Ob Philosophie, Psychologie, Ökonomie oder Sozialwissenschaft – sie alle erforschen die Bedingungen, unter denen Menschen glücklich leben können. Doch welche Faktoren können wir selbst bestimmen? Was liegt in unserer Hand? Was macht glücklich?
Unsere Experten geben darauf Antworten. Im Folgenden beleuchten folgende Glücksfaktoren und Aspekte von Glück:
- Bewegung und Sport als „Glücksbooster“
- Soziales Umfeld, das glücklich macht
- Beziehungen und Freundschaften
- Selbstbewusstsein und Glück
- Glücksfördernde Alltagsgestaltung
- Glück im Beruf
Glücklicher leben durch Bewegung
Die einzige Medizin, die uns nachgewiesenermaßen gesund und glücklich macht, ist Bewegung: Wenn wir Sport treiben, schüttet unser Körper einen Hormoncocktail aus, der aus den Glücksbotenstoffen Serotonin, Dopamin und Noradrenalin besteht. Sie bekämpfen Stresshormone, kühlen den erhitzen Körper ab, beruhigen das Gemüt und breiten ein inneres Glücksgefühl im Gefühlszentrum des Gehirns, dem limbischen System, aus. Sport macht uns glücklich, zufrieden und entspannt.
Wer sich regelmäßig bewegt, wird nicht nur körperlich fit, sondern startet auch im Alltag durch: „Entspannt und voller Energie werden wir mit den Herausforderungen des Tages besser fertig“, so Professor Gerd Schnack, Präventiv- und Sportmediziner.
Mit Freunden glücklich sein
Es gehört zu den menschlichen Grundbedürfnissen, mit anderen Menschen zusammen zu sein und von ihnen Wertschätzung und Anerkennung zu erfahren. Im Gefühl der Verbundenheit spüren wir, dass wir Teil von etwas sind, das größer ist als wir selbst.
Untersuchungen haben gezeigt, dass Menschen mit engen familiären oder freundschaftlichen Beziehungen sich weniger gestresst fühlen, dass sie sich schneller von Infekten und Herzanfällen erholen und länger leben. Wie sehr wir auf andere angewiesen sind, zeigt eine Studie, nach der die einsamsten Menschen ein dreimal höheres Sterblichkeitsrisiko haben als die mit sozialen Beziehungen, wie Resilienztrainerin Monika Gruhl erläutert.
Mit starkem sozialem Netz glücklicher
Soziale Netze wie Freundschaften erhöhen also die Lebenserwartung: Freunde helfen in unserem Leben, sie begleiten uns auf unserem Weg und erleben vielfach unsere Höhen und Tiefen mit. Wir alle brauchen Menschen, denen wir uns so zeigen können, wie wir sind – mit aller Leichtigkeit und Schwere.
Ein Treffen mit Freunden wirkt wie eine wohltuende Medizin – noch Stunden danach sind die positiven Auswirkungen zu spüren: Wir fühlen uns belebter, energiegeladener, erfüllter und fröhlicher. Eine Anregung von Wanda Dammann: „Haben Sie den Mut, sich bei einzelnen Menschen zu öffnen, sodass wohltuende Begegnungen entstehen können“.
Selbstbewusst das eigene Glück suchen
Nur, wenn wir uns selber so annehmen, wie wir sind, können wir dauerhaft zufrieden und glücklich sein. Vor allem in Zeiten einer Krise beginnen jedoch viele, an sich selbst zu zweifeln. Sie stellen sich in Frage und vergleichen sich mit dem, was früher möglich war oder was andere Menschen leisten. „Wer dies tut, arbeitet gegen sich und setzt sich zusätzlich unter Druck“, so Wanda Dammann. Glücklich werden wir erst dann, wenn wir uns nicht selber herabsetzen, sondern uns stärken.
