Träume, der „Königsweg zum Unbewussten“
Sigmund Freud, der Erfinder der Psychoanalyse, sah in Träumen Hinweise auf verborgene Wünsche des Schlafenden, die im Wachzustand unterdrückt und dann nachts im Traum befriedigt werden. Freud bezeichnete Träume als „Königsweg zum Unbewussten“. Auch Carl Gustav Jung, der Begründer der analytischen Psychologie, misst Träumen eine große Bedeutung bei: Er sieht in ihnen eine Eben der Kommunikation zwischen dem Bewussten und dem Unbewussten.
Fest steht, dass Träume in enger Beziehung zu unserem Leben, unserem Alltag und unseren Erfahrungen stehen. Das ist es, was uns an ihnen fasziniert und in uns das Bedürfnis weckt, die Bedeutung unserer Träume zu entschlüsseln.
„Die bewusste Auseinandersetzung mit den Träumen lohnt sich auf jeden Fall, denn so können Anregungen und Impulse aus den Traumbotschaften leichter für das wache Ich nutzbar gemacht werden“, sagt der Psychologe Dieter Schnocks und zeigt in seinem Buch Was unsere Träume sagen wollen, wie man mit den eigenen Träumen richtig umgeht.
Die Bildersprache der Träume
„Zu allen Zeiten hat die lebhafte, oft bizarre Bilderwelt der Träume die Menschen fasziniert“, sagt Günter Harnisch, Leiter der Gesellschaft für Traumforschung und -therapie. „Zwar vergessen wir die meisten Trauminhalte sofort wieder. Doch die wenigen, die wir in unser Tagesbewusstsein hinüberretten, sind oft außerordentlich ausdrucksstark.“
Träume sprechen in Symbolen: Bilder, die wir in unseren Träumen sehen, stehen stellvertretend für das, was unsere Seele uns mitteilen will. Aber nicht alles, was wir in der Nacht träumen hat eine tiefere Bedeutung.
In seinem Werk Das große Traum Lexikon präsentiert der Traumtherapeut 1500 Traumsymbole und deutet sie psychologisch. Eine Auswahl an häufigen Traumsymbolen, die Menschen auf der ganzen Welt träumen, haben wir für Sie zusammengestellt.
Warum Träumen wichtig ist
„Wenn wir am Träumen gehindert werden, dann staut sich alles Erlebte in uns auf“, so Benediktinermönch Anselm Grün in seinem Buch Vom spirituellen Umgang mit Träumen. „Die Träume verdauen das Erlebte und machen uns am nächsten Tag wieder offen für das Neue, das auf uns einströmt.“
Wer durch ungesunden Lebenswandel seine Traumzeiten im Schlaf verhindert, kann auf Dauer psychische Störungen wie Depressionen bekommen. Denn Träume sind ein wichtiger Ausdruck unseres Unterbewusstseins. Träume machen uns auf Themen aufmerksam, die wir bearbeiten sollten, oder zeigen uns Schritte, die wir gehen sollten. Im Traum können wir erkennen, was unserer Seele guttut.
Viele Menschen haben Angst vor bedrückenden oder ängstigenden Albträumen. Im Traum verfolgt werden, nicht von der Stelle kommen oder in tiefe Schluchten hinabstürzen: die Liste der Horrorszenarien im Traum ist lang. Doch psychologisch gesehen haben auch Albträume ihre Vorteile: „Sie zwingen uns, uns der eigenen Wahrheit zu stellen“, erklärt Anselm Grün. „Das, was uns im Traum verfolgt, weist auf eine Schattenseite in uns. Wir sollten uns mit dieser Schattenseite anfreunden. Dann wird sie oft zu einer Quelle neuer Kraft und Lebendigkeit“, sagt der Benediktinermönch.
Wie Träume Beziehungen und Trauer heilen
Oft begegnen wir in Träumen Menschen, denen wir nahestehen oder nahegestanden haben. Dabei ist uns der andere mal ganz nahe, mal scheint eine große Distanz zwischen ihm und dem träumenden Ich zu liegen. Letzteres deutet meist auf einen ungelösten Konflikt hin.
Um mit geliebten Menschen ins Reine zu kommen, hilft es sich den eigenen Träumen zu stellen und sie begreifen zu lernen. Dies gilt im besonderen Maße für den Prozess der Trauer beim Tod eines nahestehenden Menschen. „Träume können zu einem wichtigen Wegbegleiter im Trauerprozess werden“, schreibt Roland Kachler, der Experte für Trauerbegleitung in seinem Buch In meinen Träumen finde ich dich.
Träume beeinflussen
In der Regel sind das Traum-Ich und das Wach-Ich strikt voneinander getrennt. Doch in besonderen Traumzuständen, den „luziden Träumen“, wird sich der Träumer bewusst, dass er träumt und kann sein Handeln im Traum jederzeit frei beeinflussen.
Luzides Träumen kann man üben, etwa indem man sich die Frage, ob man träumt oder wach ist, während des Tages so oft stellt, dass sie auch in den Traumphasen bewusst wird. Dann entsteht mit der Zeit die Fähigkeit, die eigenen Entscheidungen im Traum gezielt zu steuern. Der Träumende lernt mit seinem Unterbewusstsein aktiv umzugehen und so über den Traum hinaus das eigene Verhalten positiv zu verändern.