Kelly, Maite
Wolffsohn, Michael
Historiker und Publizist
Frings, Thomas
Wehrmann, Ilse
Diplom-Sozialpädagogin und Erzieherin
Krumeich, Gerd
Historiker
Das Brot auf unserem Titelbild steht für die einfachen, unverzichtbaren Dinge des Lebens. Das Bild soll Anstoß sein, darüber nachzudenken, was man im Leben auch weglassen könnte, um freier zu werden und entspannter und konzentrierter für das, was wirklich wichtig ist. In dieser Zeit auf Ostern zu, da auch draußen in der Natur nur wenig ist, was unsere Sinne reizt und verwöhnt, bietet es sich an, davon zu sprechen, was wir nicht wirklich brauchen, aber auch davon, was uns unfreiwillig genommen wird.
Verzicht ist auf den ersten Blick ja nicht schön. Es fällt uns schwer, auf etwas zu verzichten oder etwas wegzugeben, was uns im Laufe der Jahre lieb geworden ist. Aber es geht ja nicht ohne Verzicht, und wohl dem, der es bei Zeiten gelernt hat, herzugeben. Das fängt schon damit an, dass wir lernen müssen, die Nähe der Mutter zeitweise zu entbehren. Der Weg in den Kindergarten bedeutet Verzicht auf häusliche Geborgenheit. In den Familien gilt es, zugunsten der Geschwister zu verzichten. In der Schule können wir unseren Willen und unsere Pläne auch nicht immer durchsetzen. Und wir machen die Erfahrung, dass selbst jede gute Entscheidung für etwas Sinnvolles, zugleich den Verzicht auf viele andere gute Alternativen bedeutet. Wenn wir in jungen Jahren noch das Gefühl haben, dass mit jedem Lebensjahr die Kräfte und die Fähigkeiten zunehmen, so wird mit zunehmendem Alter klar, dass wir an Kraft und auch an Schönheit und an Lebenszeit verlieren, und die letzten Lebensjahre sind häufig eine besonders schmerzliche Lehrzeit in Sachen Verzicht.
Aber Verzicht ist nicht immer Verlust, sondern kann auch Gewinn bringen und Schaden abwenden. Und es gibt die Momente, in denen man locker genießen kann, auch wenn andere meinen, es sei Zeit zum Verzicht. Unser Glaube gibt uns unerhörte Freiheit, zu verzichten oder auch nicht, wenn das, was wir tun, in Liebe geschieht und in Verantwortung vor Gott.
Die „Fastenzeit“ beginnt am 14. Februar. In der evangelischen Tradition kein Grund, „in Sack und Asche“ zu gehen, wohl aber ein Anstoß, über das Verzichten und das Genießen, das Habenwollen und das Loslassen nachzudenken und einzuüben, was uns hilft, weniger „süchtig“ zu leben, frei zu sein in Jesu Nachfolge.
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