Wenn wir unter Ängsten leiden, fühlt sich vieles schwer und anstrengend an. Wanda Dammann, Autorin und Sonderschullehrerin, erlebte selbst zwei schwere Krisen. Seit über zehn Jahren setzt sie sich intensiv mit den Themen Selbstfindung und Heilung auseinander. In Ihrem Buch Was mir guttut, wenn’s mir schlecht geht stellt sie Impulse und Anregungen vor, um in Zeiten seelischer Belastung mehr Wohlbefinden und innere Stabilität in den Alltag zu bringen.
Die dunklen Wolken der Angst und Einsamkeit überwinden
Wenn wir Gefühle der Angst in uns wahrnehmen, wird es wichtig, dass wir einen Gegenpol schaffen, der unser Vertrauen stärkt – das Vertrauen in uns selbst, in unsere Fähigkeiten und Stärken, ins Leben, in den Lauf der Dinge, in die Welt. Im Vertrauen spüren wir Geborgenheit und Sicherheit und fühlen uns zugleich frei und gut aufgehoben. Ziel ist es, dass wir unsere innere Ruhe fördern und wieder Zuversicht für die kommende Zeit spüren. In Zeiten, in denen wir uns ängstlich fühlen, können wir uns stets fragen:
Was kann ich tun, um mein Vertrauen zu stärken? Wie kann ich mein Gefühl von Sicherheit und Geborgenheit fördern?
- Gespräche und aktiv werden: Bleiben Sie mit Ihren Ängsten nicht alleine, sondern teilen Sie sich jemanden mit! Im Gespräch entstehen oftmals neue Gedanken, Gefühle und Ideen, die aufbauend wirken und bei einer positiven Ausrichtung helfen. Gespräche mit Menschen, die eine positive und optimistische Lebenseinstellung haben, tun besonders gut. Sie schenken Zuspruch, Mut, einen neuen Blickwinkel. Rufen Sie jemanden an!
- Selbstberuhigung und positive Gedanken: Sprechen Sie in positiven, zuversichtlichen Sätzen mit sich (laut oder in Gedanken), beispielsweise „Ich bin beschützt.“ „Es wird gut laufen.“ „Ich bin gut, ich kann das.“ – Achten Sie dabei auf eine tiefe, ruhige Bauchatmung
- Kurzfristige Entlastung durch Ablenkung: Tauchen Sie ab in eine andere Welt: Fernsehen, Bücher, Zeitschriften, Hörspiele, Sport, ein Hobby. Sie können sich auch einer vertrauten Tätigkeit widmen: aufräumen, den Hund ausführen, einkaufen, putzen oder Schränke ausmisten.
Erholung und Trost finden
Es muss sich nicht um depressive Verstimmungen oder gar Depressionen handeln: Auch innere Schwere und seelische Erschöpfung sind Erscheinungen, die auf körperlicher Ebene eine große Schwäche bewirken. In diesen Zeiten wird es daher besonders wichtig, den Alltag so einzurichten, das Ruhe und Erholung möglich sind und die Kräfte geschont und gestärkt werden.
Setzten Sie Prioritäten: Gerade in der Schwäche brauchen Sie viel Trost und Unterstützung. Gehen Sie daher liebevoll mit sich um und versuchen Sie, Ihren Alltag so weit wie möglich nach Ihren Bedürfnissen auszurichten. Im Mittelpunkt der Überlegungen können die Fragen stehen: „Was ist mir wirklich wichtig?“ und „Was tut mir gut?“
Impulse zum Kraftaufbau
Wenn Sie häufig unter Ängsten leiden, zehrt das an Ihren körperlichen und seelischen Ressourcen. Steuern Sie dagegen und laden Sie Ihren inneren Akku wieder auf. Die folgenden Impulse gegen dazu Anregung:
- Ruhe und Erholung: ausruhen, schlafen, Zeit für sich nehmen
- Natur erleben: wohltuende Energien aufnehmen, wandern, ans offene Fenster in die Sonne setzen
- Soziale Kontakte: Telefonate, gute Gespräche, Zusammensein mit Freunden
- In andere Welten abtauchen: lesen, Hörbücher, Filme, Musik und handwerkliche Tätigkeiten
- Baden und duschen: Ein Bad in Salzwasser hilft dabei, einen Teil der inneren Schwere abzugeben (zum Beispiel 500 g Totes-Meer-Badesalz, 20 Minuten). Auch eine ausgiebige Dusche kann helfen.
- Essen: Wenn Sie in Erschöpfungsphasen dazu neigen, wenig oder kaum zu essen, achten Sie ganz besonders darauf, sich gut und ausreichend zu ernähren. Halten Sie für diese Zeit stets Gerichte bereit, die Sie schnell und einfach zubereiten können, und greifen Sie zur Not auf Fertiggerichte zurück. Wenn Sie die Kraft haben, sich frisches Essen zuzubereiten, umso besser!
