AndachtKarfreitag ist zum Weinen da

Karfreitag ist der eine Tag im Kirchenjahr, der zum Weinen da ist. Gott hat seinen Sohn zu den Menschen geschickt, weil er so voller Liebe war. Jesus hat Menschen getröstet und geheilt und miteinander ins Gespräch gebracht. Er hat die Wahrheit gesagt und Grenzen geöffnet. Und jetzt hängt er am Kreuz. Und es sieht aus, als würde er wirklich sterben. Kein Mensch hilft ihm und Gott auch nicht. Das passiert jetzt wirklich. Es gibt kein Wunder. Es ist ein Tag der Dunkelheit. „Mein Gott, warum hast du mich verlassen?“ sind Jesu letzte Worte. Und dann ist er tot.

Karfreitag ist zum Weinen, weil unsere Welt zum Weinen ist.

Diese Krankenschwester, die so voller Liebe war, dass sie sogar ohne Mundschutz noch weiter gearbeitet hat, die ist jetzt auch krank. Und es sieht nicht gut aus. Sie hat Menschen getröstet und geheilt und ihnen gute Worte gesagt. Und jetzt stirbt sie. Das passiert wirklich.

Und dieser Mann, der nicht an Grenzen glauben wollte und der die Wahrheit gesagt hat, nämlich dass er genau so viel Recht auf ein gutes Leben hat, wie jemand, der zufällig in Europa geboren ist, der verreckt jetzt im Dreck vor der Grenze. Das passiert wirklich.

Karfreitag ist zum Weinen, weil unsere Welt zum Weinen ist. Wir müssen dem ins Auge blicken. Heute ist der eine Tag, an dem wir die Nachrichten bis zum Schluss gucken sollten, an dem wir die Kinder keine bunten Regenbogen malen lassen sollten, an dem wir nicht sagen sollten „Alles wird gut.“ Es wird nicht alles gut. Vieles ist viel zu schrecklich, als dass es je wieder gut werden könnte. Vieles ist unwiderbringlich kaputt. Auch in uns selbst. Heute ist der Tag der Tränen. So oft müssen wir lügen und sagen, „alles nicht so schlimm…““The show must go on.“ Heute nicht. Heute ist Weinen.

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