Kelly, Maite
Wolffsohn, Michael
Historiker und Publizist
Frings, Thomas
Wehrmann, Ilse
Diplom-Sozialpädagogin und Erzieherin
Krumeich, Gerd
Historiker
Nach wie vor halten Essen und Trinken Leib und Seele zusammen. Aber noch im 19. Jahrhundert haben die Menschen den Wechsel von Saat und Ernte viel intensiver wahrgenommen. Eine gute Ernte sicherte das Überleben während des Winters – eine schlechte Ernte konnte auch den Tod bedeuten.
Durch die Globalisierung hat das Erntedankfest ganz neue und auch andere Aspekte erhalten. Das Teilen kommt mehr in den Blick und auch die ungerechte Verteilung aller der Dinge, die wir alle zum Leben brauchen, erhält – nicht nur in Corona-Zeiten – eine ganz neue Dimension.
DANKE sagen für die Ernte; bei uns in Europa heißt das mittlerweile auch: Danke sagen für ein Leben im Überfluss! Und dennoch: Der nun zu Ende gehende lange und wiederum viel zu heiße Sommer hat viele auch hier bei uns nachdenklich gemacht. Die Bilder von vertrockneten, sonnenverbrannten Äckern, sterbenden Bäumen und ganzen Wäldern können nicht darüber hinwegtäuschen, dass wir in einer großen Umbruchsituation leben, die über das Klima, die Lebensmittel, die Mobilität usw. alle unsere Lebensbereiche tangiert. Und wie wir durch Corona sehen und lernen konnten: Es betrifft den ganz- en Erdball!
Und dennoch oder gerade deshalb können wir Erntedank feiern, um uns daran zu erinnern, dass uns die Erde sättigen kann, wenn wir nicht nur bebauen, sondern – wie es im Schöpfungsauftrag heißt – auch bewahren. Und das schließt dann auch die Verantwortung für die noch kommenden Generationen mit ein, die oft nicht mehr wissen, dass Kühe nicht lila sind und Gummibärchen nicht auf Bäumen wachsen. Schöpfungsverantwortung und Dankbarkeit müssen eingeübt werden. Wir können dazu die Samen legen. Dazu eine kleine Nachdenk-Geschichte:
Es war einmal ein Mensch, der betrat einen Laden. Er war ganz überrascht, denn hinter der Ladentheke stand ein Engel. Verwirrt fragte er: „Was verkaufen Sie?” – „Alles”, antwortete der Engel. „Oh, prima”, meinte der Mensch und legte los: „Dann hätte ich gern: gute Freunde, Menschen, die mich verstehen, gute Noten in der Schule, viel Zeit für mich selbst und Frieden für alle Menschen . . .” Der Engel unterbrach ihn: „Entschuldigen Sie, Sie haben mich da missverstanden. Wir verkaufen keine Früchte; wir haben lediglich den Samen . . .!”
Geben wir diese guten Samen weiter an unsere Kinder und Enkelkinder und ganz stark auch den Wunsch nach Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der guten Schöpfung Gottes. Begleiten wir das Reifen dieser „Samenkörner“ mit unserer Liebe und unseren Gebeten!
Was auch immer der Monat Oktober noch so an Festen und Gedenktagen beinhaltet: Über allem sollte die Dankbarkeit in diesem Monat stehen – auch wenn vielleicht unsere persönlichen Lebenslagen mehr Grund zur Klage aufweisen. Wenn wir auf die Waagschalen des Lebens die Gründe für Dankbarkeit und Klage nebeneinanderhin legen, werden wir sehr schnell feststellen, dass die beiden Seiten ausgeglichen sind.
Ich wünsche Ihnen einen wunderschönen „goldenen Oktober“ mit möglichst viel Gesundheit, wenig Klage und sehr viel Dankbarkeit.
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