Strategien gegen Einsamkeit
Wir alle brauchen Menschen um uns, mit denen wir uns wohl- und von denen wir uns verstanden fühlen. Gerade in einer persönlich schweren Zeit empfinden wir Bedürfnisse nach Gemeinschaft und Zugehörigkeit oft besonders intensiv und spüren zugleich ein Bedürfnis nach Rückzug in uns. Dann bedarf es des Mutes und auch der Überwindung, einen Schritt nach außen zu tun und in Kontakt mit anderen Menschen zu treten. Zudem sind Geduld und Ausdauer dabei hilfreich; denn nicht nur die Freundschaft mit uns selbst, sondern auch die Suche nach Menschen, mit denen wir harmonieren und ähnliche Bedürfnisse teilen, nimmt oftmals eine längere Zeit in Anspruch.
Weiten Sie Ihre Bemühungen von Anfang an auf mehrere Ebenen aus. So kann im Laufe der Zeit ein Netzwerk an Kontakten entstehen, die in ihrer Summe zu einem wachsenden Gemeinschaftsgefühl führen und Geborgenheit sowie Zugehörigkeit vermitteln.
- Welche Menschen und Aktivitäten sind Ihnen wichtig?
- Welche Kontakte wünschen Sie sich?
- Wo können Sie diese finden?
Anregungen für mehr Gemeinschaft
- Den ersten Schritt wagen: Erstellen Sie sich eine Liste von Menschen, die Ihnen sympathisch sind: Freunde, Bekannte, Verwandte, Familie, Kurs-/Fortbildungsteilnehmer, Kollegen, Nachbarn etc. und überwinden Sie Ihre Hemmungen. Rufen Sie jemanden von Ihrer Liste an und reden Sie einfach miteinander. Viele freuen sich über spontane Anrufe. Natürlich können Sie auch einen Brief, eine Karte oder Mail schreiben. Nur Mut!
- Etwas für sich selbst tun: Richten Sie sich einen regelmäßigen Termin in der Woche ein, um außer Haus zu kommen: VHS-Kurs, Musikunterricht, Malkurs, Chor, Sport, Kochkurs
- Etwas für andere tun: Laden Sie Menschen zu sich nach Hause ein oder engagieren Sie sich ehrenamtlich: Verein, Stiftung, Tierheim, Kirchengemeinde, Klinikbesuchsdienst, Kindergarten …
Hilfe bei Angststörungen
Wenn eine Angst den Alltag überschattet, dann kann eine Kur oder eine Verhaltenstherapie helfen. In leichteren Fällen können bereits Stressabbau und Entspannungstechniken eine Linderung verschaffen. Auch Bücher können einen wichtigen Anreiz zur Selbsthilfe geben:
- Die Psychologin Verena Kast geht dem Sinn der Angst auf den Grund und kommt zu dem Schluss: „Würden wir uns der Angst mehr stellen, dann bekämen wir mehr Zugang zu dem, was geändert werden muss, aber auch zu dem, was uns Halt gibt. Damit würden wir echter werden, mehr mit unseren Gefühlen verbunden, damit würden auch unsere mitmenschlichen Beziehungen wieder echter und damit lebendiger.“ Sie zeigt, wie man aus der Resignation findet und mehr Zuversicht entwickelt.
- Anselm Grün geht es in Verwandle deine Angst um spirituelle Lösungswege: mit seiner Angst ins Gespräch zu kommen, sein Herz aus der Enge zu befreien und neuen Mut zu schöpfen. Er zeigt, wie man durch die Angst gehen kann und einen Weg zu mehr Erfüllung und Lebendigkeit findet.
- Um Angst bei Kindern geht es Joachim Armbrust. Er zeigt, Warum Kinder Angst haben und macht deutlich, wie wichtig es ist, Kinder nicht vor allen Situationen zu schützen, die ihnen Angst machen. Jeder Entwicklungsschritt wird notwendigerweise von Angst begleitet. Der Autor regt an, wie Eltern ihre Kinder liebevoll und sicher durch diese Phasen begleiten können. Die wunderbaren Kapitän-Nemo-Geschichten von Ulrike Petermann unterstützen seit dreißig Jahren Kinder und Eltern dabei, ihre Ängste loszulassen und zu entspannen.
- Nach einem langen Weg mit Panikattacken zeigt Autorin Ulrike Parthen zusammen mit der Psychologin Anne Stich, wie man der Angst mit Humor ein Schnippchen schlagen kann. Sie macht Mut und zeigt auf, wie man sich Schritt für Schritt selbst helfen kann.