Die Teilnehmenden der Fantasiereise bringen sich zur Vorbereitung in eine entspannte Lage, am besten im Liegen. Eine Decke schützt vor Wärmeverlust. Die Kurs- oder Meditationsleiterin liest den Text langsam und moduliert, das heißt, möglichst lebendig und nicht monoton, vor.
In Die heilsame Kraft der inneren Bilder gibt Pater Anselm Grün eine Fülle von Anregungen für Fantasiereisen zu uns selbst, von denen wir Ihnen hier zwei vorstellen möchten.
Fantasiereise zu unserer inneren Natur
Die Natur, zum Beispiel ein Baum, kann uns inspirieren:
Such dir einen Baum aus, der dich anspricht. Stell dich vor ihn hin und meditiere ihn. Lass das Bild des Baumes in dich eindringen. Stelle dich fest auf den Boden. Spüre, wie deine Wurzeln sich tief in die Erde eingraben und dir festen Halt geben. Schaue den Stamm an. Er hält Wind und Wetter stand. Er ist vielleicht nicht ganz glatt. Er weist einige Narben auf. Auch darin kannst du dich selbst erkennen. Trotzdem trägt der Stamm die Krone. Die Krone entfaltet sich zum Himmel hin. Du bist ein Mensch der Erde und zugleich ein Mensch des Himmels. Lerne wie der Baum zu dir zu stehen. Stell dir vor, wie der Atem beim Einatmen durch deine Fußsohlen in deinen Leib strömt bis über den Kopf in den Himmel und beim Ausatmen vom Himmel zur Erde. Der Atem durchdringt dich, verbindet in dir Himmel und Erde. Wenn du das Bild des Baumes in dich einbildest, dann lernst du, zu dir zu stehen, den Stürmen und Regenschauern deines Lebens standzuhalten und aufrecht deine Krone zu tragen, die Zeichen deiner menschlichen und göttlichen Würde ist.
Fantasiereise in unsere Kindheit
Auch Erinnerungen haben eine große Kraft. Pater Anselm Grün führt uns in unsere Vergangenheit:
Setze dich still hin und schließe die Augen. Lass die Erinnerungen an deine Kindheit in dir aufsteigen. Was hast du gerne als Kind gespielt? Wohin hast du dich gerne zurückgezogen? Wo hast du dich wohl gefühlt? Wo konntest du dich stundenlang beschäftigen, ohne müde zu werden? Was hat dich da angetrieben, fasziniert? Dann vergleiche die Erinnerungen an deine Spiele als Kind mit deinem Leben, wie es jetzt abläuft, mit der Arbeit, die du jetzt innehast. Und dann frage dich, wie weit das Spiel in der Kindheit zum Bild werden kann für das, was du jetzt tust. Wenn du dich an nichts erinnerst, dann schaue die Bilder von dir aus deiner Kindheit an. Meditiere das Gesicht, die Körperhaltung des Kindes. Was begegnet dir darin? Was erkennst du in dem Kind? Was war die Quelle, aus der dieses Kind gelebt hat? Worüber konnte es sich freuen? Wovon war es begeistert? Komme in Berührung mit den Bildern, die das Kind geprägt haben. Dann wirst du jetzt in dir Fähigkeiten und Möglichkeiten entdecken, die dir jetzt guttun. Und du wirst Bilder für deine jetzige Tätigkeit finden, die dir heute genügend Kraft schenken, ohne müde zu werden, das zu tun, was dir heute aufgetragen ist.
Die eigenen inneren Bilder haben eine große Kraft. Die größte Ausstrahlung haben die Bilder, die gerade im Moment auftauchen. Sie liefern uns Informationen darüber, was wir gerade unterbewusst brauchen. Die Autorin Sigrid Engelbrecht gibt in ihrem Buch 64 Seiten für Entspannung eine einfache Anleitung, wie Sie Zugriff auf diese inneren Kraftspender erhalten:
Fantasiereise zum inneren Ruhebild
Sie benötigen locker sitzende Kleidung, einen ruhigen Raum, etwa 15 Minuten Zeit und einen bequemen Stuhl oder Sessel. Sorgen Sie dafür, in der nächsten Viertelstunde nicht gestört zu werden.
Setzen Sie sich dann bequem, aber aufrecht hin, stellen Sie beide Beine parallel auf den Boden und legen Sie die Hände auf die Oberschenkel. Schließen Sie die Augen und atmen Sie einige Male einfach nur ein und aus, folgen Sie mit Ihrer Aufmerksamkeit Ihren Atemzügen.
Nun stellen Sie sich einen Ort vor, der für Sie Ruhe und Frieden ausstrahlt. Es ist vielleicht ein ganz realer Ort, an dem Sie schon einmal gewesen sind und mit dem Sie Ruhe, Abstand und Entspannung verbinden. Oder es ist das Motiv einer Postkarte. Oder Sie lassen einen Ort ganz in Ihrer Fantasie entstehen. Spüren Sie sich in dieses innere Bild hinein. Was gibt es dort zu sehen? Zu hören? Welche anderen Sinneseindrücke erleben Sie? Hören Sie vielleicht Vögel zwitschern oder fühlen Sie die Sonne auf Ihrer Haut? Genießen Sie den Frieden, der von Ihrem Ruhebild ausgeht. Wenn Ihnen während dieser kleinen mentalen Reise Gedanken an Alltägliches in den Kopf kommen, lassen Sie sie einfach ziehen und kehren Sie immer wieder zu Ihrem Ruhebild zurück.
Verabschieden Sie sich am Ende der Übung von Ihrem Ruhebild und nehmen Sie die Entspannung wieder zurück. Das gelingt am besten durch ausgiebiges Gähnen und Räkeln und ein kurzes Anspannen und wieder Loslassen der Arm- und Beinmuskeln.