Lob und Anerkennung wichtig
Mangelndes Selbstbewusstsein kann viele Ursachen haben. Bei vielen Menschen wird der Grundstein in der Kindheit oder Jugend gelegt: Wer von den Eltern abfällig eingeschätzt wird und weder Lob noch Anerkennung bekommt, entwickelt mit der Zeit ein negatives Selbstbild und die Angst vor Ablehnung. Psychologe Roland Kopp-Wichmann empfiehlt in seinen Seminaren Strategien, um Ängsten aktiv entgegenzutreten – um dann zu erleben, dass sie schwächer werden oder ganz verschwinden.
Susanne Niemeyer formuliert es so: „Sei groß. Denn du bist es. Es macht mehr Spaß, sich groß zu fühlen als klein. Dann sei es auch. Gib was du hast, tu was du kannst“.
Glücksmomente im Alltag
Glückliche Momente erleben wir dann, wenn etwas unser Herz berührt und eine tiefe Sehnsucht in uns angesprochen wird nach Liebe, Anerkennung, Aufmerksamkeit oder Erfüllung: Das können die Worte eines Menschen sein, der uns sagt, wie sehr er uns mag, ein Kompliment, eine gute Nachricht, Wünsche oder auch ein Naturschauspiel. Das besondere an diesen Momenten ist, dass sie unvorhergesehen eintreten und ganz plötzlich ein Gefühl der inneren Glückseligkeit in uns ausbreiten.
Wenn wir solche Glücksmomente erleben, erinnern wir uns gerne daran zurück – und die Erinnerung hilft uns, das Glück erneut zu spüren: Wir blühen wieder auf und beginnen innerlich zu strahlen. Freude, Leichtigkeit, Dankbarkeit, Liebe, Stolz, Erleichterung machen sich breit.
Glückstagebuch als Glücksspeicher
Da Erinnerungen jedoch mit der Zeit verblassen, ist es nützlich, sich die schönen Momente in einem „Glückstagebuch“ festzuhalten. Anregung von Wanda Dammann: „Legen Sie sich einen Speicher mit guten Gefühlen an, mit dem Sie sich auch nach Monaten und Jahren verbinden können! Und wenn sich bei Ihnen gerade nichts Besonderes ereignet, denken Sie daran, dass es mindestens genauso schön ist, anderen eine Freude zu machen!“
Glücklich werden mit Zielen und Visionen
Menschen mit klaren Zielen und Visionen sind glücklicher als jene, die keine konkreten Zukunftspläne haben. Ziele treiben uns an und geben uns Kraft. Wenn wir uns etwas Bedeutungsvolles und Lohendes vornehmen und uns immer wieder vor unserem inneren Auge ausmalen, was und wie es werden soll, schaffen wir uns magnetische Anziehungspunkte für unser gegenwärtiges Handeln. Realistische und positive Ziele erfüllen uns mit Hoffnung und Vorfreude und jede erreichte Etappe zum Ziel macht uns stolz, zufrieden und glücklich.
Selbstwirksamkeit macht glücklich
„Wenn wir davon überzeugt sind, etwas ausrichten zu können in der Welt, erleben wir greifbare Erfolgserlebnis, die sich wiederum positiv auf unser Selbstbewusstsein auswirken“, so Monika Gruhl. Eine Kettenreaktion des Glücks.
Menschen, die hingegen ziellos in den Tag hineinleben, sich keine positive Zukunft für sich selbst vorstellen können oder glauben, dass die Welt ihnen gegenüber feindlich oder gleichgültig gesinnt ist, sind anfällig für Depressionen, Angstzustände und Verzweiflung. Ohne persönliche Ziele müssen sie ständig gegen Unlust und Antriebslosigkeit ankämpfen.
In diesem Sinne: „Fang an. Du bist eine Verwandlerin. Was immer du tust: Verwandle die Welt in einen besseren Ort. Eine freundliche Mail ist ein Anfang. Ein Erdbeerkuchen auch.“ (Susanne Niemeyer)