Es beginnt mit einer Meinungsverschiedenheit. Die Partner reden sich in Rage, schaukeln sich langsam hoch. Das Gespräch wird lauter, die Partner machen sich gegenseitig Vorwürfe und vertreten eisern ihren Standpunkt. Beide fühlen sich missverstanden, ungerecht beschuldigt, nicht in ihrer Meinung respektiert. Das Streit-Karussell dreht sich in schwindelerregendem Tempo. Es eskaliert: Sie hacken aufeinander rum, brüllen sich an, beleidigen sich. Das Ende vom Lied: Beide sind frustriert, heiser und innerlich vergiftet. Sie verlassen das „verwüstete Schlachtfeld“. Funkstille.
Kämpfe können böse enden
Paarberater und Familientherapeut Martin Koschorke warnt: „Derlei Auseinandersetzungen fressen, wenn sie häufiger vorkommen, das Zuneigungs- und Liebeskapital einer Beziehung auf. Führen Sie regelmäßig solche ‚Gespräche’, kann es böse enden.“ Warum? Aus zwei Gründen.
- Partner A hat Recht, aus seiner Sicht. Partner B hat auch Recht, aus seiner Sicht. Alle beide haben Recht.
- Partner A und Partner B sind verschieden. Darum haben sie sich gefunden. Darum sind sie glücklich miteinander, wenn es beiden gut geht. Darum sind sie gerne zusammen: Weil sie sich ergänzen und bereichern, eben weil sie unterschiedlich sind. Weil sie verschieden sind, haben sie auch verschiedene Meinungen, Meinungsverschiedenheiten. Das ist so, und das wird so bleiben.
Männer versus Frauen: Unterschiedliches Streitverhalten
Es ist sinnlos, den Partner von seiner Sicht zu überzeugen; es kostet nur Mühe und Nerven – denn bekanntlich sind Männer und Frauen sehr unterschiedlich, auch im Streitverhalten: Manche Männer können es kaum ertragen, dass nicht alle so denken, wie sie selbst. Darum versuchen sie, der Partnerin zu beweisen, dass ihre (männliche) Sichtweise die bessere sei. Überwiegend natürlich ergebnislos. Auf derartige Missionsversuche eines Mannes reagieren Frauen meist auf zweierlei Art und Weise: Sie hören nicht mehr hin – dann ist der Mann frustriert. Oder sie widersprechen – dann ist der Mann auch frustriert.
Tipps fürs richtige Streiten: Ruhig bleiben!
Damit sich ein Streitgespräch nicht in einen Kampf verwandelt, schlägt Martin Koschorke folgende Strategien vor:
- Wenn er/sie heftig wird: Denken Sie bei sich, „Es geht ihm/ihr nicht gut, sonst würde er/sie nicht so schreien“. Sagen Sie Ihrem Partner freundlich: „Ich möchte dir gerne zuhören, aber ich kann nicht gut zuhören, wenn du so heftig bist. Sag es bitte noch einmal ruhiger, mir zuliebe.“
- Wenn er/sie Ihnen Vorwürfe macht: „Sag mir bitte, was du von mir möchtest. Sag mir bitte auch, warum du dir das von mir wünschst.“ (Dieser zweite Teil ist sehr wichtig.) Er wird vermutlich erst einmal sagen, was er nicht will. Sie bleiben dann dabei, von ihm zu erfahren, was er positiv will.
- Wenn er/sie Sie beschimpft, sagen Sie: „Ich merke, du bist sauer. Aber ich mag nicht, dass du mich beschimpfst.“ Sie stehen auf: „Ich gehe jetzt nach nebenan und komme in einer halben Stunde wieder. Vielleicht haben wir beide uns dann beruhigt.“
- Wenn es Ihnen gelingt, cool zu bleiben, können Sie auch sagen: „Ist das die Art und Weise mir zu zeigen, dass du mich magst?!“
- Wenn er/sie immer noch nicht aufhört: „Ich will darüber nachdenken, was du gesagt hast. Ich sage dir morgen, was ich dazu meine“ und Sie verlassen den Raum oder die Wohnung.
- Bevor Sie voller Wut platzen, gehen Sie – rechtzeitig in Ihr Zimmer; nehmen Sie Papier und schreiben Sie Ihre Wut aus sich heraus. So schützen Sie sich.
Wer so streitet, der geht wertschätzend miteinander. Wer einen Streit gut führen und beenden kann, der gewinnt Vertrauen in die Tragfähigkeit der Beziehung. So kann die Liebe wachsen.