Kennen Sie das? Sie sind verliebt in Ihren Arbeitskollegen und wollen nicht, dass die anderen davon erfahren? Doch immer, wenn er in ihrer Nähe ist, werden Sie rot! Und je mehr sie sich dagegen wehren, desto heißer glühen ihre Wangen! Es ist ein Teufelskreis! Typische Situationen, in denen wir rot werden, sind schambesetzte Momente. Zum Beispiel:
- heimlich verliebt sein
- wütend sein
- sich bei etwas ertappt fühlen
- sich unfähig fühlen
- einen Fehler machen
- aufgeregt sein
- Lampenfieber spüren
- traurig sein
- sich deplatziert fühlen.
Warum werden wir rot?
Das rot werden ist ein somatischer Marker („Soma“ kommt von Körper), also ein Körpersignal. Unser limbisches, unbewusstes psychisches System, ein evolutionär sehr alter Gehirnteil, nutzt die Körpersignale, um sich uns und anderen mitzuteilen. Körpersignale arbeiten dabei sehr schnell und manchmal sogar parallel.
Was liegt diesen Gefühlen, die uns erröten lassen, zugrunde? Schlechte Erfahrungen in der Kindheit oder in der Jugend. Situationen, in denen wir beschämt waren und uns hilflos fühlten. Mangelndes Selbstbewusstsein. Wenn wir uns in dem Augenblick, in dem wir rot werden, verurteilen und uns auch noch selbst abwerten, befinden wir uns in einer negativen Spirale.
Was geschieht körperlich beim Erröten?
In Situationen, die uns in Verlegenheit bringen, spannt sich unser Körper an. Die Hormone lassen den Blutdruck ansteigen. Unser Puls wird schneller. Es wird vermehrt Blut zum Kopf gepumpt. Die Blutgefäße im Gesicht weiten sich - und wir erröten. Weitere körperliche Reaktionen können sein:
- Atemnot
- Herzklopfen
- Starkes Schwitzen
- Kopfspannen
- Kloß im Hals
- zitternde Knie
Auch die Hautbeschaffenheit spielt eine Rolle: Menschen mit dünner, blasser Haut erröten auffälliger, sie sind im wahrsten Sinne des Wortes dünnhäutiger. Unser Körper gerät dermaßen in Aufruhr, dass uns oft die Worte fehlen. Wie gern wären wir in so einem Moment schlagfertig! Doch auch diese Blockade ist normal. Die somatischen Marker senden unbewusste Signale, für die wir oft im ersten Augenblick keinen sprachlichen Ausdruck finden können.
Erröten hat biologische Ursachen – die Gründe, weshalb wir uns jedoch schämen, sind kulturell zum Teil unterschiedlich. Und die Gründe und Wurzeln für das Erröten sind oft auch von Mensch zu Mensch verschieden. Sie liegen in unserer Biographie. Und so reagiert auch jeder auf ganz individuelle Schlüsselreize, die sein Unwohlsein auslösen oder verstärken.
Erröten hat auch eine „soziale“ Komponente. Menschen, die erröten, erfahren von ihrer Umwelt oft Milde, Verständnis und Mitleid.
Was tun gegen Rotwerden?
Manche Menschen habe so große Angst davor, etwas falsch zu machen und zu erröten, dass sie sich nichts mehr zutrauen. Dieses psychosomatische Leiden ist bekannt als Erythrophobie. Diese Menschen ziehen sich immer mehr vom gesellschaftlichen Leben zurück und meiden jede Situation, in denen sie erröten könnten. Im Rahmen einer Psychotherapie können die Betroffenen jedoch Stück für Stück ihr Selbstbewusstsein stärken aufbauen und wieder mit anderen Menschen in Kontakt treten.
Rotwerden akzeptieren
Im ersten Schritt ist es wichtig, sich zu akzeptieren und zu sagen: „Ok, ich werde manchmal rot, aber das ist menschlich.“ Wenn Sie eine Zeitlang die Situationen notieren, in denen Sie rot werden, können Sie vielleicht Muster erkennen und sich neue Verhaltensweisen überlegen. So gewinnen Sie Sicherheit.
Damit ist nicht gemeint, eine Situation genau zu durchdenken und zu überlegen, was man antworten oder tun könnte. Dann kann es einem passieren, dass man noch blockierter ist, falls eine ungeahnte Wende eintritt. Sie können vielmehr überlegen, wie Sie innere Ruhe gewinnen und eine gelassene Haltung an den Tag bringen. Etwa mit einer Atemübung oder einer Imagination, bevor Sie in die Situation gehen.
Selbstbewusstsein stärken
Auch über das Rotwerden zu sprechen, kann helfen. Humor und Ehrlichkeit wirken manchmal Wunder. Die Psychologin Eva Wlodarek hat den Begriff des „Scharlatan Syndroms“ geprägt. Vor allem Frauen leiden darunter. Selbst die erfolgreichsten unter ihnen denken oft: „wenn die Menschen um mich herum wüssten, dass ich auch nur mit Wasser koche, würden sie mich verstoßen und verspotten.“ Doch diese Befürchtungen sind meinst Hirngespinste. Uns fehlt es oft schlichtweg an Selbstbewusstsein.
Eva Wlodareks macht in ihrem Buch Selbstvertrauen stärken und ausstrahlen Mut: „Selbstvertrauen ist weit mehr als nur eine äußerst nützliche Eigenschaft, wenn man seine Ziele erreichen will. Es ist eine spirituelle Kraft. Selbstvertrauen überwindet unsere menschlichen Urängste zu versagen, von anderen abgelehnt zu werden, von Unbekanntem überfordert zu werden. Das gibt uns die Freiheit, den Weg einzuschlagen, der wirklich zu uns passt, und unsere Bestimmung zu leben. Tatsächlich haben wir dazu bereits alles, was wir brauchen – und da ist noch viel mehr, als uns bewusst ist.“