Groß sind die Werke des Herrn, kostbar
allen, die sich an ihnen freuen.
Psalm 111,2 (E)
Den Herrn will ich preisen von ganzem Herzen im Kreis der Frommen, inmitten der Gemeinde. So beginnt der 111. Psalm. Gleich daran schließen sich die Worte an, die uns durch diesen Monat begleiten wollen: Groß sind die Werke des Herrn, kostbar allen, die sich an ihnen freuen.
Wenn ich den Psalm an dieser Stelle mit eigenen Worten fortsetzen dürfte, dann würde ich diese großen Werke Gottes in den Blick nehmen. Ich würde von Dingen erzählen, die mich im Innersten anrühren. Es müsste spürbar werden, wie wertvoll und kostbar sie mir sind, wie reich und einzigartig sie mein Leben machen und wie sehr ich mich an ihnen freue. Gottes wunderbare Schöpfung würde ich in meinem Psalm besingen. Zunächst ginge mein Blick nach oben, ans Sternenzelt, in die faszinierende Weite des Alls. Dann gingen meine Gedanken zu den überwältigenden Schönheiten dieser Welt. Die Berge kämen mir in den Sinn und das Meer und alles, was darinnen ist. Der Anblick von Tausenden von Delphinen vor der Küste Teneriffas würde ebenso einen Glanz auf meine Augen zaubern wie der Gedanke an die beiden grün schimmernden Käfer beim Hochzeitstanz, die mich bei einem Sonntagsausflug in den Bann gezogen haben. In meinem Psalm würden sowohl die fernen als auch die nahen, sowohl die großen als auch die ganz kleinen Dinge ihren Platz haben. Und jeder Teilabschnitt meines Lobpreises würde gekrönt durch ein „Fantastico!". Und das müsste klingen wie bei unserem italienischen Reiseführer von der Amalfi-Küste. Ganz aus der Tiefe kommend, inbrünstig, total begeistert. Und mit diesem „Fantastico" würde mein Psalm auch enden. Es wäre für mich die verdichtete Form unseres Monatsspruches: Groß sind die Werke des Herrn, kostbar allen, die sich an ihnen freuen, fantastico!
Ach, wenn uns unser Monatsspruch doch mit offenen Augen und mit der Bereitschaft zum Staunen in diese Sommerzeit schicken könnte, sodass dieses inbrünstige „Fantastico" tief in unseren Herzen wohnen und immer wieder über unsere Lippen kommen könnte!
Vielleicht aber würden Sie den Psalm ganz anders fortführen wollen. Vielleicht denken Sie bei den „großen Taten Gottes" in erster Linie gar nicht so sehr an die Schönheit der Natur, sondern an das, was Sie ganz persönlich in Ihrem eigenen Leben als Gottes Führung und Bewahrung und Wohltat erfahren haben. Manches davon ist vielleicht so großartig und überwältigend, dass es kaum in Worte zu fassen ist. Da passt dann vielleicht auch nicht mehr dieses begeisterte „Fantastico", sondern eher ein stilles, andächtiges, Herz und Seele ganz erfüllendes „Gott sei Dank", ein Magnificat, das vielleicht in Auszügen dem der Maria gleicht. „Meine Seele erhebt den Herrn, und mein Geist freut sich Gottes, meines Heilandes … denn er hat Großes an mir getan, der da mächtig ist, und dessen Name heilig ist."
Diesen Gott, der da heilig und mächtig ist, ihn allein hat der Beter des 111. Psalms vor Augen. Und so spricht er nur von ihm und seinem Heilshandeln. Er spannt den Bogen weit, und er nimmt den Mund voll. Er spricht von Gottes Wahrheit, Recht und Gerechtigkeit, von Gottes Fürsorge, Gnade und Barmherzigkeit, von Gottes Ordnungen, die dem Leben Grundlage und Zukunft geben, und von dem ewigen Bund, den Gott mit seinem Volk geschlossen hat. Und er spricht von der Erlösung, die Gott seinem Volk gesandt hat. Das Volk Israel denkt dabei in erster Linie an die Befreiung aus der Sklaverei in Ägypten.
Mir aber wird bei dem Stichwort „Erlösung" die Brücke zu Jesus Christus geschlagen. Und so reizt es mich noch einmal, den Psalm mit eigenen Worten fortzusetzen. Ja mehr noch, es drängt mich richtiggehend. Im Blick die Erlösung, die uns unser gnädiger und barmherziger Gott in Jesus Christus geschenkt hat. Und ich lade Sie ein, es mit mir gemeinsam zu tun.