begleitung.
3. Bild vom Kind
Nach Steiner steht der Mensch in der Gefahr, in den Materialismus zu verfallen, dabei besteht er nach Steiner aus Körper, Seele und Geist. Allen drei Teilen des Menschen muss der pädagogische Auftrag nachkommen.
Der Mensch ist in der Waldorfpädagogik außerdem ein fortwährend lernendes Wesen. Kinder lernen in den ersten Lebensjahren durch Nachahmung, weswegen sie Erwachsene brauchen, die in ihrem Tun und ihrem Verhalten vorbildhaft sind. Starre Regeln und strenge Normen sind in der Waldorfpädagogik nicht zu finden. Hier darf jedes Kind in seinem eigenen Tempo vorangehen. In den ersten Lebensjahren erlebt das Kind die Welt weniger denkend, sondern vielmehr wahrnehmend und fühlend. Deswegen muss in dieser Zeit auch weniger das kognitive Denken angeregt, sondern vielmehr Wahrnehmung und Emotionen gefördert werden.
4. Rolle der Fachkraft
Um zu einer individuellen, frei entfalteten Persönlichkeit heranwachsen zu können, brauchen Kinder Fachkräfte mit dem Bewusstsein und der inneren Überzeugung für die folgenden drei Grundsätze der Waldorfpädagogik:
- Das Kind in Ehrfurcht aufnehmen
- In Liebe erziehen
- In Freiheit entlassen
Aus dem Verständnis des Kindes, das durch Nachahmung lernt, ergibt sich außerdem auch die Rolle der pädagogischen Fachkraft. Diese besteht darin, dem Kind durch tätiges Handeln und moralisches Verhalten Vorbild zu sein.
Der Beziehung zwischen Fachkraft und Kind kommt eine besondere Rolle zu. Deswegen ist ein Wechsel der Pädagogen auch zu vermeiden. In Waldorfschulen haben Kinder in der Regel von Klasse eins bis acht den gleichen Klassenlehrer.
5. Methoden und Materialien
Spielsachen und Materialien in der Waldorfpädagogik bestehen meistens aus Naturmaterialien, z.B. aus Holz, und sind in pastelligen Tönen gehalten. Diese Naturmaterialien sollen besonders die Fantasie und Kreativität der Kinder anregen. Die Kunst spielt in der Waldorfpädagogik eine große Rolle, da ihr nach dem Verständnis Steiners eine besondere schöpferische Kraft zugrunde liegt. Hier kommt besonders das individuelle Wesen des Kindes zum Vorschein. Deswegen spielen Elemente wie Eurhythmie, tänzerische Vorführungen oder gestalterische Tätigkeiten eine große Rolle. Ebenso wichtig ist die Orientierung an den Jahreszeiten und ihren Festen. Sie hilft dem Kind, die Welt zu begreifen und sich in ihr Zuhause zu fühlen.
Literatur:
https://www.kindererziehung.com/Paedagogik/Alternative-Erziehung/Waldorf-Paedagogik.php