Kelly, Maite
Wolffsohn, Michael
Historiker und Publizist
Frings, Thomas
Wehrmann, Ilse
Diplom-Sozialpädagogin und Erzieherin
Krumeich, Gerd
Historiker
Geschichten von der Auferstehung sind Geschichten vom Leben. Wie können wir das verstehen? „Gott ist wie ein glühender Backofen voller Liebe, der da von der Erde bis in den Himmel reicht“; das ist ein schönes Bild, das Martin Luther einmal in einer Predigt gebraucht hat. Ein wunderschönes Bild, so wie es auch für „Auferstehung“ Bilder gibt, die uns helfen können, erfahrbar zu machen, was auferstandenes Leben heißt. Solche Bilder lassen uns begreifen, was Menschen vor Zeiten meinten, wenn sie von Auferstehung sprachen. Ein Gedicht von Marie-Luise Kaschnitz drückt das so aus:
Manchmal stehen wir auf Stehen wir zur Auferstehung auf Mitten am Tage Mit unserem lebendigen Haar Mit unserer atmenden Haut Nur das Gewohnte ist um uns. Keine Fata Morgana … Und dennoch leicht Und dennoch unverwundbar Geordnet in geheimnisvolle Ordnung Vorweggenommen in ein Haus aus Licht.
Inmitten so vieler Todeserfahrungen in unserer Welt, angesichts vieler Tode, die jeder stirbt, bevor er stirbt, sagt M. L. Kaschnitz: Vorweggenommen in ein Haus aus Licht. Auch das ist ein Bild. Wer hätte solche Erfahrungen von Auferstehung im Leben nicht auch schon gemacht, trotz aller Tode!
Vielleicht sollten wir am ehesten von Glück reden, wenn hörbar, fühlbar, lebbar werden soll, was aufstehen, aufrichten in meinem, in unserem Leben heißt: Wenn ich zum Beispiel getröstet werde, wenn ein mir zugewandter Mensch neben mir steht und mich nicht alleine lässt. Jesus hat von solchem Leben in der Welt gesprochen. Er wollte Leben bringen und kam dabei um sein Leben. Aber sein Tod ist nicht das Ende, sondern wurde zum Anfang neuen Lebens. Das Bild dieses Lebens, für das Jesus gestorben ist, lebt in allen Auferstehungsgeschichten weiter – weil Auferstehungsgeschichten Geschichten vom Leben sind. Und weil es in den Ostererzählungen um das Leben geht, gehört dazu auch eine zutiefst menschliche Szene. Zwei Jünger auf dem Weg nach Emmaus. Hier beginnt unsere eigene Geschichte. Der Weg von Jerusalem nach Emmaus ist unser Weg. Er ist der Weg durch Ereignisse in unserem Leben, die uns belasten, die wir nicht verstehen können, an denen wir manchmal verzweifeln möchten. Es ist der Weg durch eine Welt, in der es allzu oft aussieht, als gäbe es keinen Gott. Es ist der Weg der ungelösten Rätsel hinter uns und der offenen Fragen vor uns.
Manchmal freilich geschieht es, dass uns die Augen geöffnet werden, dass wir erkennen, warum der Weg gut war, den wir oft mühsam gehen mussten. Manchmal ahnen wir oder spüren wir, dass der Auferstandene mit uns geht und vieles in einem anderen, hoffnungsvollen Licht erscheint. Leben heißt unterwegs sein auf der Suche nach Erkennen, nach Sinn. Wer bei den Antworten stehen bleibt, verliert sie. Wir müssen die Fragen, das Ungelöste und Offene aushalten. Die Begegnung mit dem Auferstandenen liegt immer vor uns.
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