Zeitalter des Bewegungsnotstandes – fatale Folgen
Es ist eine erschreckende Bilanz: Ein Deutscher läuft am Tag nur durchschnittlich 500 bis 600 Meter – und schadet damit erheblich seiner Gesundheit. In Stresszeiten versuchen viele sich durch Antriebsmittel wie Nikotin, Koffein, Schokolade oder zuckerhaltiger Weißmehlprodukte anzutreiben. Diese Mittel geben aber nur scheinbar neue Energie: „Der kurzfristige Anstieg des Serotonins verbessert Stimmung und Befinden nur vorübergehend“, so der Präventiv- und Sportmediziner Professor Gerd Schnack. „Dies beruht auf einer Irreführung des Gehirns auf durch in diesen Substanzen erhaltenen Alkaloiden.“ Fazit: Stress lässt sich mit Schokolade & Co auf Dauer nicht bekämpfen.
Bewegungsmangel kombiniert mit ungesunder Ernährung kann fatale Folgen haben: Fettstoffwechselstörung in Verbindung mit Adipositas, Bluthochdruck und Diabetes. Der bereitgestellte Kraftstoff – häufig vor allem Zucker und Fett – wird bei Bewegungsmangel nicht verstoffwechselt, als „Notlösung“ speichert der Körper alles in Fett ein. Das Ausmaß des Bewegungsmangels: 65 Prozent der Männer und 55 Prozent der Frauen sind übergewichtig, jedes fünfte Kind und jeder dritte Jugendliche sind zu dick, wie Gerd Schnack in seinem Buch Natürlich gesund bilanziert.
Bewegung schüttet Glückshormone aus
Die einzige Medizin, die uns nachgewiesenermaßen gesund hält und die Alterung verlangsamt, ist Bewegung. Die Glücksboten, die beim Sport freigesetzt werden, wirken ausgleichend auf jede Stresssituation, kühlen den erhitzen Körper ab und beruhigen das Gemüt. Ein inneres Glücksgefühl breitet sich aus und die positive Spirale dreht sich. Entspannt und voller Energie werden wir mit den Herausforderungen des Tages besser fertig.
Professor Gerd Schnack weist in seinem Buch Natürlich gesund auf die Beziehung von Glück und Bewegung hin: Sport macht nicht nur gesünder, sondern auch glücklicher. „Im Gefühlszentrum des Gehirns, dem limbischen System, werden durch die neuronalen Botenstoffe Serotonin, Dopamin und Noradrenalin freudige Emotionen ausgelöst“, so der Experte. „Gleichzeitig baut der Körper verstärkt Stresshormone ab.“ Wenn im Gehirn die Botenstoffe Dopamin und Serotonin im Gleichgewicht sind, dann ist der Mensch glücklich, zufrieden und entspannt. Wenn akuter Stress jedoch nicht ausgeglichen wird, gerät die glückliche Balance aus dem Gleichgewicht.
Mit kleinen Schritten zu mehr Bewegung
Bei den meisten Menschen ist jedoch die glückliche Balance im Gehirn nicht vorhanden, stattdessen prägen Stress und Bewegungsmangel unsere heutige Zeit. Doch wie schafft man es, sich dauerhaft und regelmäßig mehr zu bewegen?
Damit wir uns gern bewegen, muss die Bewegung mehr mit positiven Gefühlen verknüpft sein: Nur wer Spaß an der Bewegung hat, ist ausreichend motiviert, den Lebensstil dauerhaft zu mehr körperlicher Aktivität zu verändern. Daher empfiehlt der Sportmediziner: „Suchen Sie sich eine Bewegung, die Ihrem Talent entspricht und die Ihnen Spaß macht. Beginnen Sie sofort mit dem Training und schieben Sie es nicht auf die lange Bank.“
So motiviert man sich zum Sport
Natürlich können viele Menschen ihr Leben nicht von heute auf morgen auf „Sport pur“ umstellen. Die Lebensstiländerung in Richtung mehr Bewegung sollte deswegen in kleinen Schritten im Alltag beginnen. Die gute Nachricht: Bewegen können wir uns immer und überall!
- Starten Sie mit kleinen Schritten!
- Bauen Sie immer wieder kleine Bewegungsepisoden in ihren Arbeitsalltag ein!
- Lassen Sie das Auto stehen und nehmen Sie das Rad!
- Wenn Sie mit der Bahn zur Arbeit fahren: Steigen Sie ein oder zwei Stationen früher aus und gehen Sie den Rest in zügigem Schritt zu Fuß!
- Warum immer in den Fahrstuhl nehmen? Nehmen Sie die Treppen und bringen Sie Ihren Kreislauf in Schwung!
- Anstatt Ihre Kollegen anzurufen, wenn Sie etwas mit ihnen besprechen möchten: Stehen Sie auf und gehen Sie zu Fuß vorbei – auch wenn die lieben Kollegen womöglich zwei Stockwerke über Ihnen sitzen!
- In Ihren Pausen: Laufen Sie um den Block, laufen Sie die Treppen hoch und runter, fahren Sie eine Runde mit dem Rad ...!
- Falls der innere Schweinehund sich meldet, gibt es einen einfachen Trick: Treiben Sie sich selber durch „Power“-Musik an, dann kommt die Motivation von ganz alleine.
Professor Gerd Schnack versichert: „Nach drei bis sechs Monaten ist Bewegung für Sie ein belebendes Ritual, der Körper schaltet auf ‚Automatik‘ und ein Leben ohne Bewegung ist auf Dauer nicht mehr möglich.“ So motiviert man sich zum Sport.