„Aber“ und „warum“ sind zwei Wörter, die in Beziehungen oft Ärger verursachen oder verstärken. Ohne sie geht es viel besser!
Was könnte mehr demotivieren als ein Chef, der „abert“? „Das ist ein guter Vorschlag, aber da fehlt …“ Und Angestellte, die „abern“, gelten schnell als umständlich oder destruktiv: „Aber sonst haben wir das immer so gemacht.“ Im Berufsleben ist längst klar, dass das Aber meistens nicht den positiven Weg nach vorne beschreibt. Der erfahrende Paarberater Martin Koschorke sieht hier auch große Chancen für Liebende. Wir können nämlich lernen, unsere Gefühle so auszudrücken, dass unser Gegenüber die Information enthält, wie es uns gerade geht, ohne sich gleich angegriffen zu fühlen.
Schwarz oder Weiß
Unser Gehirn spielt uns manchmal Streiche und verkürzt unsere Wahrnehmung auf das Prinzip „Wer nicht für mich ist, ist gegen mich“. Dann gibt es nur noch Schwarz oder Weiß, freundlich oder feindlich, positiv oder negativ. Die Wirklichkeit ist jedoch komplexer. Menschen, die uns nahestehen, sehen uns positiv und negativ. Wir sind ambivalent, hin- und hergerissen zwischen gegensätzlichen Impulsen, zwischen Sehnsucht und Enttäuschung.
Gegensätzliche Gefühle
Menschen können mehrere Gefühle gleichzeitig haben. Auch gegensätzliche. Eine Mutter weist Ihre Tochter beispielsweise in scharfem Ton zurecht, weil diese nicht für die Prüfung lernen will. Die Mutter liebt ihre Tochter dennoch.
Ein Vater fährt seinen Sohn wütend an, weil dieser beim verbotenen Fußballspiel vor dem Wohnzimmerfenster die Scheibe mit dem Ball zertrümmert hat. Er mag seinen Sohn trotzdem sehr.
Und zu unserer Liebsten oder unserem Liebsten sagen wir nicht: „Ich liebe dich und ich bin sauer auf dich.“ Stattdessen „abern“ wir: „Ich liebe dich, aber ich bin sauer auf dich.“ Oder wir lassen den ersten Teil des Satzes gleich ganz weg.
Gefühle ausdrücken lernen
Wir sind eben wenig geübt darin, unsere Vielfalt der Gefühle auszudrücken. Also: Üben Sie es! „Geben Sie das ‚Abern’ auf“, sagt Martin Koschorke. Er empfiehlt: Überlegen Sie sich Aber-Sätze, die Sie Ihrem Partner oder Ihrer Partnerin an den Kopf werfen. Jeder hat da einige persönliche Klassiker. Formulieren Sie diese Aber-Sätze um; ersetzen Sie dabei „aber“ durch „und zugleich“. Aus „Aber du könntest auch mal Frühstück machen“ wird: „Ich liebe dich und mache gerne Frühstück für uns und zugleich wünsche ich mir, dass du das auch manchmal für uns tust.“
Probieren Sie es gleich einmal mit Ihren Aber-Klassikern aus. Wenn Sie meinen, dass Sie gar nicht „Abern“, dann fragen Sie einfach Ihre Lebensgefährtin oder Ihren Lebensgefährten. Da erhalten Sie sofort Antwort.
Provozierende Warum-Fragen einstellen
Übrigens: Fast ebenso häufig wie das „Abern“ setzen wir idiotische Warum-Fragen ein. Warum bist du so unpünktlich? Warum lässt du deine Socken immer herumliegen? Warum bist du so knausrig? Warum telefonierst du so viel? – Solche Warum-Fragen sind so sinnvoll, wie wenn Sie Ihren dreijährigen Sohn fragen: „Warum hast du deinen ganzen Pulli verkleckert?!“ Lassen Sie also auch solche Warum-Fragen zukünftig weg!
Beobachten Sie sich in den nächsten Tagen: Freuen Sie sich, wenn Sie ein „aber“ durch ein „und zugleich“ oder „gleichzeitig“ ersetzen oder eine sinnlose Warum-Frage nicht aussprechen. Das ist großartig und sicher ein guter Weg zu weniger Ärger mit Ihrer oder Ihrer/Ihrem Liebsten.