Sich nach einem schönen Wochenende montags zur Arbeit aufraffen zu müssen, das kennen viele Menschen. Oder Phasen, in denen die Arbeit wenig Spaß macht und man in Gedanken schon beim Feierabend ist. Wenn dies jedoch zum Dauerzustand wird und Sie sich am Wochenende schon ab Sonntagmittag gedanklich mit Ihrem Job beschäftigen und sich schlecht fühlen, dann ist es Zeit, über Veränderungen nachzudenken.
Diese Veränderungen können vielfältig sein. Nicht immer muss man gleich den Job wechseln. Können Sie benennen, woher die Unlust kommt?
- Gibt es Konflikte mit Kunden, Kollegen oder Vorgesetzten?
- Haben Sie eine (zu) schwierige Aufgabe bekommen?
- Fühlen Sie sich zu wenig wertgeschätzt?
- Langweilt Sie Ihre Aufgabe?
- Leiden Sie an äußeren Rahmenbedingungen wie Einzel- oder Großraumbüro-Konstellationen?
- Haben Sie keine Ruhe zum arbeiten?
- Fühlen Sie sich beobachtet, zum Beispiel dadurch, dass man jederzeit von Hinten in Ihren Computer-Bildschirm schauen kann?
Probleme benennen und das Gespräch suchen
Wenn es ganz konkrete Punkte gibt, die Ihnen auf der Seele liegen, dann suchen Sie das Gespräch mit Ihrem Vorgesetzten oder Kollegen. Wenn dies nicht möglich ist oder Sie davor zurückschrecken, suchen Sie sich Unterstützung bei Kollegen und, falls vorhanden, dem Betriebsrat, der Sozialberatung oder dem betriebsärztlichen Dienst.
Sprechen Sie mit Freunden darüber. Außenstehende haben oft einen anderen Blickwinkel. Es kann auch Hilfreich sein, sich Unterstützung bei einem Coach zu suchen. Oft hat schon der Gedanke, dem Problem nicht mehr allein ausgeliefert zu sein, einen motivierenden Effekt.
Wenn gar nichts geht: Anzeichen einer Depression erkennen
Sie schütteln bei den oben genannten Vorschlägen dauernd den Kopf? Fühlen sich handlungsunfähig und ausgeliefert? Genauso wie Traurigkeit oder Wut kann auch Antriebslosigkeit ein Zeichen von Depressionen sein, im beruflichen Zusammenhang bekannt als Burnout. Hier hinein schlittern oft Menschen, die besonders perfektionistisch veranlagt sind und sich zu viel aufladen. Auch Langeweile, Unterforderung und wenig Wertschätzung können krank machen und zu Boreout führen. In einer Depression können Betroffene manchmal gar nicht genau sagen, warum genau sie keine Lust haben zu arbeiten. Sie fühlen sich antriebslos, müde und schlapp. Dies erstreckt sich oft auf alle Lebensbereiche.
Depressionen können träge machen
Der Psychotherapeut Daniel Hell nennt in seinem Buch Depression: Wissen was stimmt die „Aktionshemmung“ als eines der Zeichen einer möglichen Depression. Depressive Menschen seien verlangsamt und interessearm und wirkten dadurch träge. Dies sind sie jedoch gegen ihren Willen. Hell erklärt den Hintergrund: „Es macht Sinn, Demütigungen und Kränkungen sowie Überlastungen nicht einfach wegzustecken und so zu tun, als wäre nichts geschehen. Es scheint sogar evolutionär zweckvoll, wenn ein Mensch in hilflos machenden und überfordernden Situationen innehält und sich nicht weiter in ohnmächtiger Wut oder erschöpfendem Übereifer verausgabt, sondern stillhält („träge“ ist) und damit Energie spart. Der Sinn eines solchen Bremsmanövers zeigt sich besonders deutlich im Burnout-Prozess, wenn ein Mensch aus Überforderung heraus zum Innehalten gezwungen wird.“
Wenn es Ihnen gerade so ergeht, suchen Sie Hilfe bei einer Fachperson. Der Hausarzt ist oft am besten zu erreichen. Er kann Sie bei weiteren Schritten unterstützen.
Tipps für mehr Lust bei der Arbeit
In gesundem Zustand können wir alle etwas für unser Wohlbefinden bei der Arbeit tun. In ihrem Buch Die Kunst, die Arbeit zu genießen, zeigt die Psychologin Ilona Bürgel, was hilft, sich selbst zu motivieren. Hier einige ihrer Tipps
- Beginnen Sie den Tag mit etwas, was Ihnen guttut. Kerze, Bad, Musik, egal was, so wie der Morgen ist, wird der Tag. Ruhig und mit Bewusstsein für sich oder gehetzt und im Außen.
- Pflegen Sie Ihr Gehirn. Halten Sie sich fern von negativen Menschen, Klatsch, Tratsch und negativer Berichterstattung. Sie können immer selbst bestimmen, wie viel Zeit Sie dafür investieren.
- Ärgern Sie sich maximal drei Minuten. Sie bestimmen, wofür Sie Ihren Kopf und Ihr Herz hergeben. Sagen Sie »Stopp« und wenden Sie sich dann gedanklich sinnvolleren Dingen zu. Nehmen Sie eine Uhr zu Hilfe.
- Nutzen Sie die Erfolgsformel 3:1. Dies ist die Formel für Positives zu Negativem, wenn wir gesund und als Team erfolgreich bleiben wollen. Beginnen Sie Meetings mit positiven Informationen, schreiben Sie Ermutigendes in Ihren Mailabsender.
Ilona Bürgels wichtigster Tipp zum Schluss:
„Sehen Sie, was Sie leisten. Viel zu lang haben wir darauf gewartet, dass uns Kollegen oder Chefs mal fragen, wie es uns geht, uns loben oder sehen, was wir leisten. Sie werden es nicht tun, solange wir unsere Leistungen nicht selbst anerkennen und uns nicht selbst wichtig nehmen.“