Menschen reden, denken und träumen in Bildern. Der Mensch drückt mit Worten aus, was er in Bildern sieht. Sage ich Baum, so muss ich das Bild eines Baumes kennen, sonst wird mein Wort sinnlos. Sage ich Gott, werden Erinnerungen wach, Bilder meiner Erfahrungen mit Gott.
Menschen reden, denken und träumen in Bildern von Gott. Alle heiligen Schriften sind Zeugnis dieser Bilder. Schöpfer, Retter, Richter, König, Kind, Vater ... sind Bilder, mit denen die Bibel den Gott beschreibt, der selbst verbietet, tote Abbilder herzustellen und sie an seiner Stelle anzubeten. Er hat sein Abbild selbst geschaffen - den Menschen.
Die Advents- und Weihnachtslieder unserer Kirche beschreiben die Bilder des Kommens Gottes. Sie greifen Bilder der Bibel auf und malen sie weiter in der Sprache ihrer Zeit und Vorstellungswelt. Und doch sind es immer wieder die gleichen Motive: Bilder des Lichts in der Finsternis, des Tores, einer aufblühenden Blume, eines gerechten Königs. Es sind dies Bilder, die tief im Innern des Menschen auf Verständnis stoßen, Bilder, die der Mensch mit der Seele hört und versteht. Deshalb veralten diese alten Lieder nicht.
Ich erinnere mich an die ersten „Offenen Nächte" an Heiligabend in meiner damaligen Mannheimer Friedenskirche. Holzdielen über die Bänke gelegt, erst die Mägen gefüllt mit einer guten Suppe, dann die Herzen und Seelen mit Liedern. An meine „Ansprachen" erinnere ich mich nicht mehr. Aber an die fast heilige „Stimmung", als wir die Weihnachtslieder sangen. Obdachlose und Mittelstandsbürger, Zahnlose und Goldkettchenträger. Ohne die Lieder, ohne die gesungenen, gesummten Bilder vom Kommen Gottes wären die Nächte hilfreich und gut gewesen. Die Lieder schlugen Brücken zwischen den Welten.
Ich wünsche unseren Leserinnen und Lesern, auch sie mögen nicht nur „Dienste tun", sondern selbst etwas spüren von der „Wiederkehr des Glanzes in der Welt".