Stressauslöser erkennen
Von allen Seiten hört man: „Ich bin gestresst!“. Es mutet schon fast verdächtig an, wenn jemand dieses Wort nicht in den Mund nimmt. Und es ist traurig, dass viele Menschen zu akzeptieren scheinen, dass sie in einem dauerhaft angespannten Modus durch den Arbeitsalltag gehen. Was ist es, was Sie stresst?
- Der Berg an Arbeit?
- Termindruck?
- Das hohe Leistungsniveau?
- Konflikte am Arbeitsplatz?
- Schlechtes Arbeitsklima?
- Unwohlsein im Büro (Großraum, Sitzordnung)?
- Wenig Anerkennung?
- Das Management von Beruf und Familie?
Die heutige Arbeitswelt ist rau. Rationalisierungen und Stelleneinsparungen bedeuten oft mehr Arbeit für diejenigen, die im Unternehmen bleiben. Die Anforderungen sind hoch. Hinzu kommt, dass viele Menschen einen hohen Anspruch an sich selbst haben.
Erste Hilfe gegen Stress im Joballtag
Einige Rahmenbedingungen im Arbeitsalltag sind nicht veränderbar. Wie weit wir uns jedoch von ungünstigen Umständen, Menschen oder Konstellationen aus der Bahn werfen lassen, hängt von unserer Stressresistenz ab. In ihrem Buch Achtsamkeit im Job zeigen Gerlinde Albrecht und Sabine Fries, wie Sie sich im Arbeitsalltag „entstressen“ können:
- Gut in den Arbeitsalltag starten: Nehmen Sie eine Achtsamkeits-Dusche! Spüren Sie das warme Wasser auf der Haut, den Duft des Duschgels, die Berührung beim Einseifen. Spüren Sie Ihren Körper. Schließen Sie zwischendurch die Augen. Danken Sie Ihren Füßen dafür, dass sie Sie den ganzen Tag umhertragen. Schenken Sie jedem Körperteil, jedem Muskel und jeder Faser, die Sie wahrnehmen können, ein Lächeln voller Dankbarkeit.
- Entspannen auf dem Arbeitsweg: Wenn Sie mit dem Auto zur Arbeit fahren, lassen Sie das Radio mal aus und nehmen Sie an jeder roten Ampel ganz bewusst Ihren Atem wahr. Im Bus oder in der Bahn nehmen Sie an jeder Haltestelle oder an der Stelle, an der Sie stehen, ganz bewusst einen tiefen Atemzug und spüren den Kontakt zur Erde. Auf dem Fahrrad nehmen Sie den Fahrtwind wahr und spüren Sie, wenn Sie zu Fuß unterwegs sind, den Kontakt der Füße zum Boden. Nehmen Sie ganz bewusst die Bewegung Ihres Körpers beim Gehen wahr!
- Achtsamkeit im Büro: Wann immer es Ihnen möglich ist, halten Sie zwischendurch für ein paar Minuten inne und achten Sie nur auf Ihren Atem. Nehmen Sie wahr, wie der Atem kommt und geht und was sich Ihnen an Gedanken, Gefühlen und Körperempfindungen zeigt. Alles darf sein, ohne dass Sie es bewerten. Es geht nur um das Beobachten und Wahrnehmen. Sie üben so das Aussteigen aus dem Autopiloten (automatischen Handeln), das Bewusstsein für sich selbst (Körper und Geist) und das Annehmen dessen, was ist.
- Vor dem Schlafengehen: Beenden Sie Ihren Tag statt mit Fernsehen mit ein paar Minute Aufmerksamkeit für das, was an diesem Tag positiv für Sie war. Über was haben Sie sich gefreut? Und wenn es nur Kleinigkeiten waren, wie etwa Vogelgezwitscher, das Lächeln eines anderen Menschen, die Sonne, eine schöne Blume… seien Sie dankbar dafür, was das Leben Ihnen schenkt! Machen Sie ein Ritual daraus, ein Tagebuch zu führen oder drehen Sie eine Runde an der frischen Luft.
(Übung aus: Achtsamkeit im Job. Autorinnen: Gerlinde Albrecht, Sabine Fries, Herder Verlag).
Stressfaktoren im Job analysieren und angehen
Wichtig ist, dass Sie die Bremse ziehen und sagen: „Ich möchte raus aus diesem Hamsterrad!“ Es gibt mehrere Hebel, an denen Sie ansetzen können, um Ihren Stress am Arbeitsplatz abzubauen:
- Sorgen Sie für sich. Sorgen Sie für Ruhepausen und Bewegung.
- Sprechen Sie Ihren Vorgesetzten bei Problemen an.
- Machen Sie Vorschläge für Veränderungen.
- Bitten Sie andere um Hilfe: Kollegen, Freunde, den Betriebsrat oder lassen Sie sich coachen.
- Gehen Sie Konflikte mutig an. Holen Sie sich Unterstützung von anderen. Besuchen Sie einen Kurs in gewaltfreier Kommunikation oder machen Sie ein Konflikt-Training. So gewinnen Sie in so manch beruflicher Gesprächssituation an Sicherheit.
- Hinterfragen Sie Ihren Perfektionismus. Lassen Sie Fünfe auch mal gerade sein.
Das finden, was zu einem passt
Wenn Sie das Gefühl haben, im falschen Leben zu sein und Ihnen alles über den Kopf wächst, beruflich und privat, dann sollten Sie sich dringend Zeit dafür nehmen, ihre Bedürfnisse und Träume zu überdenken und ernst zu nehmen. Wertschätzung und Sinn geben uns Halt im Leben und lassen uns mit mancher Stresssituation locker umgehen. Fehlt jedoch dieser Sinn, dann kann der Alltag zur Qual werden und man kann in eine Lebenskrise rutschen. In einer solchen Situation sollten Sie keine impulsiven Entscheidungen treffen, sondern sich erstmal eingestehen, dass Sie an einem an einem Punkt angelangt sind, an dem Sie nicht mehr weiterwissen. Holen Sie sich Hilfe und Unterstützung für einen Veränderungsprozess, aus dem Sie gestärkt und mit neuer Lebensfreude hervorgehen können.